MAYHEM - DAEMON


Label:CENTURY MEDIA
Jahr:2019
Running Time:49:24
Kategorie: Neuerscheinung
 

Bei Szene-Urgesteinen scheiden sich ja immer so ein bisschen die Geister. Zwar werden sie immer für ihre Frühwerke verehrt, für ihre neuen Alben interessieren sich aber in der Regel die wenigsten. Manchmal erregen sie aber nach langer Zeit auch wieder etwas Aufsehen, so wie zum Beispiel Darkthrone mit ihren letzten beiden Scheiben. Genau wie ihre Kollegen von Mayhem zählen sie bis heute zu den unangefochtenen Urvätern des norwegischen Black Metals, der Anfang der Neunziger nicht nur durch musikalische Aktivitäten für Schlagzeilen gesorgt hat. Das ist uns allen bekannt, auch die Tatsache, dass Mayhems zwei Kultmucker, Gitarrist Euronymous (1993) und Sänger Dead (1991), schon längst nicht mehr unter uns weilen. Die Band scheißt drauf und lässt den Kult weiter aufleben. Trotz zahlreicher Besetzungswechsel machen sie einfach immer weiter. So ganz unbegründet ist das nicht, wenn man sieht, wie lange die beteiligten Musiker zum Teil schon dabei sind. Bassist Necrobutcher ist Gründungsmitglied von 1984 (mit einer kurzen Unterbrechung von 1992 bis 1993), Schlagzeuger Hellhammer seit 1988 dabei und Ex-Tormentor-Sänger Attila Czihar schon seit 1993, jedoch mit einer zehnjährigen Unterbrechung von 1994 bis 2004. Aber den Großteil von Mayhem kennt man selbst dann noch, wenn man die Band schon länger nicht mehr verfolgt hat. Gänzlich unbekannt sind dagegen die beiden „neuen“ Gitarristen Teloch (seit 2011) und Ghul (seit 2012). Mit dieser Besetzung bringen die Norweger nun – nach „Esoteric Warfare“ aus dem Jahr 2014 - ihr zweites Album in Folge raus, schlicht „Daemon“ betitelt. Im Prinzip gehen sie konsequent den Weg weiter, den sie schon seit der „Wolf´s Lair Abyss“ EP im Jahr 1997 eingeschlagen haben, auch wenn ich das Gefühl habe, dass Mayhem wieder etwas eingängiger geworden sind; technisch versiert zwar, aber eben songdienlich.

Schnell und tight prügelt Hellhammer auf sein Schlagzeug ein. Die schnellen, sehr hoch klingenden Gitarren verleihen den zwölf enthaltenen Songs eine frostige, klirrende Kälte. Sänger Attila kreischt heiser und erinnert häufig an seinen Vorgänger Maniac, der 1987 und von 1994 bis 2004 in der Band war. Aber auf seine urtypischen, tiefen Knurrlaute verzichtet er natürlich trotzdem nicht. Auch wenn Mayhem heute wieder richtig fies klingen, behalten sie eine geringfügige Progressivität, die etwas an Satyricon nach der Jahrtausendwende erinnert. Die beiden noch relativ neuen Gitarristen fügen sich sehr gut ins Gefüge ein. Man hat nie das Gefühl, dass es sich hier um eine gänzlich neue Band handelt. Sie klingen trotzdem immer noch wie Mayhem, auch wenn – sowohl von der Musik als auch vom Spirit her – die alten kultigen Tage natürlich schon lange gezählt sind. Aber auch alte Bands dürfen noch neue Alben machen, und alte Fans dürfen diese auch noch gut finden! Man muss sich nicht immer nur an den alten Alben aufgeilen. Streng genommen gibt es da von Mayhem mit „De Mysteriis Dom. Sathanas“ auch nur eines, auf dem Dead und Euronymous allerdings auch schon tot waren. Mayhem haben auch heute noch ihre Daseinsberechtigung, weil sie immer noch ihr eigenes Ding durchziehen und sich auch heute noch von ihren vielen Kopisten gravierend unterscheiden. Fans ihrer Tonträger nach der Jahrtausendwende werden zwar mit „Daemon“ sicherlich mehr anfangen können als die Anhänger der Frühphase. Aber Mayhem bleiben auch Anno 2019 immer noch kompromisslos, brutal und vor allem interessant!

Note: 7.5 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller


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