DIE TOTEN HOSEN - ALLES OHNE STROM

Label: | JKP / WM GERMANY |
Jahr: | 2019 |
Running Time: | 78:48 |
Kategorie: |
Liverecording |
Eigentlich ist es mittlerweile völlig egal, was Die Toten Hosen anpacken oder singen/spielen. Die Fans saugen auf wie ein nasser Schwamm. Ergo, war es nur eine Frage der Zeit, wann die Düsseldorfer mit einem, zweiten akustischen Album an die Anhänger herantreten. Das erste gab es ja bekanntlich 2005 („Nur Zu Besuch: Die Toten Hosen Unplugged im Wiener Burgtheater“). Eingetütet wurden insgesamt einundzwanzig Beiträge, in einem Digi-Pack, samt fettem Booklet. Die Recordings stammen von einem Wochenende (13./14. Juli 2019), aufgenommen in der Düsseldorfer Tonhalle. Heuer ergänzt man das eigene Programm (davon teilweise sogar etwas Neues) um Cover-Versionen, die zum einen für mich eher überraschend sind aber den Fans durchaus geschmeckt haben. Zumindest ist der Applaus stets infernalisch.
Zusammen mit einen Bläsersatz, einer Streicher-Formation, Klavier und Akkordeonspieler, sowie einer Percussionistin verstärkt, setzte man mit diesem Konzept und zusammengerechnet sechzehn Musikern, einen alten Traum um. Doch man muss auch vorsichtig sein, denn schließlich bin ich selber ein alter Fan und ich kann mir vorstellen, dass diese nicht mehr punkigen Tracks, wahrscheinlich nicht allen gefallen werden. Niemals war die Band weiter weg vom Punk, als mit dieser musikalischen Umsetzung. Das ist nun absoluter Kommerz-Pop, mal jazzig, im Big Band Stil, mal Polka-like, mal in einer Liedermacher-Variante („Politische Lieder“, geschrieben von Funny van Dannen) oder gar im Schlager Beat angesetzt. Alle Songs sind zumindest kompositorisch umgemünzt worden und verlieren manchmal ihr originales Flair. Hier stand wohl stets der Spaß Pate.
Eingeleitet wird a capella mit „Entschuldigung, Es Tut Uns Leid!“ à la Comedian Harmonists. Weiter geht es mit einem Wiederspruch, „Strom“, natürlich ohne Strom aber mit Streichern. „Urknall im Ska-Rhythmus kommt richtig geil. Bei „Laune Der Natur“ und „Das Ist der Moment“, knallt der Reggae Groove. Mit „Kamikaze“ setzt ein neuer Song ein. Konzipiert als Ballade, der im Refrain in eine Hymne eintaucht. Das wird auf fernen Festivals der nächste Handy-Lichter Song, haha. Na ja, ich gehe jetzt nicht durch alle Lieder. Erwähnen sollte man noch den Rammstein-Hit „Ohne Dich“, den man sich hätte schenken können. Passt gar nicht. Dafür ist die Piano-Ballade „Schwere(-los)“, die sich lyrisch mit einer Ausschwitz-Überlebenden beschäftigt, wirklich gelungen und Band-typisch. „Everlong“ kommt aus dem Fundus der Foo Fighters, englischsprachig und irgendwie fehl am Platze. Im Zigeuner Sound serviert man „Paradies“ und ein weiterer Neuling „Sorgenbrecher (Auf Euch)“, ertönt als irischer Kneipensong. Der letzte Neuzugang „Feiern Im Regen“, ist eine typische Bandhymne. Wie dem auch sei, der Käufer entscheidet wie immer selber. Schade, dass dies keine Doppel-CD geworden ist, denn wie auf der Blu-Ray sehen kann, hätte das Material durchaus gereicht.
Note: Keine Wertung
Autor: Steve Burdelak