HER

Ascheberg (Holstein), Landgasthof Langenrade, 15.08.2015

Ja nun standen wir im Landgasthof Langenrade in Ascheberg-Holstein und waren quasi Ortsgespräch. Durch eine kleine geographische Verwechslung mit dem Ascheberg im Münsterland, haben wir mal eben einen Ritt über 530 km zurückgelegt, um Monique Staffile und ihre Jungs, kurz gesagt HER zu sehen. Der sympathischen Band aus New York City/Brooklyn war ebenfalls dieser Denkfehler unterlaufen, und so erreichten sie mit einiger Verspätung das Ziel in Schleswig-Holstein. Den Abend zuvor hatten sie noch an der niederländischen Küste gespielt, und dann über eine staugeplagte A1 zu fahren, ist auch kein Zuckerschlecken. Hier aber zeigten sich die wahren Profis, ruck zuck war der Aufbau und Soundcheck erledigt und dann ging es gegen 20:30 Uhr auch schon los.

herDie Band enterte die Bühne und von Anfang an hatte die bildhübsche Monique das Publikum in der Hand. Schweißtreibend und energiegeladen rockte sich die Lady mit ihren vier Mitstreitern durch eine mehr als abwechslungsreiche Setlist. Fälschlicherweise wird die Band im Country Bereich einsortiert, was aber laut Gitarrist Caleb nur daran liegt, dass er mal Banjo gespielt hat. Und auch wenn man HER das Prädikat als „gefährlichste Band der Countrymusik“ gegeben hat, lässt sich der Stil dort nur schwer einordnen. Soweit so gut, das eine oder andere Country Riff lässt sich in den Songs durchaus erkennen, dafür aber gepaart mit deftigem Rock 'n' Roll, sprich: hämmernde Gitarren und messerscharfe Riffs im Crossover-Stil. Das geht so dermaßen ins Ohr, dass Stillhalten schier unmöglich ist. Und wer ein wenig auf die Texte hört, wird sich wundern, dass auf der CD Hülle kein Warnhinweis bezüglich „Expliziter Lyrics“ steht. Überhaupt war dieses Schubladendenken eigentlich mehr als überflüssig, denn Frontlady Monique sang sich rotzig und mit sichtlichem Vergnügen durch das Set. Dabei war sie im ständigen Kontakt mit dem Publikum. So etwas wie Berührungsängste schien ihr fremd zu sein. Sichtlich spielfreudig auch der Rest der Truppe, Caleb Sherman (Gitarre), Justin Sherman (Gitarre, Backgroundvocals), Brandon Roberts (Bass, Backgroundvocals) und Christoph Williams (Drums). Zur Befriedigung der Country Gemeinde gab es dann doch eine Version von „Country Road“ nur mit Gitarrenbegleitung von Caleb, gewürzt mit einigen wenigen Covernummern „I Love Rock ’n' Roll“, eine Nummer von den New York Dolls (dort hatte Moniques Vater Paul Staffile in der Gründungsphase mal mitgemischt), „Fight For Your Right To Party“(als Zugabe) und ein verdammt rotzig gespieltes „Enter Sandman“ in Dreierbesetzung (ohne Monique und Caleb) gab es eine Revue der alten und einigen neuen Songs des kommenden vierten Albums.

 

herDie CD hatte die Band am Merchstand ausliegen, obwohl die Veröffentlichung für Europa erst Anfang nächsten Jahres geplant war. Natürlich hatten wir direkt zugeschlagen und sie signieren lassen, schließlich sah man diese fantastische Truppe nicht so oft in unserer Gegend. Nach der ersten Hälfte des Sets machte HER eine kleine Pause, um auf Tuchfühlung mit dem Publikum zu gehen und das mitgebrachte Merchandise zu verkaufen. Danach ging es mit unverminderter Kraft weiter und so waren Band und Publikum nach gut zweieinhalb Stunden Spielzeit (inkl. lautstark geforderten Zugaben) klatschnass geschwitzt und durchgerockt. Blieb zu sagen, dass das leider letzte Konzert dieser Tour eine einzige Rock ’n' Roll Party war. Der Weg von fast 1100 km hin-und zurück hatte sich also mehr als gelohnt. An dieser Stelle auch mal ein Dankeschön an den Veranstalter, eine kleine Gruppe Idealisten der „Ascheberg Rockt e.V.“ die mit viel Herzblut regelmäßig Konzerte dort möglich machen. Weiter so Leute!



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Pistol Schmidt