BLUTENGEL - LEITBILD

Label: | OUT OF LINE |
Jahr: | 2017 |
Running Time: | 139:31 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
Mal wieder was aus der Elektro-Schmiede des Szene-Kopfes Chris Pohl und seiner beiden Mitstreiterinnen: Nichtmal ein Jahr nach dem letzten Studioalbum erscheint mit „Leitbild am 17.02. diesen Jahres nun das nächste. Zugegeben, war ich nie ein großer Fan des Trios, auch wenn mir gerade die Frühwerke ganz gut gefallen. Dementsprechend hoch waren meine Befürchtungen, Blutengel würden auch auf ihrem neuen Werk zu sehr in Richtung schwarzen Schlager abdriften und wieder einfach irgendwie anspruchslos zusammengebastelte Tracks raushauen. Nach dem Intro, welches gut drei Minuten dauert, bevor der Song beginnt, scheint meine Vermutung zunächst zu stimmen: Neben pompösen Orchester Sounds fällt vor allem der stumpfe Beat, welcher keine Variantion zulässt, negativ auf, was sich erst mit „Waste My Time“ ändert, wo man sich eine etwas fettere Produktion erlaubt hat. Das Titellied „Leitbild“ überrascht dagegen mit Einflüssen aus dem Dubstep, welche in der Tat sehr überraschend auftauchen, aber sehr passend platziert sind. Alles klar, wenn es mit solchen Überraschungen weitergeht, kann das noch richtig gut werden, denn auch der Text ist entsprechend aussagekräftig. An manchen Stellen bekommt man allerdings den Eindruck, dass Frontmann Pohl während der Aufnahmen die Lust am Singen verloren hat. Seine Stimme wirkte ja schon immer recht monoton, aber diesmal ist es wirklich extrem. „Unser Weg“ wartet mit einer gewissen Protest-Attitüde auf, welche auf den ersten Blick nicht wirklich trotzig wirken will, doch halt – wir reden hier von Blutengel, von daher geht das so schon klar, Punk machen andere. „Immortal“ ist der Song der Ladies, in welchem sich Pohl ausnahmsweise mal komplett zurückhält und dem Zuhörer einen Track nur mit der Stimme von Ulrike schenkt. Erstmal geht es mit dem typischen Blutengel-Sound weiter, bis „Say Something“ wieder aufhorchen lässt: Wahnsinn, Sänger Chris ändert tatsächlich mal seinen Gesangsstil und klingt nun so, als hätte er bei Sisters of Mercy Sänger Eldritch ein wenig Gesangs- und Kompositionsunterricht genommen. Das überrascht wirklich positiv. Auch die Remixe auf der zweiten CD, unter anderem von der Neue Deutsche Härte Band Ost+Ftront können sich durchaus hören lassen. Fazit: Auch wenn mir die Musik noch nicht wirklich zusagt, so haben es die Musiker endlich mal wieder geschafft, sich etwas Neues einfallen zu lassen und sorgen für die ein oder andere Überraschung. Gerne mehr davon, denn solche Ideen kommen garantiert auch bei den Fans an.
Note: 6.5 von 10 Punkten
Autor: Clemens Steinberg