Bang Your Head Festival 2015 – Warm Up Show

Balingen, Messehalle, 15.07.2015

Die Warm-Up Party war dieses Jahr etwas anders. Anders in dem Sinne, dass die anwesenden Bands in derart verschiedenen Genre unterwegs waren, dass ich mir kaum vorstellen konnte, dieses Billing käme bei den Fans an. Aber nach zögerlichem Eintrudeln der Fans musste ich zugeben, dass ich mich geirrt hatte. Leider fiel die Band Nitrogods, auf die ich mich am meisten gefreut hatte, aufgrund eines Krankheitsfalles aus. Drummer Klaus Sperling kam mit starken Brustschmerzen ins Krankenhaus. An dieser Stelle: Gute Besserung! Nun sollten alle anderen Teilnehmer länger spielen. Den in Erwägung gezogenen Ersatz mit Rebellious Spirit verwarf man leider wieder. Schade für die Jungs, die im Umfeld des Festivals zu Hause waren.

nopliesErgo ging es los mit dem mir völlig unbekannten Act Noplies. Auf jeden Fall hatten die hochmotivierten Jungs ein Heimspiel, stammten sie doch aus dem beschaulichen Balingen. Die Rocker mit Ausflügen in den Metal existieren seit 1995 und nutzten ihre halbe Stunde mit ordentlich Alarm. Nichtsdestotrotz merkte man ihnen an, dass die großen Bühnen noch nicht ihr zu Hause waren. Das Publikum gab zwar mehr als nur Höflichkeitsapplaus ab, aber man sollte anmerken, dass im Großen und Ganzen richtige Hits Mangelware waren. Spieleuphorie macht noch kein gutes Komplett-Konzept, sondern lediglich den gewünschten Anfang. Wer jetzt von mir eine Songauswahl erwartet, den muss ich leider enttäuschen, ich kenne nicht einen und nur anhand der Setlist blieb auch nichts hängen. Ein üblicher Opener, der das Publikum zumindest in Schwung brachte. (Steve Burdelak).

 

battle beastHierauf betrat für mich mit Battle Beast die Überraschung des Abends die Bühne. Eigentlich die Überraschung des Festivals. In den 2013er Release „Battle Beast“ habe ich mal mit einem Ohr reingehört und gleich ad acta gelegt. Ein Fehler, wie sich an diesem Abend schnell herausstellte. Sicherlich, Lady Noora Louhimo der finnischen Truppe brauchte drei Lieder um warm zu werden, aber dann brach die Hölle los. Schuld daran, zumindest für mich im positiven Sinne, ist wohl das Umdenken in Sachen Musik gewesen. Während man auf den ersten beiden Tonträgern noch fröhlich dem ungestümen Power-Metal frönte, findet sich auf dem aktuellen Longplayer eine Mischung aus alten Schandtaten mit AOR-Feeling ein. Daran sind natürlich die melodischen Keyboardteppiche nicht ganz unschuldig. Und dass die Fronterin mit ihrem großen Sex-Appeal Power im Hintern hat, hat sich derweil rumgesprochen. Eine unfassbare Energie wurde auch von seitens der Band versprüht, was für einen solchen Indoor-Gig das beste Rezept war. Mit einer coolen Light-Show und großartigem Sound gab es fast eine Stunde auf die Mütze. Die Band konnte ohne großes Protzen von sich behaupten, eine feste Fangemeinschaft hinter sich zu haben, was ich zumindest an den mitsingenden Chören festmachen konnte. Da brauche ich mehr von. Well done! (Steve Burdelak).

 

nuclear assaultMit den Thrashern Nuclear Assault gab es den härtesten Zuschlag des Abends. Das Trio hatte zwar Schwierigkeiten mit der Mikrofontechnik, lieferte aber eine stetige Breitseite ab, welche die Fans in den schieren Wahnsinn trieb. Bassist Dan Lilker (war auch bei Anthrax und S.O.D.) war topfit, ließ aber die Erklärung schuldig, warum man als Trio auftrat und Mister John Connelly (Gitarre & Vocals) mit Abwesenheit glänzte. Den Gesang übernahm derweil der zweite Gitarrist Scott Harrington. Das machte die Songs natürlich um kein Iota minder brutal. Ganz im Gegenteil, das Trio packte etliche Tracks der älteren Alben aus, obwohl es die neue EP „Pounder“ seit circa einem Monat zu promoten galt. Leider fehlte mir bei derart Spektakel immer etwas an Bühnenaction. Die wesentlich größer angewachsene Menge vor der Bühne war jedenfalls begeistert und ein mancher nutzte die Gelegenheit, sich von der Band live zu verabschieden, denn man mochte zumindest auf diesem Sektor die Segel streichen. (Steve Burdelak).

 

sepulturaLeider dauerten die Umbaupausen, zumindest gefühlt, immer länger. Viele waren von der Fahrt hierhin schon recht angestrengt. Auch wenn Sepultura früher zur Speerspitze des Thrash-Metals gehörte, so hat sich das Thema doch etwas beruhigt. Ob es nun gänzlich an dem Sängerwechsel von Max Cavalera (bis 1996) zu Derrick Leon Green lag oder den letzten Alben der Band, die teilweise bei uns verheerend abschnitten, mochte dahingestellt sein. Fakt war, genauso wie bei Nuclear Assault gab es hier Geknüppel bis der Arzt kam. Da nun die Ethno-Sounds in dem Thrash der Band komplett aus dem regulären Programm verschwunden waren, ersetzt durch Punk bis Hardcore Elemente, hatte ich bis auf die beiden obligatorischen Zugaben (mitunter „Roots Bloody Roots“), nicht viel zu lachen. Dreißigjähriges Bühnenjubiläum war ein weiterer Anlass für die Formation, aktuell zu feiern. Das tat sie auch, indem sie den neuen Drummer Eloy Casagrande vorstellte. Neue Zeiten, neues Blut. Na ja, ganz alte Songs gab es auch zuhauf, aber für mich wurde es dennoch ein hartes Durchhalten. (Steve Burdelak).

 

jboDa mein Freund noch von der Doppelattacke Thrash in der Ecke lag und sowohl mit J.B.O., als auch Comedy im Metal so rein gar nichts anfangen konnte, gebührte mir die Ehre, das Thema des Headliners aufzugreifen. Es war zumindest ein Herzenswunsch des Veranstalters Horst Franz, dass die Band hier ihr Bestes geben konnte. Saß er doch persönlich gemütlich und genüsslich im Fotograben und schmunzelte begeistert über die Parodien verschiedener Songs. Mit dem aktuellen Album „Nur Die Besten Werden Alt“ (2015) feierte auch diese Band ein Jubiläum…ihr fünfundzwanzigjähriges Bestehen. Immer noch mit frecher Schnute, Wortwitz, dem prägnanten rosa Outfit und einer lustigen Bühnenshow, die aber, das musste man auch sagen, nicht jeder an diesem Abend genoss, zogen die Jungs ihr übliches Programm von abgeänderten Covertracks berühmter Metal Acts, als auch den eigenen Kompositionen durch. Ganz nach dem bandeigenem Motto: „Arschloch Und Spaß Dabei“, zogen sie kräftig vom Leder, stets unterstützt von Bühnenstatisten, die ihrer Wortwahl kräftig optische Unterstützung verliehen. Man beging den Abend mit dem Medley „Kuschelmetal“ Über „Walk With An Erection“ (The Bangles) zu dem berühmten Berliner Volkslied „Bolle“. Weiter ging es mit der Reggae-Hymne „I Don`t Like Metal“ und dem Alice Cooper Song „Schule Aus“. Spätestens jetzt wollte meine bessere Hälfte Freigang. Komischerweise blieben die meisten Metal-Klamauk-Versionen von Motörhead, Megadeth, Scorpions, Van Halen, Sepultura, Rammstein, Accept und AC/DC außen vor. Trotz der coolen Party hätte mich das noch freudiger gestimmt. (Dagmar Hegger).



Autor: Dagmar Hegger; Steve Burdelak - Pics: Steve Burdelak