Kaum eine andere Band hat in so kurzer Zeit einen so rasanten Aufstieg erlebt wie die beiden Bremer von Mantar. Mit ihrem ganz eigenen Stil, welcher sich am ehesten als eine Mischung aus Black Metal, Doom Metal und Punk beschreiben lässt, begeistern sie seit 2014 mit ihrem Album „Death By Burning“, welches nun 2016 mit „Ode To The Flame“ seinen würdigen Nachfolger bekommen hat. Die Gelegenheit, die beiden am Tag ihres Albumreleases in meiner Heimatstadt Kiel in der legendären Schaubude zu sehen, lasse ich mir natürlich nicht entgehen. Supportet werden Mantar dabei von den Lübecker Doom-Punkern „Sodium“.
Nach dem mäßigen Auftritt des Mantarsupports in Flensburg im letzten Jahr bin ich natürlich gespannt, wer die Stimmung diesmal anheizen darf. Diesmal ist es die Lübecker Band Sodium. Für alle, die die Schaubude nicht kennen: Es ist ein sehr kleiner Club, in dem die Bühne ebenfalls so klein ist, dass lediglich die beiden Schlagzeuge darauf Platz finden, der Rest der Band muss sich irgendwie davor platzieren, denn die Bühne ist mit den Zuschauern auch fast auf einer Ebene. Um Fotos machen zu können, muss ich mich also auch in die erste Reihe quetschen, was angesichts der ausverkauften Schaubude mit über 130 Gästen recht eng wird. Aber zurück zu Sodium. Tja, was soll ich sagen, die Jungs aus Lübeck haben in jedem Falle eine unheimlich beeindruckende Liveenergie, welche sie uns mehr als deutlich spüren lassen. Der Sänger, welcher augenscheinlich nicht mehr der nüchternste ist, tobt wie ein irrer vor der Bühne auf und ab, während er und seine Band uns eine bestialische Mischung aus Doom, Hardcore Punk und Metal um die Ohren hauen. Obwohl die Jungs alles aus sich rausholen und sich auf dem kleinen Platz, den sie haben, richtig austoben. Hier sind wirklich Irre am Werk, wie sich auch an einigen akrobatischen Einlagen des Bassers zeigt, welcher gerne mitten im Song auf die Bassdrum des Schlagzeugers klettert oder mir ne kleine Bierdusche verpasst. Darauf angesprochen, entschuldigt er sich aber hinterher mehrmals und betont, diese sei eigentlich seinen Bandkollegen vorbehalten.
An einem Abend wie heute ist mir das aber egal, denn Sodium haben gut vorgelegt, jetzt freue ich mich auf Mantar. Ich glaube, ich habe im Eingangsabschnitt fast alle relevanten Fakten genannt. Einzig die Liveenergie des Duos fehlt noch. Aber dass dies ein besonderer Auftritt werden würde, merkt man bereits zu Beginn. Nach dem krachenden Opener „The Stoning“ lässt Gitarrist Hanno erstmal eine Flasche Havanna durchs Publikum wandern und macht sofort weiter. Im Song „Spit“ lässt er sich entgegen früherer Interviewaussagen doch dazu hinreißen, das Publikum auffordernd anzuschauen und die letzten Zeilen brüllen zu lassen, was vielleicht auch daran liegt, dass die Schaubude gerammelt voll und recht klein ist. Spätestens mit „Era Borealis“ ist die Menge derart am Kochen, dass der erste Moshpit entsteht und ich die meiste Zeit damit beschäftigt bin, meine Freundin von den tobenden Berserkern abzuschirmen und dabei selbst mehrmals fast ins Schlagzeug falle, welches direkt vor mir steht. Black Metal ist Krieg, das wird hier mehr als deutlich! Das einzige, was das Hörerlebnis wirklich beeinträchtigt, ist das viel zu leise eingestellte Mikrofon von Hanno. Für den erfahrenen Mantarhörer mag das nicht so dramatisch sein, aber der Rest steht lediglich vor einer Wand aus Gitarren- und Schlagzeuginferno. Trotzdem geben die beiden auf der Bühne alles und zeigen auch gegen Ende des Sets keine Ermüdungserscheinungen. Die Aktionen gehen so weit, dass Hanno auf einmal seine Gitarre in die Verstärkerwand feuert und auf seiner zweiten weiterspielt. Bei „White Nights“, dem ultimativen Abschluss holt er alles aus sich heraus und lässt sich zum Crowdsurfen hinreißen, während er weiter seine Riffs schreddert. Am Ende bleiben die Zuhörer tosend, aber auch ziemlich erschöpft zurück. Alle Achtung, das ist richtiger Rock 'n` Roll, was hier abgegangen ist. Dieses Konzert war definitiv nichts für schwache Gemüter oder schmächtige Personen. So ein intensives Konzerterlebnis habe ich vorher selten gehabt. Jeder, der die Gelegenheit hat, Mantar einmal live zu sehen, sollte diese unbedingt nutzen. Ich werde es ebenfalls tun, wenn sich die nächste Möglichkeit bietet.