Es war wieder einmal so ein Abend, an dem nichts richtig läuft. An der Freak Show eingetroffen, pünktlich zum Interview, ist die Band noch unterwegs. Natürlich hat der Club noch geschlossen. Zurück in den Regen auf einen kleinen, recht unleckeren Imbiss. Nachdem wir das Venue ein zweites Mal entern, kann man sich zwischen Soundcheck und Interview nicht entscheiden. So macht die Hälfte der Band und Crew das eine, während ich mit Sänger Baz die ersten Fragen kläre. Hierauf beginnt die lange Wartezeit auf den Gig, den heute nur die Jungs aus Oslo bestreiten. Und hier finden wir gleich alle Gründe, warum der Zuhörer, mitten in der Woche, für einen relativ unbekannten Act fern bleibt: es spielt nur eine Band und wie nur recht wenig Besucher anwesend sind, verschiebt sich der Auftritt in spätere Stunden, da der Wirt auf weiteren Getränkeabsatz in der Wartezeit hofft. Das geht voll nach hinten los. Fast um 22:00 Uhr ist es dann soweit, die kleine aber coole Bühne explodiert. Dummerweise nur für knapp unter einer Stunde Spielzeit, was fast schon lächerlich für den einzigen Act und somit ja Headliner des Abends ist. Niterain haben bislang nur ein Debütwerk („Crossfire“) auf dem Markt, was hier songdienlich ausgenutzt wurde, um ihren Sleaze aus Norwegen zu promoten. Das gelingt mit ihrer bunten Mischung aus Mötley Crüe, Pretty Boy Floyd und Poison und den Hits wie „My World“, „Run Run Run“, „Bad Girl“ oder auch „Dirty“. Allerdings schlagen seit dem Entstehen des Albums im Jahr 2013, keine neuen Songs im Set auf. Man belegt die Posten mit sage und schreibe sechs Cover-Tracks, wobei AC/DC und Van Halen mit ihren Hits an der Spitze stehen. Na ja, die Stimmung zwischen Band und Publikum ist gut und die Musiker nutzen den spärlichen Platz der Bühne recht aktiv (zudem ist musikalisch und gesanglich alles im grünen Bereich), aber ich hätte mir doch etwas mehr Substanz an Liedgut und Spielzeit gewünscht, denn bevor die Stunde schlägt, ist das Happening vorbei und man lädt zum Umtrunk am Merchstand ein. Nächstes Mal lieber nicht fragen, wo das Publikum und zumindest ein weiterer Redakteur irgendeines Magazins bleibt.
NITERAIN
Essen, Freak Show, 19.11.2015
Autor: Steve Burdelak - Pics: Steve Burdelak