BLACK STAR RIDERS, THE WEYERS

Essen, Turock, 21.11.2015

Mit ihrem zweiten Album, welches Anfang diesen Jahres veröffentlicht wurde, Platz 23 der deutschen Charts erreichte und vom Verfasser dieser Zeilen schon mal als Highlight ausgerufen wurde, etablierte sich der Fünfer endgültig als Thin Lizzy Nachfolger, auch wenn mit Brian Downey, das letzte verbliebene Gründungsmitglied, bereits 2012 die Band verlassen hatte und am Schlagzeug durch Jimmy DeGrasso ersetzt wurde. Die Location, vorwiegend waren Alt50er und 60er in Jeans am Start, von denen es die eine oder andere Anekdote aus der Früh- oder Blütezeit der Iren zu Hören gab, als noch der gottgleiche Phil Lynott das Micro bediente oder am Sechssaiter ein Gary Moore oder viel später ein John Sykes agierte, war gut gefüllt, aber nicht ausverkauft, was bestimmt nicht am Billing lag, sondern wahrscheinlich dem Umstand geschuldet war, dass anderswo zeitgleich Konzertveranstaltungen stattfanden. Als Warmmacher wurden die Riders auf ihrer "The Killer Instinct European Tour" von dem Schweizer Duo The Weyers begleitet.

the weyersDie Familienbande The Weyers aus den Brüdern Adi und Luke Weyermann betrat pünktlich um 20:00 Uhr die Bühne und während Luke es sich hinter seinem mit orangefarbenen Lämpchen verzierten Drumkit gemütlich machte, welches das gleiche war, das damals Led-Zeppelin-Drummer John Bonham spielte und Adi, von der Bühne aus links stehend, seine Gitarre zur Hand nahm, gaben Sie, ausgeleuchtet von einer Funzel und einem Namensschild, welches an U-Bahn-Stationen im altehrwürdigen London erinnerte, in ihrem halbstündigen Set ein Repertoire ihrer kurzen gemeinsamen Schaffenskraft zum Besten. Die meisten Tracks, die mir allesamt unbekannt waren, dürften dabei von ihrem in 2013 erschienenen Debüt "Within" entstammen, wobei diese Anmerkung mit Vorsicht zu genießen ist, so die Brüder erst seit 2012 zusammen zocken und auf vorangegangenen Gigs auch auf frühere Werke von Adi zurückgriffen haben. Stilistisch wurde fetter, groovender Rock der 70er mit etwas psychodelischer Attitüde zelebriert, sprich leicht schräg, mit Unterstützung von Keyboardklängen oder auch mal Hammond Orgeln vom Band und einer Gitarre, die phasenweise recht deutlich nach David Gilmour (Pink Floyd) klang. Im letzten Song mit punkigen Nuancen kam dann auch etwas stärker der ehemalige Einfluss von Lukes Jugendsünden zu Tage. Dem mitmachenden, klatschenden und sich bereitwillig auf die einfachen Refrains einlassenden Publikum gefiel es.

 

black star ridersNach einer halbstündigen Umbaupause und noch diverser Soundchecks erstürmten dann die Black Star Riders mit "Bloodshot" von "All Hell Breaks Loose", dem "Debüt" aus 2013 die Bühne und was sich anschloss, war eine pure, Gitarrenorientierte, fetteste Rockshow sondergleichen und das ganz ohne irgendwelchen Schnickschnack. Rechts stand der irgendwie immer etwas in sich gekehrte, zurückhaltende, ja man muss schon sagen Sir Scott Gorham. Ganz links agierte ein eher im Hintergrund verbleibender und nur ganz selten mal an den Bühnenrand vorpreschender Robbie Crane am Bass. Rückwertig, hinter einem einfach gehaltenen Schlagzeug grinste Jimmy deGrasso und in Front standen zwei absolute Bühnentiere, namens Damon Johnson an der zweiten, nicht minder genialen Gitarre und in der Mitte trieb Sänger und auch als dritter Gitarrist einspringende Ricky Warwick sein Unwesen. Der ehemalige The Almighty Shouter stieß bereits 2010, in ausgehenden Thin Lizzy Zeiten, zur Band und man muss wahrlich sagen, mit ihm gelang Herrn Gorham wohl ein Glücksgriff. Eine bessere Adaption an Lynotts Gesang hätte er wohl auf der ganzen Welt kaum finden können und zudem ist dieser absoluter Rockfreak noch Ire. Und der Shouter, der letztes Jahr noch mit längeren Haaren und Bandana tourte, gab mit kurz geschoren Haaren, verwaschenen und zerschlissenen T-Shirt die knallharte Frontsau, auch wenn seine Stimme, wie beim genialen, richtig groovig und sleazig vorgetragenen "Blindsided" dennoch jede Schwiegermutter berühren dürfte. Nach dem umjubelten "Jailbreak" und zwei Riffern vom aktuellen Album "The Killer Instinct" griff dann Warwick beim nächsten Thin Lizzy Cover "Are You Ready" selbst zur Klampfe und nun war die Mischung aus zwei E-Gitarren und einer Akustikklampfe endlich perfekt. Danach wurde ein Knaller nach dem anderen herausgehauen mit einer tollen Mischung aus alten Lizzy Klassikern und neuem Material ihrer beiden Topseller. Dabei nutzte Rocker Warwick die verschiedenen intronalen Drum- und Riffpassagen, um in verschiedenen Songs die einzelnen Bandmitglieder vorzustellen. Den Anfang machte dabei der Bassist bei "Hoodoo Voodoo" und nicht enden wollende Jubelstürme brachen dann über Damon Johnson hinein, der seinen black star ridersGitarrenhals, wie auf Aufforderung, noch weiter in das Publikum hinein streckte und über die ganze Konzertdauer toll mit seinen Fans in den ersten Reihen agierte. Auch seine Gitarrenpicks warf er nicht wie andere wahllos ins Publikum, sondern drückte sie jedem Einzelnen in die Hand. Ehre, wem Ehre gebührt. Beim Thin Lizzy Knaller "Emerald" war dann Mr. Gorham an der Reihe. Nahezu ohne Atempause ging es vom Titeltrack des neuen Albums in das Bob Seger Cover "Rosalie" und hier dann der Dank an das Publikum mit Gitarrenriffs in typischer Twin-Manier zum Niederknien. Gespickt mit wirklich tollen Leads und von Ricky, der die abfeiernden Fans nun in seine Show voll mit einbezog und den klassischen Rausschmeißer "Whiskey In The Jar" so toll in die Länge zog, endete dann ohne Verschnaufpause ein wahrlich schweißtreibender und erinnerungswürdiger Gig nach knapp über 90 Minuten.

Setlist: Bloodshot, Jailbreak, Soldierstown, Charlie I Gotta Go, Are You Ready, Hey Judas, Through The Motions, Waiting For An Alibi, Hoodoo Voodoo, All Hell Breaks Loose, The Boys Are Back In Town, Bound For Glory, Blindsided, Kingdom Of The Lost, Finest Hour, Emerald, The Killer Instinct, Rosalie, Whiskey In The Jar.



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey