PENTAGRAM, THE ORDER OF ISRAFEL

Bochum, Matrix, 19.11.2015

Kurz vor dem Hammer Of Doom Festival spielten zwei Bands des Billings in Bochum; zwar mitten in der Woche, aber das konnte ich mir unmöglich entgehen lassen, zumal ich das Festival auch wieder einmal nicht mitnehme. Pentagram hatte ich erstmals auf dem diesjährigen Rock Hard Festival gesehen, The Order Of Israfel kannte ich gar nicht. Aber mit den Urvätern und den Newcomern der Szene war hier ein cooles Package beisammen.

the order of israfelHabe ich gerade Newcomer gesagt? Das stimmt nur bedingt. Denn obwohl The Order Of Israfel erst 2012 gegründet wurden und seit 2014 ein Album draußen haben, sind hier ausschließlich alte Recken am Werk. Alle vier Musiker sind schon leicht ergraut, obwohl sie mir nicht von anderen Bands her bekannt sind. Ich hatte erst Zweifel, dass in der Matrix ganz unten im Schacht mal wieder der Sound schlecht sein würde, diese Befürchtung war jedoch unbegründet. Die Schweden spielten eine Mischung aus Doom Metal mit einer gehörigen Portion Stoner Rock. Es ging sehr psychedelisch zu. Die Songs waren häufig lang und melancholisch, aber vor allem auch minimalistisch. Mit einfachsten Mitteln drückten sie das Publikum mit ihren Soundcollagen an die Wand. Etwas selbstironisch wirkte es, als der stämmige Drummer Hans Lilja übertrieben weit ausholte, bis er endlich wieder die Snare seines kleinen Schlagzeuges treffen durfte. Nichtsdestotrotz lieferten die Schweden einen tollen Gig ab, der trotz des trägen Tempos tatsächlich mitreißend war. Das Album sollte ich mir mal in Ruhe anhören. Wie gesagt: Die Band war mir bis dato völlig unbekannt.



pentagramDann war es um kurz nach 21:00 Uhr Zeit für Pentagram. Ihr Auftritt auf dem Rock Hard Festival im Frühjahr wurde mir ja als eher mittelmäßig beschrieben. Ich hatte keinen Vergleich und fand es dennoch gut. Aber gestern wurde mir schnell bewusst, was die Kritiker damit meinten. Denn was die amerikanischen Doom-Urgesteine hier ablieferten, war absolut überirdisch. Auf dem Rock Hard wurde Riffgott Victor Griffin ja noch von ex-The Skull-Gitarrist Matt Goldsborough ersetzt, heute war der Altmeister selbst auf der Bühne zugegen. Jeder musste schmunzeln, als Bobby Liebling die Bühne betrat. Gelegentlich kam auch mal ein Lachen hervor. Angeblich ist er ja clean, aber das konnte man bei genauer Beobachtung kaum glauben. Denn Bobby ging richtig ab! Die Augen immer weit aufgerissen, gab es übertriebene Luftgitarrenanschläge, die sichtlich völlig falsch waren, es gab Hüftschwünge, viel Hin- und Hergerenne... Er war ständig unter Strom und bewegte sich marionettengleich mit zitternden Regungen, seine Bewegungen waren immer zu schnell und nie im Takt zur Musik. Bei den Ansagen hampelte er genauso herum, wie bei den Ansagen, bei denen er zudem immer verwirrt gegen die Außenwände starrte. Was für ein irrer Typ! Total kauzig und abgefahren, aber dennoch immer sympathisch und fast schon liebenswert. Ausgerechnet bei der letzten Zugabe „20 Buck Spin“, bei der alle Musiker noch einmal posten wie die Wilden, erreichte Bobby Liebling seinen Ruhepunkt und legte sich mit dem Kopf an die Gitarrenbox angelehnt, ganz entspannt auf den Boden, bevor er auch ein letztes Mal richtig abging. Insgesamt gab es achtzehn Songs, davon drei Zugaben, bei ziemlich genau zwei Stunden Spielzeit. Wahnsinn! Die Band war tight und hatte Spielfreude, und allein was Frontmann Bobby Liebling an diesem Abend ablieferte, war nicht von dieser Welt. Echt abgefahren! Schade, dass ich beide Bands nicht auf dem diesjährigen Hammer Of Doom sehen kann...

Setlist Pentagram:
Death Row
All Your Sins
Close The Casket
Sign Of The Wolf
Forever My Queen
Star Lady
The Ghoul / Wartime / The Tempter Push
When The Screams Come
Dead Bury Dead
Curious Volume
Dying World
Devil´s Playground
Relentless
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Last Days Here
Be Forewarned
20 Buck Spin

Nach dem Konzert gab es noch eine neue Situation, die nach den Anschlägen von Paris wohl erstmal neuer Standard hier werden wird. Der Parkplatz der Matrix wurde von etwa fünfzehn Polizeiautos eingekesselt und mehrere Kleingruppierungen muslimisch aussehender, vollbärtiger Männer wurden gefilzt. „Allgemeine Personenkontrolle“ und „Kontroversen zwischen zwei Rockergangs“ wurden als Gründe genannt. Letzter war allerdings lächerlich, weil die Rocker alle aus der Matrix kamen und sich fragten, wie man denn am schnellsten den Parkplatz verlassen könnte... Zu Gewalt kam es nicht, Angst hatten wir auch keine. Es hat und nur etwas zu lange gedauert, weil wir Hunger hatten und am nächsten Tag wieder zur Arbeit mussten. Aber coole Maßnahme, sich sicher zu fühlen und den Eindruck zu haben, dass die Sicherheitskräfte tatsächlich im Moment alles im Griff haben.

 



Autor: Daniel Müller - Pics: Daniel Müller