KAMELOT, GUS G., KOBRA & THE LOTUS

Bochum, Zeche, 20.09.2015

Im Zuge der 'Haven Worldtour' 2015 gastierten die amerikanischen Melodic Power Metaller an diesem Sonntag in der ehrwürdigen Zeche in Bochum, die mit knapp 400 Besuchern sehr gut gefüllt, aber nicht ausverkauft war. Im Schlepptau die kanadischen Rocker Kobra & The Lotus und die Band um das Gitarrengenie Gus G.

kobra and the lotusDen Anfang machte das kanadische Quintett Kobra & The Lotus um die charismatische Rockröhre Kobra Paige, die mich stimmlich und auch optisch noch am ehesten an Jill Janus von Huntress erinnerte. Die Fronterin wurde dabei tatkräftig an der Klampfe unterstützt durch Bill Hudson, eher bekannt durch seine vormaligen Tätigkeiten bei Circle II Circle, Power Quest und als aktives Mitglied der seit dem W:O:A 2015 wieder reunierten Savatage. Das kurze, nur fünf Tracks umfassende Set eröffnete mit dem metallischen "Soldier" und hier schon tollen Gitarren, gefolgt von mit fetten Riffs gespickten "Warhouse". Bei "I Am, I Am" animierte die blonde Sängerin das Publikum zum kräftigen Mitklatschen, dem auch artig gefolgt wurde. Insbesondere die Die-Hard-Kamelot-Fraktion in den ersten Reihen nutzte dies schon mal zum warm machen. Am meisten überzeugte mich das melodische und hymnische "Lost In The Shadows". Dem Applaus nach zu urteilen wurde diese Meinung offensichtlich vom Publikum geteilt. Das abschließende "Shades Of Evil" mit richtig schnellen Gitarren und tollen Leads, schien wie maßgeschneidert für Bill Hudson, der sich hier nochmal richtig austoben und in den Vordergrund spielen durfte.


gus g.Mit Gus G., vornehmlich bekannt durch seine Tätigkeit bei Ozzy Osbourne, als Saitenvirtuose bei Firewind, aber auch durch seine Engagements bei u. a. Arch Enemy, Mystic Prophecy oder auch Dream Evil, war dann der nächste Mega-Klampfer an der Reihe. Als Soloalben veröffentlichte er 2014 "I Am The Fire" und im Juli diesen Jahres "Brand New Revolution". Auf der Tour wurde er an den Vocals durch Hennig Basse unterstützt, den man hier von Mayan oder auch noch eher von Sons Of Seasons kennt. Und dieser Hennig Basse war der Mann der Stunde, so er denn mit guten Ansagen bei "Brand New Revolution", "Eyes Wild Open" oder auch bei seinen tollen Vocals auf "I Am The Fire" das Publikum auf wirklich überzeugende Art mitnahm. Im Gegensatz zu anderen Gästen hatte ich auch nicht den Eindruck, als wollte sich der griechische Gitarrengott in den Vordergrund spielen und uns so mit minutenlangem Geschredder langweilen. Ich fand, dass sich seine solistischen Einlagen wirklich in Grenzen hielten und wenn sie dann, wie auf dem metallischen "Come Hell Or High Water", dem schnellen "The Quest" oder dem melodischen "We Are One" dargeboten wurden mit traumwandlerischer Sicherheit und wirklich überzeugend abgeliefert wurden. Ich mochte Firewind schon immer. Es war daher kaum verwunderlich, dass mir "World On Fire" am besten gefiel.


kamelotMit "The Black Halo" aus 2005 wurde ich erstmalig auf Kamelot aufmerksam, ehe mich dann der Nachfolger "Ghost Opera" völlig überzeugte und ich mir dann nach und nach alle weiteren Alben zulegte. Ich war mir ziemlich sicher, dass man für Roy Khan, der die Band 2011 verließ, niemals einen adäquaten Ersatz finden würde und ob der tollen Stimme von Tommy Karevik dann sichtlich überrascht. Mal sehen, wie der Schwede diesen ersten positiven Eindruck von den Platten "Silverthorn" und dem neuen Meistwerk "Haven" live rüberbringen kann. Eröffnet wurde das heutige Event mit dem neuen "Veil Of Elysium", gefolgt von "When The Lights Are Down" und dem starken und daher auch zurecht frenetisch abgefeierten "The Great Pandemonium" sowie dem hinterher gelegten Klassiker "Center Of The Universe". Und schon nach diesen ersten Nummern war klar, dass Tommy die Songs, und insbesondere die älteren Nummern, von denen es erstaunlich viele auf die heutige Setlist geschafft hatten, sehr viel rockiger, ja metallischer interpretierte. Wenn er auch noch nicht an das Charisma eines Herrn Khan herankam, so machte er dies sicher auf seine lockere Art und seine Zugewandtheit dem Publikum, insbesondere der ersten Reihe, gegenüber locker wieder wett. Ich erinnere mich da an einen weiblichen Fan, die bei Tommys Ankündigung eines Songs, ich glaube es war etwa Mitte des Sets bei "March Of Mephisto", vielleicht auch kamelotbei "Rule The World", völlig ausflippte und damit die Lacher auf ihrer Seite hatte, wobei der Sänger ganz ruhig blieb, die Dame gewähren ließ und sie später kurz in den Arm nahm und ihr zudem noch ein Pick schenkte. Bei einem anderen Gig soll er kurzerhand einem Dauerfilmer sein Handy abgenommen und sich in Selfiemanier selbst gefilmt haben. Nach dem super abgefeierten "Karma" und dem tollen "Torn" zeigte der Schwede auch eine höchst emotionale Seite, in dem er "Song For Jolee" seinem kürzlich verstorbenen Großvater widmete. Neben dem absolut überzeugenden Thomas Youngblood am Sechssaiter ist mir noch am meisten der Basser Sean Tibbets in Erinnerung geblieben. Der Kerl war wahrlich ein Tier am Viersaiter und es war einfach geil anzusehen, wie er seine langen Rasta wild durch die Gegend peitschte. Zwischen "Insomnia" und "Veritas" wurde zuerst dem Drummer Casey Grillo und kurz vor Ende des regulären Sets mit "Forever" auch dem Keyboarder Oliver Palotai sein Solo zugestanden, der bis dato eher im Dunkeln agierte nun aber klasse ausgeleuchtet wurde. Die Gastsängerin Linnea Vikström von Therion, die einzig bei "Liar", ebenfalls vom neuen Opus, einen bemerkenswerteren Auftritt verbuchte, passte weniger in das ansonsten wirklich harmonische Bandgefüge. Mit den Zugaben "Revolution" und "Sacrimony" fand ein wirklich gelungener Abend einen tollen Abschluss.



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey