SOLIPSISM - TRHLINY V (NE)SKUTOCNOSTI


Label:SUN & MOON
Jahr:2020
Running Time:29:22
Kategorie: Neuerscheinung
 

Solipsismus bezeichnet die philosophische Annahme, dass außerhalb des eigenen Ichs keine Realität existiert. Ziemlich passender Name für eine Depri-Kombo. 2018 gegründet, veröffentlicht das Trio aus der Slowakei hier ihr Debütalbum, „Trhliny V (Ne)Skutočnosti“ („Risse In Der (Nicht)Realität“). Eingerahmt zwischen den Opener „Ozveny Minulosti“  („Echos Der Vergangenheit“) und dem finalen Track „Ozveny Budúcnosti“ („Echos Der Zukunft“), erzählen die fünf Tracks von Melancholie, Existenzkrisen und Negativität, die Texte sind alle auf Slowakisch gehalten. Wenn man die Sprache spricht, sind die Vocals sehr gut verständlich. Es handelt sich um melancholischen, melodischen Midtempo Black Metal mit kleineren Ausflügen in schnellere Gefilde und dezentem Keyboard im Hintergrund. Irgendwie erinnern sie stellenweise an Drudkh, an anderen Stellen an Shining. Die hypnotischen, teilweise geradezu triumphalen Riffs werden von starkem, wütenden heiseren Gesang begleitet, transportieren aber stets eine melancholische Grundstimmung. Akustikpassagen lockern die Songs auf und vermitteln eine (un)angenehme Kälte. Großes Kino, was hier musikalisch geboten wird, die Riffs setzen sich sofort fest und begleiten den Hörer den Rest des Tages über.

Leider ist die Produktion nicht so berauschend, denn das Mastering hat die Band selbst übernommen. Die Bassdrum ist oft sehr dumpf und drucklos, was besonders in Doublebasspassagen, wie in „Posledný Nech Zhasne“ („Lass Den Letzten Raus“), wo sie zu einem flatternden Hintergrundbrummen verkümmert, unangenehm auffällt, die Becken scheppern ordentlich. Alles ist etwas fern und klanglich flach. Die Musik an sich vermittelt Tiefe, die aber vom Sound nicht transportiert werden kann. Die Aufnahme klingt tatsächlich wie eine MP3 Datei, die als Audio exportiert wurde. Sehr schade! Die Musik ist nämlich wirklich, wirklich klasse! Der Mix tut ein Übriges, der Gesang und Teile des Schlagzeugs sind zu stark im Vordergrund, ein Riff wird abrupt während des Ausklingens gekappt, was beim Hören beinahe physische Schmerzen hervorruft. Es wirkt jedoch nicht so, als sei der Effekt gewünscht, wie bei Vanhelgas „Varde Mörker“, sondern schlicht und einfach beschnitten. Mit einer besseren Produktion könnte dies ein absolutes Spitzenalbum sein. Wenn sich Solipsism mit ihrer nächsten Veröffentlichung mehr Mühe beim Sound geben, wird dieses mit Sicherheit einen ordentlichen Einschlag verursachen! Eine remasterte Version von „Trhliny V (Ne)Skutočnosti“ wäre ein absoluter Pflichtkauf. So sollte jeder, der mit Depressive Black etwas anfangen kann, auf jeden Fall dennoch zumindest mal reinhören.

Note: 6.5 von 10 Punkten
Autor: Andreas Sprack


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