Ungewöhnlich frühlingshaftes Wetter erwartet die sechsköpfige, finnische Death Metal Band Amorphis in der durch den Dom zum Weltkulturerbe erhobenen Stadt Köln, um die restlos ausverkaufte Essighalle so kurz vor Weihnachten noch einmal so richtig zu rocken. Die mehr zum progressiv angehauchten Folk tendierende Band gibt dabei Ihr neustes Machwerk „Under The Red Cloud“ absolut gekonnt zum Besten. Schon die Stimmung in der knapp 200 Meter langen Besucherschlange vor der aus allen Nähten platzenden Location zeigt eine hohe Erwartungshaltung, so dass einem tollen Event nichts mehr im Wege steht.
Aber der Reihe nach. Nach dem obligatorischen Blick auf die moderaten Preise am Merchandise Stand, betritt nach atmosphärisch einleitenden Klängen gegen 19:55 Uhr die Vorband Diagnosis: Different die Bretter, welche für Musiker die Welt bedeuten. Nach dem ordentlichen Opener „Breaker“ zeigt das Folgende „Perspectives“ deutlich mehr Drive auf und der progressive Einschlag war dabei auch nicht ganz zu verleugnen. Im weiteren Verlauf betritt die neue Sängerin die Rampe und konnte auch mit ihrer leicht rauchigen Stimme durchaus punkten. Leicht angehauchter Core, technische Verspieltheit und Raffinesse wechselten sich dann immer wieder ab, um nach dem inbrünstig gesungenen und leicht melancholischen „Shards Of Eden“ und dem demnächst auch als Feedownload zur Verfügung gestellten „Ghost Among The Living“ zum Ende hin den ersten Gig der Band in diesem Jahr mit dem sphärisch startenden Rauskicker „Unseen“ gekonnt zu beenden. Nach stattlichen fünfzig Minuten und dem obligatorischen Foto in Richtung Publikum und entsprechender Beifallsbekundung, verlässt die Band nach einer durchaus ordentlichen Leistung glücklich die Bühne.
Gegen 21:15 Uhr strömt dann endlich Nebel auf den Schauplatz und die ersten symphonischen Töne des Titeltracks der neuen Scheibe von Amorphis erklingen. Der Einsatz des Sechsers reißt sofort die Massen mit und bei dem eingängigen „Sacrifice“ gibt es fast schon kein Halten mehr. Das galoppierende „Bad Blood“ überzeugt ebenfalls, bevor das mitreißende „The Sky Is Mine“ mit zwischenzeitlicher Klatschorgie frenetisch gefeiert wird. Nach der Ansage des seit zehn Jahren sehr agilen Shouters Tomi Joutsen geht es mit „The Wanderer“ weiter, gefolgt vom ordentlichen „On Rich And Poor“. Das mit nacktem Oberkörper und durchgehenden Growls präsentierte „Drowned Maid“ erinnert wieder an das legendäre Jubiläums-Kultalbum „Tales From The Thousand Lakes“. Mit dem abwechslungsreichen, oft Rhythmus wechselnden „Enemy Of The Gates“ und dem wie ein reißender Fluss rasant durch die Gehörgänge schlängelnden „The Four Wise Ones“ geht es dann wieder begeisternd mit dem aktuellen Longplayer weiter, ehe das emotionale „Silent Waters“ inklusive fetter Basslinie überzeugt. Das hooklastige „My Kantele“ wird von den Fans mit gestreckten Metalzeichen (mano cornuta) und enthusiastischen „Yeah Yeah“ Salven quittiert. Nachdem die chorartig von den Fans mitgesungenen „Hopeless Days“ und auch das rhythmische und eingängige „House Of Sleep“ aus den Boxen knallen, bebt schlichtweg die Halle und die Jungs beenden gegen 22:30 Uhr vorerst die Show. Nach kurzen Bitten durch den großen Alarm der Anhänger, erklingen die orientalischen Klänge der Single „Death Of The King“, wobei der ansonsten sehr zugängliche Chorus durch den Sänger zu einem Schlachtruf Refrain mutiert. Das mit Begeisterungsstürmen quittierte Groovemonster „Silver Bride“ schließt sich an, bevor der symphonisch eingeleitete und fesselnde Finisher „The Smoke“, dieses absolut geile Rockspektakel unter dem tosenden Beifall der Massen mit einem Showdown beendet. Weihnachten kann kommen!