WELICORUSS - SIBERIAN HEATHEN HORDE


Label:EL PUERTO
Jahr:2020
Running Time:47:11
Kategorie: Neuerscheinung
 

Die Russen von Welicoruss dürften jedem aus der Black Metal Szene, zumindest vom Namen her, ein Begriff sein, da sie gefühlt seit drei Jahren, non Stop durch Europa touren. Ich selber sah sie letztes Jahr in einem winzigen Club, wo sie auf der kleinen Bühne in ihren sibirischen Barbaren Kostümen seltsam deplatziert wirkten. Nach drei Songs hatte ich aber auch genug. Keine Ahnung, wie sie es bei diesem Pensum schaffen, neue Alben aufzunehmen. Untätigkeit kann man ihnen jedenfalls sicher nicht vorwerfen. Alles in mir sträubte sich, diese CD einzulegen. Diese nachgemachte, klar lesbare Runenschrift ist mir per se ein Graus. Der Albumtitel klingt dermaßen plakativ, dass sich die Jungs ihrer Sache sehr sicher sein müssen. Der Pressetext kündigt an „die sibirische Horde wird über Europa herfallen“. Nun gut, lasse ich mich überraschen. „Siberian Heathen Horde“ ist stilistisch nur am Rande als Black Metal zu bezeichnen. Es ist vielmehr hauptsächlich eine Mischung aus Orchester, Power Metal, Hörspiel und viel Pathos, gepaart mit den schlimmsten Stilmitteln, die der Metal zu bieten hat. Sehr viel Orchester trifft auf schwere Gitarrenriffs und Saitengefriemel. Das Ganze geht in den Metalpassagen immerhin recht schnell zur Sache, das Schlagzeug ist immer auf dem Punkt. Der Gesang variiert stark, jedoch meist im klaren Bereich. Teilweise verzerrte Growls lassen erinnern, dass das Ganze unter dem Stempel „Symphonic Black Metal“ läuft. Stellenweise sind die Vocals aber beinahe schon New Metal-lastig. 

Die Lyrics, teils auf Russisch, teils auf Englisch sind klar verständlich (wenn auch nicht immer richtig ausgesprochen), untermalt werden sie von Chören. Der Mitgrölrefrain „Feel my breath behind your Neck (…) we are siberian Heathen Horde“ im Titeltrack mag live, begraben unter einem Haufen besoffener Metalbrüder funktionieren, auf Platte löst er bei mir spontan Fluchttendenzen aus. Bei „Metaphysical“, welches mit einer gesprochenen Anleitung für eine Atemmeditation beginnt, ist es bei mir vollkommen vorbei. Glücklicherweise zählt der Sänger im Anschluss noch mit „one, two, three, four“ den Song ein, dachte schon, eine Steigerung sei nicht mehr möglich. Der folgende Gesang, der so auch von Bullet for my Valentine hätte stammen könnte, macht das Licht aus. Nein. Einfach nein. Nach einem gesprochenen Outro ist die Platte vorbei und hinterlässt so gar nichts außer der Freude, es überstanden zu haben. Produktionstechnisch ist hier alles top. Dennoch erscheint das Album seelenlos, die Musik ist definitiv eher auf Live-Massenkompatibilität getrimmt, vermutlich auch wegen der vielen Konzerte, die Welicoruss spielen. „Siberian Heathen Horde“ erscheint wie ein krampfhafter Versuch, Hymnen im Stil von „Warriors of the World“ von Manowar unter dem Etikett „Symphonic Black Metal“ zu kreieren. Wer „Eonian“ von Dimmu Borgir oder „Nymphetamine“ von Cradle of Fitlh für unbestrittene Meilensteine des Black Metal hält, sollte hier getrost zuschlagen. Alle anderen eher nicht.

Note: 2 von 10 Punkten
Autor: Andreas Sprack


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