HELFRÓ - SAME

Label: | SEASON OF MIST |
Jahr: | 2020 |
Running Time: | 30:58 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
Island lieferte in den letzten Jahren eine interessante Band nach der anderen, Helfró reihen sich hier nahtlos ein. 2017 gegründet legen sie als erstes Lebenszeichen ein selbstbetiteltes Vollalbum vor und müssen sich nicht hinter anderen großen Isländischen Namen verstecken. Die beiden Herren, von denen einer bei den Landsmännern von Svartidauði live Erfahrung sammeln durfte, haben ihr Debüt eigentlich schon vor zwei Jahren ausschließlich digital veröffentlicht. Das scheint Season of Mist dermaßen überzeugt zu haben, dass sie die Band kurzerhand unter Vertrag nahmen und das Album nun in physischer Form nachlegen. Und das kann ich gut nachvollziehen. Helfró spielen rohen Black Metal, dem die Kälte und Ödnis der kargen Isländischen Landschaft durchaus anzuhören ist. Das Album bietet sieben Songs, die so finster wie die Polarnacht daherkommen. Es handelt sich zwar um Raw Black Metal, wer allerdings ausschließlich monotones, wüstes Geknüppel erwartet, wird hier nicht fündig. Die Songs bieten einige, genrefremde Überraschungen, wie (Tech-) Death Metal-Anleihen oder sogar klaren Gesang (wenngleich homöopatisch dosiert), der für eine beinahe rituelle Stimmung sorgt. Es verirrt sich sogar die ein oder andere Melodie, wenngleich die meisten Passagen immens dissonant den Hörer frösteln lassen. Der Gesang, sehr im Vordergrund, variiert zwischen beinahe Death Metal-tauglichen Growls und gefälligem Kreischgesang, gewürzt mit tiefen, gesprochenen Passagen. Das Schlagzeug knüppelt, mit nur kurzen Ruhepausen, gut dreißig Minuten absolut tight durch.
Irgendwie erinnert Helfró an einen Hybrid aus Dark Funeral und Deathspell Omega, dennoch hat man als Hörer nicht das Gefühl einen Aufguss von vielfach Gehörtem serviert zu bekommen, sondern lädt die Musik ein, sich intensiv mit ihr zu beschäftigen. Die sehr geschickt arrangierten Songs mit knifflig aufgebauten Takt- und Riffwechseln erschließen sich nicht immer auf Anhieb, aber das macht grad den Reiz des Albums aus. Es gibt immer wieder Momente, die im ersten Augenblick kurz irritieren, sich aber schnell ins Gesamtbild einfügen und die Stimmung eher vertiefen als zu stören. Die Texte sind allesamt auf Isländisch (ja, die haben eine eigene Sprache) und handeln von, ja, wovon eigentlich? Die Songtitel „Ávöxtur Af Rotnu Tré“ (Frucht des faulen Baumes), „Þrátt Fyrir Brennandi Vilja“ (Trotz heftigen Willens) oder „Hin Forboðna Alsæla“ (Die verbotene Glückseligkeit) sprechen keine klare Sprache. Egal. Es wird unbestritten eine Menge an Wut transportiert. Helfró ist definitiv keine Entspannungsmusik, aber wer noch einen guten Soundtrack sucht, um im Berufsverkehr mal seinen Sportwagen auszufahren oder einen Ferienjob als Schlachter im Akkord annehmen will, der ist hier mit Sicherheit gut bedient, lediglich der Mix mit sehr präsentem Gesang mag Geschmacksache sein, mir jedenfalls gefällt er.
Note: 7 von 10 Punkten
Autor: Andreas Sprack