CULTUS FEROX - NETTE JUNGS

Label: | WANNSEE |
Jahr: | 2015 |
Running Time: | 42:54 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
Ich bin wahrlich kein Kenner des Mittelalter Rock und so waren mir Cultus Ferox, ich will nicht sagen unbekannt, aber dennoch eher weniger geläufig. Umso überraschter war ich, mit welch guten Kritiken ihre letzten Alben, immerhin vier an der Zahl, seit ihrer Gründung in Berlin 2002, von welchem das erste ausschließlich Weihnachtslieder mit dem Dudelsack bedachte und von daher kaum als vollwertig angesehen werden konnte, bedacht wurden. Und ehrlich gesagt, lief das neue Opus "Nette Jungs" bei mir einige Tage rauf und runter, was für das Genre schon mal recht beachtlich ist. Der letzte Vertreter dieser Art, der das schaffte, war Nachtgeschrei, also mehr der Neuen Deutschen Welle zugewandter Mittelalter Rock. Krähen und Glocken leiten in "White Piper" mit umgehend kräftigem Dudelsack ein. Eher im ruhigeren Modus gehalten, fragt man bei der eher im Schlager zu suchenden Stimme, was denn da noch kommen mag. Aber keine Angst, mit dem Titeltrack wird bereits der erste Stampfer rausgehauen und schon bin ich dabei. Das ist viel mehr kraftvoller Deutsch Rock mit phasenweise richtig geilen Leads und düsteren Streichern, wenn auch der Dudelsack weiterhin ein bestimmendes Instrument bleibt. Orientalische Klänge bei "Aufwind" und auch hier wieder kräftige, aggressive Vocals und dunkle Riffmonster. Im Intro zu "Seelentanz" weiß der Dudelsack im Zusammenspiel mit Flöten, Pfeifen, Schalmeien und Percussion wirklich zu überzeugen und auch hier wieder der Wechsel zwischen eingängigen Melodien und richtig rauen Arrangements mit einem einfach mitgrölbaren Refrain. Ganz stark auch "Stern", welches mit einem metallischen Gewitter einsteigt, ruhige Passagen zeigt und im Mittelteil mit einer tollen E-Gitarre im Wechsel mit akustischen Zwischenspielen den Hörer mitzunehmen vermag. "Ligeia" stellt zusammen mit dem späteren "Finne" und dem Rausschmeißer "Tyr" eines von drei instrumentalen Stücken dar, die allesamt im Wechsel zwischen den einerseits betont klassischen Mittelalterelementen und den riffigen, richtigen groovenden Rockteilen überzeugen können. "Meer" ist mit akustischen Einsätzen wieder ruhiger gehalten und zeigt seine Stärken mit, ja fast aufgebauschten, hymnisch inszenierten Refrain- und Choruselementen. Richtig fett auch "Spielmann, Reise!" und das nachfolgende "Über Bord", wobei der erste Track typische Mittelalterelemente mit kräftigen Gitarrenwänden vermixt und "Über Bord" mit treibenden, knackigen Ska-Teilen mal eine völlig andere Seite der Band aufzeigt. "Wer Bist Du" ist eher klassischer Deutsch Rock im Stile von zum Beispiel Betontod. Einfach, eingängig, mit Blick auf eine evtl. charttechnisch orientierte Auskopplung etwas aufgepeppt mit elektronischen Parts und eigentlich, für Cultus Ferox eher untypisch.
Die Berliner kommen erfreulich vielseitig mit fetter Produktion und vorrangig raueren und härteren Elementen daher. Dudelsack, Pfeifen, Flöten, Schalmeien sind zwar neben den Gitarren und diversen Schlag- und Trommelwerkzeugen vorrangige Instrumente, werden aber hier clever arrangiert ohne den Hörer zu überstrapazieren. So wissen Cultus Ferox gerade in den instrumentalen Parts wirklich zu überzeugen. Von meiner Seite eine klare Kaufempfehlung.
Note: 8 von 10 Punkten
Autor: Andreas Gey