Nach einem tollen Auftritt der Wölfe beim Noch ein Bier - Fest in Gelsenkirchen im Juli dieses Jahres, als praktisch zweiter Headliner neben Sabaton, supported von den Schweden Civil War und den Finnen Korpiklaani und einem begeisterten Auftritt beim Wacken Open Air nur eine Woche später, hieß es für mich Powerwolf die Dritte in 2015. Die "Wolfsnächte 2015 Tour" führte das Package aus Xandria / Civil War, Orden Organ und Powerwolf im Anschluss an die Open Air Saison zunächst bis zum 11. September 2015 mit dem abschließenden Gig in Vevey, Schweiz, einige Wochen durch den nahen europäischen Raum und bis dato nur durch einige deutsche Städte, so z. B. Speyer und Köln, ehe dann Anfang Oktober mit dem zweiten Teil der Tour die Heimat wieder kräftiger unter Beschuss genommen wurde. Noch Tags zuvor im fast verkauften Aladin in Bremen hieß es dann am 2. Oktober 2015 in der Turbinenhalle zum ersten Mal "sold out" mit rd. 1.800 Fans.
Um Punkt 19:10 Uhr fiel der Vorhang für Xandria. Mir wären die Powermetaller Civil War als Einstieg lieber gewesen, aber was solls. Wegen der aufwendigeren Aufbauten des Headliners, bislang noch durch einen schwarzen Vorhang verdeckt, mussten die 1994 in Bielefeld gegründeten Symphonic Metaller, wie auch die nachfolgenden Orden Organ, auf einer noch arg beschränkten Bühne agieren. Anfangs war auch der Sound nur suboptimal, vom katastrophalen Licht, welches sich durch die gesamte Show zog und die Protagonisten teils im Halbdunkel agieren ließ, mal ganz zu schweigen. Mit schnellen, teils schwarzmetallisch angelegten Gitarren, bombastischen Arrangements, hier und da eingestreuten Growls und immer wieder langsameren Sequenzen sowie einer im Sopran angelegten Stimme von Dianne van Giersbergen, die 2013 hinzu stieß, erinnerte das Quintett stilistisch am ehesten an genreübliche Vertreter wie Epica, Leaves`Eyes, Krypteria, Sirenia, etc. Bei der Auswahl des Songmaterials standen einzig die letzten drei Outputs Pate, nämlich zunächst einmal "Neverworld's End" von 2012 mit "Blood On My Hands", dem sehr klassisch intonierten "Cursed", wo alle Members in die Luft sprangen und dem Rausschmeißer "Valentine". Der "Opener "Nightfall" mit kraftvollem, hymnischen Einstieg, kam ebenso wie "Stardust" vom Opus "Sacrificium" aus 2014. Die EP "Fire + Ashes" schließlich wurde 2015 veröffentlicht und lieferte "Unembraced" und das in der Mitte der Setlist dargelegte, sehr melodische "Voyage Of Fallen", das Dianne im grellen, gelben Licht darbot. Hier interagierte sie auch mal intensiver mit den Fans.
Gegen 20:00 Uhr eröffneten Orden Organ ihren Gig mit "F.E.V.E.R" mit Klavierintro und nachfolgend fetten Gitarren und durchgehend tollen Riffs eine, ja man muss schon sagen, wieder absolute überzeugende Power Metal Show der Arnsberger. Nun stimmten Licht und Sound. Der Opener, das nachgeschobene, schnelle mit sich überschlagenden Drums dargebotene "Deaf Among The Blind" und auch das powervolle und mit tollem Chorus gespickte "Here At The End Of The World", stammten allesamt vom aktuellen Werk "Ravenhead". Richtig gut ab ging auch "We Are Pirates" mit fettem Bass und bei "To The End" mit dem obligatorischen Einsatz der "Fist Of Faith" prostete "Seeb" (Sebastian Levermann) den Kids zu nach dem Motto "...Prost ihr Säcke - Prost du Sack". Es folgte "The Lord Of Flies" von "Vale" aus 2010, das schon erwähnte "Here At The End..." und dann ließen es sich die Mannen nicht nehmen, vor "Sorrow Is Your Tale" noch ein kleines Drum-Solo zu integrieren. Den würdigen Abschluss gab es dann mit "The Things We Believe In" und einem aus tausend Kehlen gegröltem "Cold, Dead And Gone". Klasse, fett, überzeugend.
Mit dem Titeltrack des neuen Albums "Blessed & Possed" enterten Powerwolf, die selbst ernannten Werwölfe aus Armenien, die nun richtig geil inszenierte Bühne mit fettem, etwas erhobenem Drumkit von Roel van Helden in der Mitte, beidseitig im Hintergrund positionierten Keyboards von Falk Maria Schlegel und einem martialischen Mikrokreuz für den Priester. Der schon mal optisch klasse Eindruck, ein durchweg wuchtiger, fast erdrückender Sound und fünf Wölfe in absoluter Spiellaune waren mal wieder Garant für eine Metalparty allererster Güte. Etwas ungewöhnlich für den hartgesottenen Fan wurde direkt im Anschluss der heilige Hodensack "Coleus Sanctus" nachgelegt und dann folgte mit "Amen & Attack", "Cardinal Sin", "Army Of The Night" vom neuen Opus und "Resurrection By Erection" ein schmissiger Song nach dem anderen, der die Halle zum Beben und die Kids zum Schwitzen brachte. Vor "Armata Strigoi" wechselte dann das Bühnenbild passend zum klasse nachgelegten Schlagzeugsolo. Bei "Let There Be Night" wurde die Bühne dann in blaues Licht getaucht und nun war alles bereit für die Hymne schlechthin und das immer wieder so geil inszenierte und lautstark bejubelte Teilen des Publikums durch Attila und Falk bei "Werewolf Of Armenia". Mit "In The Name Of God" predigten die Wölfe dann dem Metal, tranken Blut oder doch eher Bier mit "We Drink Your Blood", ehe dann mit "Lupus Dei" ein wahrlicher Knaller den ersten Teils der Setlist abschloss. Nun wurde die Bühne in ein kirchenartiges Konstrukt mit haufenweise Kerzen umgewandelt und so eine wahrlich feierliche Stimmung erzeugt. Jeder erwartete nun "Kreuzfeuer". Stattdessen fragte Meister Dorn "Seid Ihr nun Besessen?" und die Werwölfe knallten der wild schreienden Meute zunächst das schnelle "Sanctified With Dynamite" vor den Latz, ehe dann das mystische Feuer etwas an Tempo herausnahm und mit "All We Need Is Blood" ein glanzvoller Schlusspunkt unter mal wieder eine absolute perfekte, höchst schweißtreibende und richtig tolle Show gesetzt wurde.