JESS AND THE ANCIENT ONES - SAME

Label: | SVART |
Jahr: | 2012 |
Running Time: | 54:57 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
Die siebenköpfige Band Jess And The Ancient Ones bringt im Mai 2012 ihr gleichnamiges Debütalbum raus. Vorne weg: es ist keins dieser Alben, das in wenigen Sätzen kommentiert werden kann. Das künstlerisch ansprechende Design des Covers hat mich gleich neugierig gemacht; ich dachte dabei an die Farbe lila als Zeichen des letzten Versuchs, an Flower Power, an Janis Joplin und Woodstock, und ich war gespannt, ob meine Assoziationen zutrafen. Gleichzeitig haben sich die Finnen ganz und gar dem okkulten Rock verschrien, wie in ihrem Artwork auch erkennbar ist. Holy Shit, Okkultismus, ein für meinen Geschmack eher zweischneidiges Schwert. Wie passt das alles zusammen? Der erste Track "Prayer For Death And Fire" bestätigt zunächst die Erwartungen. Der Sound der späten 60er/frühen 70er ist unverkennbar; die ersten Akkorde hätten ebenso aus Mars Bonfire's Feder für Steppenwolf fließen können. Die harmonische Stimme von Frontfrau Jess, sowie ihr Zwiegesang mit dem 'Herrn des Grabhügels', geben dem Song dann aber doch eine komplett andere Wende. Ähnlich gehen sie auch beim darauf folgenden "Twilight Withcraft" vor. Es scheint, als wolle man sich an Black Sabbath bedienen, aber dann kommt doch wieder alles anders. Der dritte Titel "Sulfur Giants" ist einfach nur superb. Die satte Spiellänge von 12:33 Minuten lassen viel Zeit und Raum, um mit JATAO auf Erlebnisreise zu gehen. Zuerst das melancholische Intro, getragen von Piano und Gitarre, eingebettet im weichen Bass-Fundament und im noch weicheren und gleichzeitig druckvollen Ohrengeschmeichel von Jess. Der Song baut sich erst langsam auf und findet die perfekte Dosis in Sound, Rhythmik, Gesang und Dramaturgie. Die Band ist gleich mit drei Gitarristen besetzt und das ist bei "Sulfur Giants" hörbar. Man könnte meinen, Iron Maiden hätten hier wie von Geister Hand ihre Finger an den Saiten und den Sticks gehabt. Also unbedingt bis zum letzten Ton anhören, es lohnt sich. "Ghost Riders" und "13th Breath Of The Zodiacs" reihen sich erneut in 70's Manier ein, wobei letztgenanntes Lied als Debütsingle sehr erfolgreich über den finnischen Ladentisch ging und den Grundstein für diese Platte legte. "Devil" ist der einzige Song, der ein wenig aus seiner Art schlägt. Man stelle sich eine Gottes-Abtrünnige in einer verqualmten Piano-Bar vor, die mit einem Whisky in der einen Hand und dem Mikro in der anderen durch Blues und ein bisschen Dreck in der Stimme den Teufel auszutreiben versucht. Mit einem nochmals über zwölf Minuten währenden Ohrenschmaus "Come Crimson Death" schließt das Album ab. Resümierend ist festzustellen, dass der okkulte Wahn nicht Einzug gehalten hat. Das Thema ist in den Songs zwar allgegenwärtig, ich verstehe es aber eher als Sinnessuche und ehrliche Auseinandersetzung mit dem Glauben und dem Tod. Esoterische Dummschwätzerei oder gar mega übersinnliche Dämonen haben hier Gott sei Dank keine Plattform gefunden. Weder kracht es, noch ist es hard 'n' heavy. Trotzdem übt die Musik Faszination und einen gewissen Charme aus. Handelt es sich um fein durchdachte Arrangements in Kombination mit einer tollen Sängerin oder wird sich hier an einem alt bewährten Muster bedient, das zur Zeit seine Renaissance erlebt? - Man weiß es nicht... Wir dürfen also sehr gespannt sein, was da noch kommt.
Note: 8 von 10 Punkten
Autor: Vera Cruzz