OST+FRONT - STERNENKINDER


Label:OUT OF LINE
Jahr:2015
Running Time:17:46
Kategorie: Neuerscheinung
 

Mit der Auskopplung "Sternenkinder" bereiten die Berliner Ost+Front ihre rasch wachsende Hörerschar auf das Ende Januar 2016 erscheinende dritte Opus "Ultra" vor. Und, soviel sei schon verraten, der Track bildet auch den Opener der kommenden Langrille. Klassisch inszenierte Violinen treffen gleich zu Beginn auf dunklen, bombastisch, ja hier verwende ich gerne den überstrapazierten Begriff "hymnisch" daher kommenden Chorgesang, der den Hörer, wie in einem Sog, sofort mitnimmt. Kraftvoll gehen Klassik und Metal hier eine tolle Verbindung ein, weit weg von Rammstein und ähnlichem Industrial Getöse, in dessen Topf Hermann Ostfront und seine Mitstreiter so gerne geworfen werden. Auch der bissige, wie im Nebel daher gehauchte Remix der dunklen Elektronik Rocker Blutengel weiß mich durchaus zu überzeugen, wohingegen die zu technisiert daher kommende Fassung von Rob Dust recht gewöhnungsbedürftig scheint. Aber auch hier nehmen die Stimme und der Refrain den Hörer einfach mit. Apropos Text. Mit Sternenkinder werden im engeren Sinn Kinder bezeichnet, die mit einem Gewicht von weniger als 500 Gramm während oder nach der Geburt sterben. Betrübte Eltern erweiterten diesen Begriff auch auf Kinder mit einem Gewicht über 500 Gramm. Der Begriff richtet, im Gegensatz zu den eher gefühlslosen Bezeichnungen Fehlgeburt, Totgeburt oder noch schlimmer Abort, abgeleitet vom lateinischen abortus für Missfall, vielmehr den Fokus auf das Kind selbst und berücksichtigt dabei die intensive Bindung zwischen Eltern und Kind mit einer meist verbunden, sehr langen Trauerphase. Ost + Front beschreiben in ihrem Song einerseits die enge Bindung aber gleichsam das Lösen von den Elternteilen als Reisende der viel zu jung verstorbenen zum Himmelszelt. Den Abschluss des kurzen Outputs liefert eine sehr orchestrale Version von "Moldau". Dem Interessierten sei vermeldet, dass die "Moldau", im tschechischen Original wird der Fluss "Vltava" genannt, eine von sechs sinfonischen Dichtungen von Bedrich Smetana's Gesamtwerk "Mein Vaterland" darstellt, dessen Aufführung zum 12. Mai eines jedes Jahres den Beginn des musikalischen "Prager Frühlings" symbolisiert. Puh, schwere Kost.

 

Note: Keine Wertung
Autor: Andreas Gey


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