Wer geglaubt hat, die Großen des Metals würden Kiel meiden, der wurde spätestens in diesem Jahr eines besseren belehrt. Am 23. November gaben sich die Schweizer Folk Metaller von Eluveitie die Ehre und lieferten im Orange Club in Kiel eine grandiose Show ab. Mit dabei waren die Power Metaller Vexillum und die Isländer von Skalmöld.
Die in Kilts und Lederwesten gekleideten Italiener von Vexillum lieferten einen soliden Power Metal Gig ab und überzeugten so als Opener des Abends. Musikalisch klangen sie in meinen Ohren ein wenig wie Hammerfall oder, wie mein Kumpel René anmerkte, wie die Band Wisdom. Klanglich sowie technisch überzeugend hatte die Band jedoch wie später auch Skalmöld mit dem Umstand zu kämpfen, dass das Schlagzeug aufgrund der kleinen Bühnengröße im vorderen Bereich in einer Reihe mit dem Rest der Band stehen musste, weshalb ich aufgrund meines Platzes in der ersten Reihe direkt vor dem Schlagzeug stand, was den Sound doch ein wenig beeinträchtigte. Hinzu kam der Umstand, dass die Jungs mit ihrem an sich gar nicht schlechten Power Metal nicht unbedingt in das Line-up mit den anderen beiden Bands passte.
Die Isländer Skalmöld waren nicht nur für mich die Überraschung und ein echtes Highlight des Abends. Von der Band hatte ich schon einiges über einen Kumpel gehört und war dementsprechend neugierig, was für eine Figur die Band live abgeben würde. Was soll ich sagen, meine Erwartungen wurden weit mehr als übertroffen. Die sechs Isländer zeigten eine Energie und eine Spielfreude, während sie uns ihre Pagan Metal Songs durch die Gehörgänge jagten. Ihr Auftritt war der lebendige Beweis, dass es manchmal eben nur eine spielfreudige Band braucht, um das Publikum mitzureißen. Wenn die Gelegenheit sich bietet bin ich das nächste Mal definitiv mit dabei.
Nach den grandiosen Skandinaviern betraten nun endlich die Schweizer Eluveitie nach einer kurzen Umbaupause die Bühne. Nun zeigte sich auch, weshalb die beiden Supportbands so wenig Platz hatten, denn das Schlagzeug nahm einen Großteil der hinteren Bühne ein und für eine acht-köpfige Band war die Bühne im Orange Club doch recht klein, aber nicht zu klein. Vom ersten Song an hatten die Musiker um Sänger Christian „Chrigel“ das Publikum auf ihrer Seite und wurden begeistert angenommen. Entgegen einiger Spekulationen, der Frontmann könnte Stimmprobleme haben, überzeugte auch er auf ganzer Linie. Neben den für Eluveitie typischen Pagan Metal Brechern hatten sie auch einige ruhigere Stücke wie den balladenhaften Song „Call Of The Mountain“ im Programm, welchen Sängerin Anna zu meiner persönlichen Freude auf Schweizerdeutsch sang und im Refrain das Publikum mit einband. Nicht nur das Publikum, sondern auch die Band genoss offensichtlich ihren Auftritt, stimmte nach ca. einer Stunde ruhigere Töne an und präsentierte uns ein rein akustisches Set keltischer Folksongs, welche nach Aussage Chrigels die musikalische Seele von Eluveitie darstellten. Nach diesem etwas ruhigeren Intermezzo, welches vom Publikum freudig und begeistert aufgenommen wurde, waren die Herrschaften (und Damen) aber noch lange nicht fertig, sondern legten nochmals mit einer ca. einstündigen Metalperformance nach und holten so auch die letzten Kräfte aus den feiernden Zuschauern heraus. Nach knapp zweieinhalb Stunden hinterließen sie nicht nur bei mir einen bleibenden Eindruck.
Fazit: Dieses Konzert war mit Sicherheit eines der besten diesen Jahres. Wenn sich die Gelegenheit bietet, gucke ich mir Eluveitie definitiv nochmal an.