FLESHGOD APOCALYPSE - KING

Label: | NUCLEAR BLAST |
Jahr: | 2016 |
Running Time: | 57:41 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
Voller Scham muss ich eingestehen, dass mir Fleshgod Apocalypse bis dato nicht wirklich viel gesagt haben, obwohl das italienische Sextett beim Majorlabel Nuclear Blast unter Vertrag steht und mit "King" bereits seinen vierten Longplayer raushaut. Okay, ich bin auch nicht wirklich im Death Metal bewandert, aber was mir hier um die Ohren geballert und in feinster Weise orchestriert wird, ist schon ein richtig geiles Ding. Mann oh Mann. Höchst individuell, ja wohl einmalig zelebrieren die Jungs eine Mischung aus symphonischen, eher richtig klassischen Elementen mit brutalstem Death Metal. Nein. Sie lassen musikalische Welten aufeinander knallen. Wie heißt es so schön. Gegensätze ziehen sich an? Feuer und Eis. Der ewige Kampf "Gut gegen Böse", hier in perfekter Weise musikalisch umgesetzt. Man stelle sich vor: Cannibal Corpse, Carcass oder At The Gates treffen auf Franz Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und mittendrin Elemente, die an Filmmusiken von Hans Zimmer oder auch John Williams erinnern. Die Ideen daher ganz konsequent auch als Konzeptalbum umgesetzt. Der King repräsentiert einen gerechten, integren, weisen, sehr positiven Charakter in einer korrupten, tief fallenden, sich dem Ende zuneigenden Epoche, die genauso im Mittelalter wie auch im einundzwanzigsten Jahrhundert spielen könnte.
Nach einem epochalen, ja cineastisch daher kommenden Intro, welches seinen Namen "Marche Royale" auch wahrlich verdient, haut bereits der Opener "In Aeternum" so gewaltig rein, dass alles einfach nur weggeblasen wird. Fetteste, sehr technisch daher kommende Riffs, im Hintergrund gewaltige Chöre mit kraftvoller Orchesterinszenierung und da böse Growls im Wechsel mit eher cleanen Shouts. Kompakt, vielfältig, einfach unglaublich komplex und am Ende eine fantastische Leadgitarre, die in ganz ruhige Momente führt. Die Wucht setzt sich auch in den nachfolgenden Tracks eindrucksvoll fort und immer wieder diese Wechsel. Hier die Symphonie und Klassik und auf der anderen Seite die knackigen Drums, die hart metallischen Riffbretter und ganz böse Growls. Auch "The Fool" verbindet in nahezu perfekter Weise die klassischen Arrangements mit dem Technical Death Metal. Einfach unglaublich wie in dem Song über das Klavier gebrettert wird. "Cold As Perfektion" dann mit einem hymnischen Beginn, etwas zurück genommenen Growls und Chören mit Unterstützung durch einen Sopran. Der Track wurde übrigens auch als Videoclip inszeniert. Schaut ihn euch mal an. Mit "Paramour (Die Leidenschaft Bringt Leiden)" wird nicht nur an Fahrt rausgenommen, nein, hier handelt es sich um eine reine Operninszenierung mit deutschem Text. Fast unglaublich, dass sich sowas, fast schon biederes auf einem Metalalbum wiederfindet. Nachfolgende Tracks wie "And The Vulture Beholds", "Gravity" und auch "A Million Death" mit hier wieder epochalem Start durch ein gewaltiges Orchester mit geil quietschenden Geigen, hauen dann wieder richtig unters Gebälk. Die "Syphilis", im Song dargestellt mit stampfenden Elementen, hellen Glocken, die an uralte Werke von King Diamond erinnern und weiblichem Sprachgesang, scheint offensichtlich das Ende der Welt zu besiegeln. Der Kampf zwischen Gut und Böse, hier ganz klassisch umgesetzt mit bitterbösen Growls und einem lieblichen Sopran. Mit dem nochmalig herausragenden Klavierstück "King" endet dann unsere Erzählung.
Es dürfte kein Geheimnis mehr sein, dass mich Fleshgod Apocalypse mit ihrem Meisterwerk "King" im wahrsten Sinne des Wortes so richtig geflasht haben. Für mich und alle Metaller, die wirklich mitreden wollen, ein Pflichtkauf und zwar ohne Wenn und Aber. Zu gerne würde ich den Italienern die volle Punktzahl geben, aber halt, irgendwie muss ich ja versuchen, die Jungs für ihren nächsten Output noch etwas zu pushen. Ein Kniefall vor dem König.
Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Andreas Gey