Das achtzehnte Headbangers Open Air in Brande-Hörnerkirchen bot mal wieder ein Premium Deluxe Angebot für den traditionsbewussten Old-Skull-Metaller jeglichen Alters. Rund um die Headliner D-A-D, Flotsam & Jetsam und Death Angel gab es drei Tage lang ein reichhaltiges Angebot an Reunions aus lange vergessenen Zeiten, aufstrebenden Newcomern und etablierten Acts wie Threshold oder Satan. Wer schon am Mittwoch zur Warm-Up Show mit Wrath, Leatherheart, Witchtower und Relentless in die meist erstaunlich großzügig temperierten Lauschbar in Itzehoe anreiste, riskierte dazu noch einen maximalen Raubbau an Körper und Geist. Unsere Katastrophenreporter Daniel und Joxe waren vor Ort und konnten einige erstaunliche Dinge berichten… (Bert Meierjürgen).
Tag 1, Donnerstag, 23.07.2015: Hürlement, Death Dealer, Exumer, Threshold, D-A-D.
Der Donnerstag begann vielversprechend mit den Franzosen Hürlement, die bislang zwei Alben veröffentlicht haben. Sänger Alexis Roy-Petite ist auf dem Headbangers Open Air längst kein Unbekannter mehr, kam er doch als Fan jedes Jahr dorthin und hatte auch einen Gastauftritt bei Blaspheme im Jahr 2013. Der Sound war auch schon bei Hürlement gut, was bei einer ersten Band auf einem Festival leider nicht immer der Fall ist. Und es ging auch richtig gut ab! Ihr stampfender Power Metal war US amerikanischer Prägung und konnte ganz gut Vergleichen mit Jag Panzer, aber natürlich auch mit ihren Landsleuten H-Bomb, Sortilége oder eben Blaspheme herhalten. Den Franzosen war richtig anzumerken, dass sie voll Bock hatten, auf einem Festival von Fans für Fans zu spielen. Der Auftritt kam dann auch so gut an, dass ihre LPs alle am nächsten Tag restlos ausverkauft waren. (Daniel Müller).
Bei Death Dealer handelte es sich nicht um die Kanadier, wie ich zunächst fälschlicherweise angenommen hatte, sondern um die gleichnamigen Amis um Cage-Sänger Sean Peck und Ex-Manowar-Klampfer Ross The Boss, die 2013 ihr einziges Album “War Master” rausgehauen hatten. Ob alle Songs nun auch dort vertreten waren, oder ob es auch neue Songs zu hören gab, entzog sich meiner Kenntnis. Aber wer Sean Peck kennt, der weiß, dass das alles Hand und Fuß hat. Natürlich erinnerte alles mehr an Cage, als an Manowar oder Warrior, wo die beteiligten Musiker ebenfalls ihre Finger und Stimmbänder im Spiel haben. Ross´ Gitarrenpartner Stu Marshall spielte früher auch mal bei den Australiern Dungeon. Es war also klar, dass hier das totale Old School-Brett gefahren wurde. Treibender US Power Metal mit high-pitched Vocals sorgten bei sommerlichem Wetter für allerbeste Stimmung. Die Band war tight, und Sean Peck traf wie immer jeden Ton genau auf den Punkt. Toller Gig! (Daniel Müller).
Exumer leben heute quer über den Globus verstreut, wurden ihre Ansagen auch auf Deutsch und Englisch gemischt. Auf dem diesjährigen Festival für die Metaller, das wie auch das Hörnerfest im Garten von Thomas Tegelhütter stattfand, waren sie zu Gast. Nicht wenige im Publikum schwörten zwar auf ihre ersten beiden Scheiben "Possessed By Fire" und "Rising From The Sea", hatten die Band aber noch nie live gesehen. Die Kraft der Begeisterung entlud sich bereits nach dem ersten Stück durch Exumer-Rufe. Man hörte es schon aus Balingen tönen, dass die Thrasher auf dortigem Bang-Your-Head-Festival die Abräumer waren. Die erste Thrashband auf dem diesjährigen H:O:A, komplett in schlichtem Schwarz gekleidet, brachte zwar ihr geilstes Stück "Fallen Saint" ziemlich früh im Set, bekam aber nach "Xiron Darkstar" und zum Titeltrack ihres 2012er Albums "Fire And Damnation" noch Circle Pits. Die härteste Band des Donnerstags beendete mit "Possessed By Fire" und "Destructive Solution" ihre Druckwelle. (Joxe Schaefer).
Danach zeigten die Briten von Threshold, dass man auch ohne seine kompletten Hits auf der Setlist einen grandiosen Gig auf die Beine bekommt. Klar war "Slipstream" dabei, der als Opener fungierte, im weiteren Verlauf auch noch "Mission Profile", doch der Fünfer war als starke Liveband bekannt, zeigte seine ganze Klasse mit jedem gespielten Song und sorgte nicht nur zu "Pilot In The Sky Of Dream" für super Stimmung. Jedoch ein Stück wie "Light And Space" hätte allein schon wegen seines kantigen Riffs auf einem Metalfestival wie das H:O:A aber nicht fehlen dürfen. Shouter Damian Wilson, vor nicht langer Zeit noch Solo auf Tour gewesen, wurde schon vor dem Gig mit den ersten Reihen abklatschend im Fotograben gesehen. Während des Auftrittes teilte er die Menge in zwei Hälften für eine Wall Of Death, wie er ankündigte, nur um in der entstandenen Schneise selbst weiter zu performen. Die Menge spielte mit und alle halfen dabei, das Mikrofonkabel zu tragen. Müßig zu erwähnen, dass Herr Wilson beim Headliner D-A-D noch mal als Crowdsurfer zu sehen war. (Joxe Schaefer).
Doch bis die anfingen, verstrich noch etwas Zeit, denn der Soundcheck war viel zu lang. Als man dann "Everything Glows", "Helpyourselfish" oder das ziemlich starke "Grow Or Pay" präsentiert bekam, sprang der Funke auf ein überwiegend metallisches Publikum über, das sich von den trocken spaßigen Hardrockern, die D-A-D ja nunmal sind, unterhalten ließ. Die silberfarbenen Overkneestiefel von Stig, der auf jedem seiner schrägen Bassmodelle mit zwei Saiten auskommt, hätte man eher bei weiblichen Wesen vermutet. Ungefähr zu jedem zweiten Song griff er zu einer anderen Sonderanfertigung, unter denen der mit dem von ihren Covern bekannten Bullenschädel und den mit einem roten Tripledecker Flugzeug bislang noch nicht jeder gesehen hatte. Shouter Jesper überzeugte in seinen deutschsprachigen Ansagen wieder einmal durch seinen dänischen Akzent, auch in Kommunikation mit Drummer Laust. Jespers Bruder Jacob baute derweil "Ghostriders In The Sky" von Johnny Cash mit ins Solo ein. Der Zugabenblock "Bad Crazyness", "Sleeping My Day Away" und "It's After Dark" beendete einen kurzweiligen Auftritt der Dänen. (Joxe Schaefer).
Tag 2, Freitag, 24.07.2015: Nervosa, Warpath, Hirax, Blitzkrieg, Wrath, Iron Angel, Striker, Masterplan, Flotsam & Jetsam.
Der nächste Tag begann mit Nervosa aus Sao Paolo. Sie waren fein geschminkt, trugen aber Shirts von Kreator und Nuclear Assault. Zwar titelte ihre 2012er EP "Time Of Death, von der sie "Invisible Oppression" schmetterten, doch das komplett weibliche Trio verschrieb sich dem Thrash Metal. Hier bei CROSSFIRE kam man gut auf ihr Debütalbum "Victim Of Yourself" klar, was auch hier in Brande-Hörnerkirchen funktionieren sollte. Das war auch bei vielen Zuschauern der Fall, doch leider wurde die Gitarre im Mix zu wenig berücksichtigt, das ihr Sound zu knöchern kam. Aber die Energie der Thrasherinnen brachte doch einige Hände nach oben. (Joxe Schaefer).
Warpath aus Hamburg war eine Band, die ich jahrelang gar nicht mehr auf dem Zettel hatte, aber schon seit über 20 Jahren kenne. Damals habe ich das zweite Album “Massive” geliebt, obwohl es sehr groovig ausgefallen war. Dennoch haben sie es geschafft, dabei nicht modern zu klingen. Im Gegenteil: In manchen doomigen Passagen erinnerten sie mich sogar stellenweise an alte Paradise Lost. Und dieser Vergleich fiel mir auch live auf. Warpath waren jetzt neunzehn Jahre weg, aber beliebt wie eh und je. Vielleicht hatten sie als Hamburger Band so etwas wie einen kleinen Heimvorteil, aber letztendlich war das auch egal. Fakt war, dass Warpath sehr tight waren, viel gebangt haben und vor allem total Bock auf diesen Auftritt hatten. Von ganz früher sind noch die Ex-Richthofen-Sänger Dirk "Digger" Weiß, der auf den ersten drei Alben (von insgesamt vieren, also allen außer "Kill Your Enemy" von 1996) zu hören war, sowie die Rhythmusfraktion bestehend aus also Bassist Maurer und Schlagzeuger Krid mit dabei. Einziger Neuzugang ist also Gitarrist Steve. Live klang Digger jedenfalls genau wie auf Platte. Sie legten einen geilen, mitreißenden Gig hin. Oft erinnerten sie mich an Carnivore. Nicht der schlechteste Vergleich für die Band. Dem Großteil des Publikums hatte der Gig jedenfalls gefallen. Mir auch! (Daniel Müller).
Während man optisch beim Warpath-Fronter noch irrtümlich der Meinung gewesen sein konnte, es mit dem ex-Abandoned Basser zu tun gehabt zu haben, durfte man sich dagegen bei Katon von Hirax absolut sicher fühlen. Das Unikum drehte mit seinen Mitstreitern völlig durch mit reichlich Posen und Umhergerenne. Hirax Rufe waren die Folge. Katon hatte alle im Griff und das H:O:A fraß ihm aus der Hand. Freundlicherweise verharrte er bei seinen Posen so lange, bis die Fotografen ihr Foto gemacht hatten. Dann widmete er "Hostile Territory" dem verstorbenen Twisted Sister Drummer A.J. Pero. Lange Ansagen und zu viele Mitsingparts nahmen zum Schluss hin aber zu sehr das Tempo raus. Dennoch war Katon einer der Frontmänner des Festivals, musste sich aber letztendlich gegen den fine Englisch Gentleman Mister Brian Ross, der noch besondere Auftritte mit Blitzkrieg und Satan hinlegte, geschlagen geben. (Joxe Schaefer).
Blitzkrieg sind in Deutschland immer wieder gern gesehene Gäste. Auf dem Keep It True konnte man sie schon ein paarmal sehen. Auf dem Headbangers Open Air aber auch schon. Live überzeugten sie immer. Und so war es auch an diesem Tag. Die Band begann mit “Armageddon” vom legendären Debütalbum “A Time Of Changes”, von dem sie auch “Inferno”, “Vikings” und “Pull The Trigger” und natürlich die Bandhymne “Blitzkrieg” spielten. Außerdem gab es unter anderem noch “Unholy Trinity” vom gleichnamigen Album, das 1995 erschien, “Nocturnal Vision” von “Ten” (1996), das mit abgehackter Doublebass versehene “Dark City” vom tollen, fast vergessenen 2002er Meisterwerk “Absolute Power” und einige neuere Stücke, die mir nicht bekannt waren. Der charismatische Frontmann Brian Ross brillierte in allen Tonlagen. Und auch auf seine Hintermannschaft war mal wieder Verlass. Blitzkrieg kann man eben immer gucken! (Daniel Müller).
Von allen Thrashbands auf diesem Planeten, die sich den Namen Wrath gaben, von denen es allein in den USA mehrere gibt, waren dies hier die Chicagoer, die 1986 mit "Fit Of Anger" debütierten. Nach dem Schwergewicht von Blitzkrieg durften sich die Feiernden auf ein weiteres Schwergewicht freuen. Riff auf Riff auf Riff verkettete sich zu unbedingtem Training für die Nackenmuskulatur. Genau das, was viele jetzt brauchten. Leider leerte sich der Platz nach Blitzkrieg zu sehr, das aber auch ein Zeichen dafür war, dass die Briten viel zu früh am Tag gespielt hatten. Wrath Shouter Gary blieb leider weit hinter seinen Möglichkeiten, denn mit seiner Stimme hätte er locker etwas von Metal Church singen können. Den Abschluss bildete statt dessen das Motörhead Cover "Ace Of Spades", welches danach noch locker durch eine schnellere Version von Accepts "Restless And Wild" getoppt wurde. Ziemlich geile Angelegenheit. (Joxe Schaefer).
Sehr gespannt war ich auf Iron Angel aus Hamburg, die es seit einigen Monaten wieder gab. Ihr erstes Album “Hellish Crosffire” von 1985 war ein unterbewertetes Meisterwerk. Ihr zweites Album “Winds Of War”, das nur ein Jahr später erschien, habe ich dagegen überhaupt nicht im Ohr. Von früher war nur noch Sänger Dirk Schröder mit an Bord. Original-Drummer Mike Matthes wurde erst im April 2014 durch Schrotti ersetzt. Den neuen Bassisten Didy Mackel kenne ich immerhin noch von seiner anderen Band Not Fragile her, die mal eine Split-LP mit Z-Iron machten, die sich auch in meinem Besitz befindet. Aber zurück zu Iron Angel: Ihre alten Kracher wie “The Metallian”, “Sinner 666”, “Legions Of Evil” oder die Hymne “Heavy Metal Soldiers” funktionieren auch heute noch einwandfrei. Auch die restlichen Songs, die nicht alle vom Debüt kamen, fügten sich nahtlos ins Set ein. Die Band war locker drauf und nahm mit manch lustiger Ansage etwas die Bosheit aus den alten Songs, aber weil die Sonne schien und alle gute Laune hatten, interessierte das sowieso keinen. Iron Angel machten auch heute immer noch Bock, und es wäre schön, bald auch mal etwas Neues von ihnen auf einem Tonträger zu hören! (Daniel Müller).
Die jungen Matten des Fünfers von Striker gingen auf Tour zwischen Stallion und Bullet etwas unter. Die Kanadier aus Edmonton haben zwar (noch) nicht die Songs wie Vorgenannte, wurden aber hier auf der Gartenparty mit einem späteren Slot bedacht. Immerhin haben sie schon drei Alben im Gepäck, inklusive ihres aktuellen Longplayers "City Of Gold". Die Speeder mit einem versierten Shouter rockten gut was weg und es gelang ihnen alles, dass ein gewisser Götz K. sie als die Band des Festivals abfeierte. Striker lobten das H:O:A mit "Best Festival In The World" und werden den meisten hier in guter Erinnerung bleiben. (Joxe Schaefer).
Irgendwie fällt mir gerade beim Schreiben dieses Live-Reviews auf, dass alle deutschen Bands des Festivals, über die ich geschrieben habe, aus Hamburg kamen. Und so bildeten auch Masterplan keine Ausnahme. Ursprünglich waren sie kurz nach der Jahrtausendwende als Nebenprojekt der Helloween-Mucker Roland Grapow (Gitarre) und Uli Kusch (Schlagzeug) aus der Taufe gehoben worden. Kurz danach erfolgte bei ihrer Hauptband jedoch der Rausschmiss. Masterplan wurden zu einer richtigen Band, die es mittlerweile auch schon auf fünf Alben gebracht hat. Von früher ist nur noch Roland Grapow dabei. Die Musik war sehr eingängig und klang über weite Strecken gleich. Ich weiß, dass Bands wie Jorn, Allen-Lande, Firewind oder At Vance, bei denen auch Masterplan-Sänger Rick Altzi das Mikrofon schwingt, gute Bands sind, die auch alle richtig gut spielen können. In dieselbe Kerbe fiel nämlich auch ihre Musik. Sie hielten zwar einen bestimmten Qualitätspegel, plätscherten aber auch einfach etwas dahin. Vielleicht war ich auch einfach schon zu müde. Ich weiß es nicht... (Daniel Müller).
Die US Amerikaner von Flotsam & Jetsam präsentierten sich als bestens eingespielte Band und manifestierten routiniert und mit Leichtigkeit ihren Headlinerposten. Als Vorband von Sepultura waren sie 'nur' okay, doch auf dem Keep-It-True Festival 2014 waren sie der Killer. Diese Siegesserie setzten sie fort, dass jeder H:O:A Besucher sie mit Spannung erwartete. Und das Feuerwerk zündete wie erwartet. Heute war auch mal der Abschlusstrack ihrer genialen Debütscheibe "Doomsday For The Deceiver" mit in der Setlist, mit dem man nicht unbedingt rechnen durfte, wohl aber mit dem Titeltrack, welcher mit dem genialen Intro einer der coolsten Thrashepen überhaupt darstellt. Sie lobten ihrerseits das Festival als "Best Backyard Barbecue" und stimmten noch so einige Granaten wie "Hammerhead" an. (Joxe Schaefer).
Tag 3, Samstag, 25.07.2015: Aftermath, Spellcaster, Warrior, Ruthless, Hexx, Rock Goddesss, Stormwitch, Death Angel, Satan.
Die größte Überraschung dieses Festivals waren für mich eindeutig die Technical Thrash Metaller Aftermath aus den USA. Der griechisch stämmige Sänger Kyriakos Tsiolis sagte, dass dies erst der zweite Auftritt der Band in zwanzig Jahren war. Sie waren zunächst von 1985 bis 1996 aktiv, wo sie ihr einziges Album “Eyes Of Tomorrow” veröffentlichten, welches 1994 erschien. Ansonsten gab es noch einen Haufen Demos, die 2011 in der Box “25 Years Of Chaos” erhältlich waren. Leider hatten sie etwas mit dem Sound zu kämpfen, was als erste Band um zwölf Uhr mittags nicht gerade verwunderlich war. Am Anfang hörte Kyriakos seinen Gesang nicht auf dem Monitor. Und als er sich endlich hören konnte, hörte man ihn auf einmal im Publikum nicht mehr. Der Sound war generell etwas ruppig, passte aber zur dargebotenen Musik. Und die war echt abgefahren! Schweinebrutal und arschtight betrieb Schlagzeuger Ray Schmidt Hochleistungssport auf höchstem Niveau. Aber zwischendurch wurde immer alles mit verzwickten Breaks und krummen Takten aufgelockert, die sehr schwierig nachzuvollziehen waren. Wie die Band abging war schon irre. Zwar verlor der Drummer immer mal wieder seine Sticks (oder zerbrach auch mal welche...), aber dies wurde mit Spielfreude locker wieder wett gemacht. Sie machten das Beste draus. Ich habe selten eine erste Band auf einem Festival gesehen, die so viel Energie versprüht hat. Das letzte Mal dürften das Evil Invaders auf dem Keep It True 2013 gewesen sein. Nach Aftermath waren jedenfalls endlich alle wieder wach! (Daniel Müller).
Nebenbei bemerkt war diesmal keine Band aus Schweden hier, obwohl nach Heavy Load und 220 Volt viele klasse Bands wie Ram oder Portrait nachkamen und Grand Magus, Wolf und Screamer hier in der Vergangenheit sehr wohl für Ausrufezeichen sorgten. Der Löwenanteil auf dem diesjährigen H:O:A gab die USA als Herkunftsland an, wie Spellcaster aus Oregon. Sie ballerten mit einer tiefen und glatten Stimme gut los, mit und ohne Doublebass. Erwähnenswert war auch der Dave Mustaine Lookalike mit Spiegelbrille an der rechten Gitarre (siehe Foto). Mit "Molten Steel" gab es noch einmal hohes Tempo zum Abschluss und man sah im Publikum so einige Begeisterte, welche die Band abfeierten. Nur leider brachte der Fünfer dem Sound angemessen nicht viel Action auf die Bretter, das konnten Striker gestern besser. (Joxe Schaefer).
Von allen Bands auf diesem Planeten, die sich den Namen Warrior gaben, waren dies hier die Zeitgenossen der NWoBHM, die 1982 mit "Dead When It Comes To Love" debütierten und nicht mit der gleichnamigen Band aus Chesterfield verwechselt werden wollen. Seit dem floss einiges an Wasser durch die Tyne, dem Fluss ihrer Heimat Newcastle. Einige Besetzungswechsel verwundern da nicht, jedoch stand mit Gwaether Bloom ein dämonisch geschminkter Gitarrist (siehe Foto) mit auf der Bühne, der mit einer ganz anderen Optik als seine vier Mitstreiter aufwartete. Warrior schöpften ihre Kraft aus Midtempo, kamen damit etwas in Richtung Saxon. Leider haben dem Auftritt nicht alle Interessenten beiwohnen können, da eine angesagte Unwetterwarnung mit höheren Windgeschwindigkeiten genau jetzt über die Location hereinbrach, was einem Besucher jedoch wenig ausmachte, der einen Biertisch wie einen Schirm hielt. Zum Thema Wetter wussten die Besucher des diesjährigen Muskelrock Festivals noch ganz andere Geschichten zu berichten, wo sich die Quecksilbersäule dem Gefrierpunkt näherte. (Joxe Schaefer).
Kennt ihr das, wenn ihr immer schon mal ein Album haben wolltet, aber nie dazu gekommen seid, es euch zu kaufen? So wurde mir es jetzt wieder mit Ruthless bewusst. Ihre EP “Metal Without Mercy” (1985) und das Debüt “Discipline Of Steel” (1986) waren mir jedenfalls schon ewig ein Begriff. Ich war völlig überrascht, dass sie mit “They Rise” gerade ein brandneues Album rausgehauen haben, das auch völlig an mir vorbei gerauscht ist. Vom neuen Werk wurden auch einige Songs gespielt. Auch wenn sie in den Kritiken nicht so gut abgeschnitten haben, musste ich doch sagen, dass sie live sehr gut reingeknallt haben und sich nahtlos in die Setlist mit den alten Klassikern einfügten. Ihre Mucke ist eine geile, energische Mischung aus Power-, Speed- und Thrash Metal, manchmal auch etwas brutaler gespielt, aber immer mit hohem, kraftvollem Gesang. Nicht selten fühlte ich mich an die Amis von Tyrant und die deutschen Warrant erinnert, wenn auch mit einer eigenen Note. Es wird allerhöchste Zeit, diese CD-Lücken endlich zu schließen! Zu kaufen gab es aber auf dem H:O:A-Gelände leider davon nichts... (Daniel Müller).
Besonders gespannt war ich auf Hexx. Anfang der Neunziger habe ich sie mit ihrem damals aktuellen Album “Morbid Reality” kennengelernt, das 1991 erschien. Hier hatten sie allerdings Death Metal gespielt. Ich staunte jedenfalls Ende der Neunziger nicht schlecht, als ich erfuhr, dass genau diese Hexx in den Achtzigern zwei geile US Metal-Alben hingelegt hatten, nämlich “No Escape” (1984) und “Under The Spell” (1986). Und tatsächlich haben Sänger Dan Bryant, der mit seiner Sonnenbrille, der Mütze und dem langen Bart Ähnlichkeiten mit ZZ Top offenbarte, und Schlagzeuger Jon Shafer in beiden musikalischen Phasen der Band mitgewirkt. Das überrascht dann schon. Zwar hat Dan Bryant die Sonnenbrille wohl hauptsächlich dafür genutzt, “unbemerkt” die Texte alle abzulesen (dies war jedoch auch nur vom Fotograben aus erkennbar!), aber stimmlich konnte man ihm nichts vormachen: Seine Stimme war immer noch kraftvoll und er traf jeden Ton! Letztes Jahr spielten sie ja bereits auf dem Keep It True. Dort habe ich sie zwar nicht gesehen, jedoch sollte die Setlist in etwa identisch gewesen sein. Bis auf die letzten beiden Songs “Live For The Night” und “Fear No Evil” gab es das komplette Debüt zu hören; vom zweiten Album dann immerhin noch sechs der eigentlich enthaltenen zehn Songs, und zwar “The Victim”, “Edge Of Death”, “The Hexx”, “Hell Riders”, den Titeltrack “Under The Spell” und den Raushauer “Out For Control”. Aus der heftigen Phase gab es standesgemäß nichts. (Daniel Müller).
Ein Schelm, der schon zu den ersten Takten von Rock Goddess aus der englischen Hauptstadt fragte, wie viele Mitstreiterinnen von Girlschool nun mit auf der Bühne stünden. De fakto war das nur Tracey Lamb (siehe Foto), die in den Neunzigern mal bei der Londoner Mädchenschule die Bässe zupfte, aber nun mit Jody und Julie Turner inzwischen wieder das Trio von Rock Goddess komplettiert. Sehr zur Freude ihrer Fans, welche die Band bis dato noch nicht live gesehen hatten und nun die frühachtziger Originalbesetzung geliefert bekamen. Nach ihrem letzten Studioalbum "Young And Free" aus 1987 passierte nicht mehr viel bei den Damen, die heuer komplett blond waren. Jetzt rockt und stampft es wieder bei ihnen mit Songs wie "Satisfied Then Crucified", "Back To You" und "Heavy Metal Rock 'n' Roll", die immer gut reingehen. (Joxe Schaefer).
Ich bin zwar seit 1992 Stormwitch-Fan, muss aber gestehen, dass ich diesem Gig gegenüber etwas zwiegespalten war. Natürlich erwartet man auf einem Old School-Festival wie dem H:O:A ein reines Old School-Set, aber genau das gab es nicht! Eine als Hexe verkleidete alte Frau sprach einen Zauberspruch, bevor die Band die Bühne betrat. Wie auf dem neuen Album folgten dann der Opener “Evil Spirit”. Es folgten weitere Songs neueren Datums: “Dance With The Witches” vom gleichnamigen Album aus dem Jahr 2002, das etwas träge “Fallen From God” sowie “Witchcraft” vom 2006er Album sowie “Last Warrior” und “Taliesin” vom neuen Album “Season Of The Witch”. Für eine schöne Überraschung, aber ebenfalls wenig Schwung sorgte die Ballade “Tears By The Firelight” vom 1987er Album “The Beauty And The Beast”, bei dem die hübsche Caro, die Tochter von Bassist Jürgen Wannenwetsch, Querflöte spielte. Erst danach wühlte man etwas in der Vergangenheit: “Stronger Than Heaven” und später “Ravenlord” vom dritten, "Russia´s On Fire" und “Call Of The Wicked” vom vierten und “Eye Of The Storm” vom fünften Album gab es noch, bevor man sich mit “Priest Of Evil” und “Walpurgis Night” endlich um das legendäre Debüt der Band kümmerte. Na ja, Stormwitch waren immer schon etwas eigen, die Band auch immer wieder aktiv und so haben sie lediglich die beiden Alben “War Of The Wizards” und “Shogun” aus den Neunzigern außen vor gelassen. Als kleine Übersicht über ihr gesamtes Schaffen ist das völlig in Ordnung. Zudem überzeugte Sänger Andy Mück mit seinem barocken Kostüm und der wilden Mähne, optisch etwas an eine Vogelscheuche erinnernd, mit sympathischen Ansagen und tollem Gesang. Zwei-drei alte Klassiker und etwas mehr Druck wären zwar ganz gut gewesen, dafür hatte der minutenlange Singsangteil beim letzten Song “Walpurgis Night” für sehr gute Laune im Publikum gesorgt. (Daniel Müller).
Weil Death Angel im letzten Jahr leider ihren Auftritt hier absagen mussten, bekamen sie in diesem Jahr die Gelegenheit, das nachzuholen, wurden sogar mit dem Headlinerslot bedacht. Nun, über Festivalwitterungen wurde bereits genug geschrieben, doch wegen Unwetters landeten Satan in Frankfurt (mit Ausnahme von Sänger Brain Ross, der ja schon gestern mit Blitzkrieg hier auftrat und nun auf seine Satan Bandmates wartete). Doch man erwartete ihre Ankunft auf dem H:O:A noch etwas später. Das hatte zur Folge, dass sie mit den kalifornischen Thrashern die Slots tauschten. Dennoch durften Mark Osegueda und seine Mannen 95 Minuten Gas geben, was sie auch erschöpfend taten, dem Wetter mit "Left For Dead" oder "Mistress Of Pain" aufzeigend, wer die wahre Urgewalt loslassen kann. Trotz Regen war es rappelvoll vor der Bühne und die Death Angel Rufe hallten. Mark bedankte sich auf dem Festival spielen zu dürfen, von dem die Band schon viel gehört hatte, weil hier die Fans seiner Aussage nach Heavy Metal noch wirklich zu schätzen wüssten. In der Bandvorstellung wusste Mark mitzuteilen, dass ihr Drummer Will Carroll bereits drei mal hier spielte, als der Verfasser dieser Zeilen ihn bei Ulysses Siren und Warning SF hier sehen durfte. Will stimmte darauf "I Love It Loud" von Kiss an. Die Attacke nahm mit "3rd Floor", "Seemingly Endless Time", "The Dream Calls For Blood", "Bored", "Voarcious Souls" und "Thrown To The Wolves" weiter ihren Lauf. Das war auch ohne "Kill As One" genau die Speedattacke, die das Open Air brauchte. Damit ließ sich auch leichter die Wartezeit bis zum Auftritt von Satan überbrücken, die erst 90 Minuten nach Death Angels Auftrittsende in ihren Set einsteigen. (Joxe Schaefer).
Es war schon fast nicht mehr zu erwarten! Dennoch betraten Satan zum krönenden Abschluss mit mehrstündiger Verspätung gegen etwa 0:50 Uhr die Bühne. Voraus gegangen war bereits ein knackig-kurzer Drei-Song-Set der bereits am Vortag aufspielenden Blitzkrieg, die nochmals „Pull The Trigger“, „Buried Alive“ und natürlich „Blitzkrieg“ zum Besten gaben. Eine sehr coole Aktion, um den im Sturm und Regen wartenden NWoBHM-Liebhabern die Wartezeit ein wenig zu versüßen. Erwartungsgemäß startete die sichtlich gestresste Truppe dann mit „Trial By Fire“ und „Blades Of Steel“, den beiden Openern des 84er Klassikers „Court In The Act“, in den Set. Pure Spielfreude, ein gewohnt arschtightes Zusammenspiel und die sichtliche Erleichterung von Maestro Brian Ross, diesen Gig dennoch durchziehen zu können, zogen sich durch das komplette, rund 70-minütige Set. Bei der Hymne „Break Free“ übernahm Brians Sohn Alan (siehe Foto) das Mikro und schlug sich mehr als wacker. Auch die aktuellen Songs des 2013er „Life Sentence“-Albums - allen voran „Time To Die“ sowie der Titeltrack - haben mittlerweile zweifellos bei der Livefront den „test of time“ bestanden. Ansagen wie „Ich brauch dann gleich erst einmal eine Flasche Jägermeister!“ oder Dankesreden an das im Kackwetter ausharrende Publikum sowie Death Angel für den Tausch der Slots untermalten den Ruf von Brian, einer der sympathischsten Frontmänner der gesamten Metal-Szene zu sein. Ganz großes Kino! Übrigens: Keine fünf Minuten nach dem Gig stand er bereits wieder am Merchandise-Stand und erzählte den neugierigen Leuten unverfroren, was in den Stunden zuvor passierte. Und mal ehrlich: Wenn man am Abend noch in Frankfurt herum gammelt, dann in eine kleinere Maschine nach Hamburg umsteigen muss, dort erst gegen 23 Uhr landet und dann noch auf einem Festival den „Not-Headliner“ macht, ja dann ist es Zeit, frei nach Jinx Dawson und Anton Szandor LaVey zu sagen: "Hail Satan!!!" (Marius Gindra).
Für das H:O:A 2016 sind bislang bestätigt: Killen (USA), Vardis (UK), Tytan (UK) und Steelpreacher (D).