Von The Ocean aus Berlin hört man viele Dinge, die mit Heavy Metal nicht viel zu tun haben. Sie proben in einer alten Aluminiumfabrik, setzen Sequenzer ein und bauen sich selbsterfundene Instrumente. Auf der Bühne standen heute sieben Leute, die sich neben zwei Gitarren, einem Bass, Drummer und Shouter auch durch einen Keyboarder und einer Cellistin zusammensetzten. Zusammen formten sie lärmige Sounds, die dynamisch aber abrupt zwischen laut und leise auf und niedergingen. Ihre Energie übertrug sich auf das Publikum, das definitiv nicht nur aus Metallern bestand, sondern sich eher als bunt gemischt offenbarte. Na ja, das obligatorische Aufzeigen der Pommesgabel nach den Songs fühlte sich heute Abend auf jeden Fall als Fehl am Platze an.
Als eine ziemlich gut aufeinander abgestimmte Truppe gab sich Mono aus Tokio für fast eine Stunde zu verstehen. Auch ihr Postrock lebte durch den geschmeidigen Parabelflug zwischen laut und leise, nur im Gegensatz zur Vorgängerband waren diese Übergänge wesentlich fließender. Neben einem Drummer und einer Bassistin namens Tamaki Kunishi zockten zwei ziemlich versierte Gitarristen im Sitzen, ohne dass jemand auf so etwas wie Gesang beisteuerte. Ihre Instrumentalmusik entfachte durch eine Menge gelebter Leidenschaft reichlich Atmosphäre und riss das Publikum einfach mit. Brausende Gitarrenströme bildeten ein melodisches Dach über straighte, nicht alltägliche Rhythmen. Dabei fiel auf, dass ihr Drummer in der zweiten Gighälfte dünnere Drumsticks verwendete. Das Quartett aus Japan zeigt zusätzlich durch sechs Alben, dass sie heute nicht zum ersten Mal zusammen spielten. Eine starke Leistung durch ganz einfache Mittel.
Last but not least kamen endlich die Isländer von Solstafir auf die Bretter der ehrwürdigen Live Music Hall in der Lichtstraße. Ihre getragenen Sounds zeigten von Anfang an musikalisch die Weite ihres Landes auf, ebenso dass die Wahl ihrer Vorbands nicht von ungefähr kam. Wie bei beiden Vorgruppen setzte man stark auf passive Beleuchtungen, sehr zum Nutzen zur Umsetzung von Stimmungen, aber auch sehr zum Nachteil für die Fotografen. Sänger Aðalbjörn Tryggvason schnappte sich erst seine Flying-V, kurz bevor er sie brauchte, tobte bis dahin ohne sie am Mikrofanständer. Als Gitarrist Sæþór Sæþórsson sich das Banjo schnappte, war allen klar, dass nun das Titelstück ihrer aktuellen Scheibe "Otta" gebracht werden sollte. Als währenddessen mal langsam auffiel, dass man schon vier Songs ohne eine Ansage auskam, brachte man sie direkt im Anschluss, und dann sogar halb auf Deutsch. Doch ehe man sich versah, wurde schon mit "The Goddess Of The Ages" vom 2009er "Köld" Album der letzte Song angesagt, in dem Aðalbjörn den ausgiebigen Kontakt zu den ersten Reihen suchte. Die vier Sonnenstrahlen, so heißt ihr Bandname kurz übersetzt, waren ergreifend zu jeder Sekunde, aber leider war tatsächlich schon nach siebzig Minuten ohne Zugabe wirklich Schluss. Zwar versprach Aðalbjörn, nächstes Mal zwei Stunden spielen zu wollen, nur war das für die Headlinershow am heutigen Abend einfach zu wenig.