HOLOCAUSTO EM CHAMAS - לָשׁוֹן הַקֹּדֶשׁ

Label: | HARVEST OF DEATH |
Jahr: | 2018 |
Running Time: | 40:42 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
Der Bandname der Portugiesen heißt auf Deutsch übersetzt „Holocaust in Flammen“, wobei Holocaust ja eigentlich im Wortsinn auch „totale Verbrennung“ bedeutet. Hier ist also irgendwas definitiv verbrannt. Aber es soll ja nun nicht um semantische Spitzfindigkeiten gehen, sondern um Musik. Anbrennen lassen die beiden Herren aus dem Land der Algarve allerdings auch musikalisch so einiges. Es handelt sich bei לָשׁוֹן הַקֹּדֶשׁ („L'shon Hakodesh“, bedeutet auf Deutsch soviel wie „die heilige Sprache“) um Raw Black Metal, wobei „raw“ hier besonders exzessiv ausgelebt wird. Die Lyrics, teils auf Portugiesisch, teils auf Englisch, bestehen offenbar größtenteils aus geschrieenen Vokalen, lediglich die Songtitel werden als Text erkenntlich wiederholt. Musikalisch präsentiert sich die Platte ebenfalls wenig abwechslungsreich. Einzelne Tracks herauszunehmen macht keinen Sinn, da diese alle mehr oder weniger gleich klingen. Enervierende Zwei- oder Dreitonriffs, unsauberes, simples Schlagzeugspiel mit viel Hall, teilweise untermalt mit Orgelmucke aus der Dose. Unklar bleibt, ob tatsächlich gesampelte Pistolenschüsse verwendet wurden oder das Schlagzeug nur dermaßen grottig aufgenommen wurde, dass es so klingt. Eine Bassdrum sucht man vergebens. Abrupte Übergänge zwischen den einzelnen Riffs wirken manchmal, als seien hier zwei Aufnahmen aneinander gesetzt worden. Einzig „From The Catacomb“ sticht hervor, der Song weist auf einmal eine andere Tonart auf. Es gibt sogar etwas wie eine Melodie, die leider recht unsauber eingespielt ist und sich hartnäckig neben dem Takt des Schlagzeugs hält. Es bleibt beinahe ein Instrumentalstück, nur im Hintergrund sind vereinzelte Schreie zu hören.
Das Album endet schlagartig, bevor der letzte Ton zu Ende ausgeklungen ist und man stellt sich unweigerlich die Frage, ob Holocausto Em Charmas bei der Aufnahme der Stecker gezogen wurde, was auch erklären könnte, warum sich niemand die Mühe gemacht hat, das fertige Werk abzumischen. Leider nein, leider gar nicht. Als Proberaummitschnitt könnte man die Scheibe noch durchgehen lassen, als Album, na, ich weiß nicht so recht. Minimalismus und simple Aufnahmetechniken sind zwar ein Markenzeichen von Raw Black Metal, jedoch scheint, dass es hier kein Stilmittel, sondern eher technisches Unvermögen ist. Die gerne genutzten Bomb-Ins lassen vermuten, dass die Herren ihre Instrumente zumindest teilweise beherrschen, der Gesang klingt schön gequält und könnte eine düstere Atmosphäre schaffen, wenn die Gesamtpackung nicht so furchtbar anstrengend wäre. Einen einzelnen Song, wenn er denn dann vernünftig produziert wäre, könnte man gut hören, aber ein ganzes Album dieser Qualität? Nein danke. Ich könnte mir vorstellen, das Album bietet einen netten Soundtrack, wenn man beim Sperrmüll Raustragen auf der Treppe ausrutscht, eine Empfehlung hierfür würde ich aber nicht geben.
Note: 3 von 10 Punkten
Autor: Andreas Sprack