HOLOCAUST - ELDER GODS


Label:SLEASZY RIDER
Jahr:2019
Running Time:47:53
Kategorie: Import
 

Mit Holocaust meldet sich eine der dienstältesten Bands zurück, die Mitbegründer der New Wave Of British Heavy Metal waren. Die Schotten waren aber immer schon anders als alle anderen Bands der Szene. Sie waren viel härter, progressiver, experimenteller und eigenständiger und standen immer schon mehr auf harte Riffs als auf kitschige Twinleads. Mit Unterbrechung sind sie schon seit 1977 aktiv. Ab 1989 begann ihre Experimentierfreude, in der sowohl thrashige als auch melancholische Elemente mit in die Musik einflossen. Mein persönlicher Favorit war das 1997 erschienene Konzept-Album „Covenant“, welches sich an der Fantasy-Saga „Die Chroniken Von Thomas Covenant, Dem Zweifler“ (Originaltitel: „The Chronicles Of Thomas Covenant, The Unbeliever“) von Stephen R. Donaldson orientierte. Holocaust haben seit jeher die Tradition, dass es nie zweimal das gleiche Album von ihnen gab. Das macht die Sache zum einen zwar recht anstrengend, zum anderen aber auch sehr interessant, denn bei den Schotten weiß man nie, was kommt. Die ersten Töne des neunten Albums „Elder Gods“, welches von den Titeln her ebenfalls ein Konzept-Album zu sein scheint, überzeugen schon auf Anhieb. Der Titeltrack stampft ordentlich mit Doublebass. Das nachfolgende „Children Of The Great Central Sun“ pumpt auch ganz gut rein. Dann wird aber der Druck etwas rausgenommen, und es wird abwechslungsreicher. „Ishtar“ beginnt ruhig und melancholisch und steigert sich mit einem langen, psychedelischen Solo in der Mitte. Mit „Observer Two“ gibt es ein knackiges Instrumental mit merkwürdigen spacigen Effekten; übrigens der Nachfolger von „Observer One“ auf dem Vorgänger-Album „Predator“, welches sich ebenfalls als Bindeglied in der Album-Mitte befand. „Eon Of Horus“ beginnt mit Doublebass und direkt mit Gesang und erinnert stark – ähnlich wie der Opener - an das „The Courage To Be“-Album aus dem Jahr 2000. „Astaroth“ klingt dagegen eher düster und beklemmend. Cleane Gitarren bestimmen das Geschehen. Dazu gibt es Doublebass und melancholischen Gesang, der mich oft an Voivod erinnert. „Solaris“ beginnt ruhig und hat ebenfalls cleane Gitarren. So hätte es auch 1992 auf „Hypnosis Of Birds“ stehen können (welches 1996 unter dem Alternativtitel „Spirits Fly“ mit drei Bonustracks und neuem Artwork neu aufgelegt wurde). „Benedictus“ hätte mit der simplen Leadgitarre und dem nöligen Gesang auch auf das letzte Album „Predator“ von 2015 gepasst, welches jedoch deutlich härter und geradliniger war. Übrigens wurden beide Alben in ein und derselben Besetzung eingespielt, was bei Holocaust ein Novum ist. Sänger und Gitarrist John Mortimer, der als einziger noch von früher mit dabei ist, hat mit Bassist Mark McGrath und Schlagzeuger Scott Wallace anscheinend endlich ein stabiles Line-Up gefunden, das gut zusammen passt und gerne mal über den Tellerrand hinaus schaut. Mit „Natural State“ gibt es noch einen Bonustrack, der aber auch ungewöhnlich ruhig beginnt. Das kennt man von Holocaust eigentlich so nicht. Es gibt zwischendurch aber auch ein schleppendes, Black Sabbath-mäßiges Riff, das etwas Leben in die Bude bringt. Das Tempo bleibt aber träge. Ein bisschen mehr Härte hätte dem Album unterm Strich sicherlich gut getan. Aber „Elder Gods“ ist auch ein Album geworden, das erst bei mehrmaligem Hören stetig weiter wächst. Ob man in der heutigen, schnelllebigen Zeit viel Zeit damit verbringen will, sich ein Album schön zu hören, wie man es noch in den Neunzigern gemacht hat, lasse ich mal dahingestellt. Man sollte schon ihre innovativen Alben aus den Neunzigern mögen, um sich mit „Elder Gods“ auseinanderzusetzen. Das Album hält leider nicht das Niveau der ersten beiden Tracks. Fans der Frühphase der Schotten werden sicherlich enttäuscht sein.  

Note: 7.5 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller


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