SCHIZOID LLOYD - THE LAST NOTE IN GOD´S MAGMUM OPUS


Label:BLOOD MUSIC
Jahr:2014
Running Time:57:24
Kategorie: Neuerscheinung
 

Bei dem vorliegenden Opus versprach mir mein Chefredakteur ein signiertes Poster meiner Metalhelden Manowar. Nichts ahnend ließ ich mich auf diesen Deal ein und bereits nach dem ersten Durchgang war mir klar, dass ich meinen Ohren selten etwas Komplexeres zugetraut / gegönnt habe. Eigentlich klar bei dem Namen. So wird mit "schizoide" eine Persönlichkeitsstörung bezeichnet, gleichsam dem Betroffenen aber eine berufliche Genialität beschieden. Das Hauptproblem der Krankheit ist die sehr große Sehnsucht nach Nähe bei gleichzeitiger Angst davor. Das Sextett mit mannigfaltiger Instrumentierung stammt aus dem holländischen Haarlem und verarbeitet in ihrem Erstlingswerk nahezu alle Musikgenres und packt selbige in ein ultraproggiges Gewand, wobei die Grundlage aller Arrangements aber meines Erachtens die gottgleichen Queen bilden und das alleine reicht schon aus, sich mit diesem Werk geduldigst auseinanderzusetzen. Bereits im Opener "Suicide Penguin" kommen nach einem eher an Powerwolf oder Sabaton erinnernden Intro, hier hat man noch Hoffnung, dass alles doch nicht ganz so komplex ist, umgehend kräftige Anleihen an "Bohemian Rhapsody" zum Tragen. Die Orgel erinnert hier an losgelöste Partys auf einem Kirmesplatz, nachfolgende Chöre an Kirchengänge zu Ostern und dann kippt alles in ein eher metallisches Werk mit weiter proggigen Gitarren und auch einer ebenso klingenden Orgel über. Der Rest eher wirres Chaos mit Post Rock und Post Punk Attitüden. Das schon im Titel so widersprüchliche "Christmas Devil" mixt dunkle, schnelle Gitarren, heftigste Drums mit wieder chaotischen Choranleihen, als würde, getreu dem Titel, der kirchlichen Institution der Garaus gemacht, hier versinnbildlicht durch Gitarren, die über Choralgesänge und filigrane Orgeln wegstampfen und zum Ende wieder an Queen erinnernde Melodien. Proggiges Gefriggel auf "Avalanche Riders" mit hier an Muse erinnernden Indie-Rock-Arrangements gemixt mit dunkelsten Growls und da eine geniale, an David Gilmour erinnernde Gitarre. Pink Floyd bestimmen auch den Beginn von "Misanthrope Puppet", ehe eine höchst melodische Gitarre erst vom Psychedelischen abkehrt und dann wieder fette Gitarren das Ruder übernehmen. Kaum darauf eingelassen, führen Ska und Hip Hop Elemente beim geneigten Hörer erst zum Kopfschütteln und dann zu Träumereien. "Film Noir Hero" mit tollem Klavier in Anlehnung an die großen Meister erinnert an spätere Solowerke von Freddie Mercury. Und, wie im Titel, ganz großes Kino mit ganz klassischer Inszenierung. Und wieder kräftige Sechssaiter bei "Amphibian Seer", proggige Elemente des Post Rock und hier und da tolle Melodien mit etwas Wave aus Zeiten von The Cure und einer herausstechenden Gitarre, die zusammen mit der Rhythmussektion einen tollen Groove hinterlässt. Und da etwas Prog der großen Rush und Asia. Ganz anders kommt dann zunächst "Cave Painter" mit fettem Gestampfe daher. Auch wenn hier wieder Postelemente einfließen, überwiegen im Grundtenor hier mehr die treibenden, dunklen, sich nahe dem schwarzen Metal bewegenden Elemente. "Chicken Wing Swans" nimmt dann wieder den bereits am Anfang des Outputs angespielten Kirmescharakter auf und fügt sowohl dunkle Elemente wie auch im Gesang vornehmlich postpunkige Attitüden bei, was in der Summe mit wieder an Queen erinnernden Tasten eher zu einem schwer verträglichen Mix führt. "Citizen Herd" kommt zunächst relativ leicht, im seichten Proggewand daher. Hier und da gibt es Indie Rock, moderne Britpop-Elemente und stellenweise klingen die Vocals auch nach Fish (Marillion). Im mittleren Teil dann mit wieder fritzeligen Gitarren und einem Orgelgewirr Anleihen an die ganz großen Progger der 70iger. Und zum Ende des fast zehnminütigen Opus ganz viel Ruhe und etwas Flair aus italienischem Western. Zum allerersten Mal eröffnet der Rausschmeißer "Prodigal Son" mit einer akustischen Gitarre und das dann gleich auf höchstem Niveau im spanischen Flair. Die opernhaft gesungene Ballade ist dabei so verzehrend, so schön, so romantisch und mit seinen ungarischen Weisen zum Ende wie der berühmte Stich ins Herz zum Abschluss dieses Meisterwerkes.

 

Note: 8.5 von 10 Punkten
Autor: Andreas Gey


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