Meistens ist es ja so, und das ist dem aufmerksamen Leser der Livereviews bei CROSSFIRE schon aufgefallen, dass bei einem Konzertbesuch im Turock zu Essen komischerweise schönes Wetter ist. So auch heute, denn man erfreute sich der Temperaturen deutlich über zwanzig Grad und füllte die Biergärten. Den Anfang dieses Thrashabends machten Arcania aus Frankreich. Sie waren bereits seit 1999 unterwegs, hatten aber erst zwei Alben am Start. Das aktuelle hieß "Dreams Are Dead", das ziemlich genau ein Jahr auf dem Buckel hatte. In ihren Reihen rockte ein ziemlicher Flitzefinger am Fünfsaiter-Bass. Er nannte sich Guillaume Rossard, trug ein Shirt von Down und sorgte für ordentlich Bewegung auf seiner Bühnenseite. Der Vierer aus Angers legte eine amtliche Thrashkante mit Deathgrowls vor, die im unteren Bereich der Rhythmusabteilung ziemlich filigran mit Technik vorging. Leider war schon nach schlappen 25 Minuten Schluss, daran änderten auch ein paar Rufe nach Zugabe nichts.
Dew-Scented gehörten zu den geilsten Vertretern im oberen Härtebereich des thrashigen Death Metals. Ihr neues Album "Intermination", zwei Tage zuvor veröffentlicht, konnte auch wieder einmal alles, dass man heute gespannt sein durfte, wie die Band das Pfund auf die Bretter bringen würde. Noch zackiger als Arcania zuvor warfen Shouter Leif Jensen und Gitarrist Marvin Vriesde schwere Eisen in die Meute, die zusammen mit drei weiteren Mitstreitern bereits seit 2012 als Dew-Scented eingespielt waren. So konnten sie leicht mit "Turn To Ash" und "Soul Poison" das inzwischen schon sehr voll gewordene Turock anheizen. Leif bemühte sich um knappe wie deutliche Ansagen, musste aber wegen eines Austausches eines Pedals an der Bassdrum mal etwas länger quatschen. Er nutzte die Zeit das neue Album vorzustellen und sagte davon "On A Collision Curse" und "Affect Gravity" an, bemerkte aber auch, dass er noch nie so viele Exodus-Shirts auf einem Haufen gesehen habe. Zu "Storm Within" wusste er dem Turock noch mitzuteilen, dass dies sein Lieblingsclub wäre. Der Auftritt maß bloß 45 Minuten, doch der war voll der amtlichen Kanteabteilung, dass niemand meckern konnte.
Der Sommer 2015 meinte es gut mit Thrash Metal, denn die zweiten "Big 4", so will der Verfasser dieser Zeilen sie nennen, waren alle am Start. Overkill und Testament bespielten schon unsere Breiten, und Death Angel sollten noch im August kommen, übrigens mit den genialen Indern von Kryptos im Vorprogramm. Aber heute, heute kamen erst Exodus dran, die Fahnen zu hissen. Und um es gleich vorweg zu nehmen, sie brannten alles nieder. Im gemütlichen Cafe oben im Turock tummeln sich sonst auch zum jeweiligen Headliner noch immer ein paar Leute. Nicht aber an diesem Abend. Denn es waren alle und jeder unten vor der Bühne, um Lee Altus, Jack Gibson, John Hunting, Zetro und Kragen Lum beizuwohnen. Im LIne-up liest der aufmerksame Fan schon, dass Mister Gary Holt fehlte. Wo sollte er auch grad anders sein, als bei seiner namhaften Zweitband beschäftigt. Jeder wusste Bescheid, als dazu kurz Slayer zur Erklärung angespielt wurde. Der für diesen Fall eingespielte Live-Gitarrist Kragen machte eine gute Figur, den knallvollen Randaleststall zu bedienen, wie es Urmitglied Gary auch getan hätte. Rückkehrer Zetro am Mikro war sichtlich gerührt, wieder zu Exodus zu gehören. Das war auch seinen Ansagen anzumerken, in denen er immer wieder begeistert betonte, dass Exodus bereits über 30 Jahre existierten. Zetro gab alles mit tiefgehenden
Ansagen und erreichte auch jeden. Ebenso Tom Hunting, der nicht nur für Ansagen häufig auf sein Drumkit kletterte. Das packevolle Turock war trotz der Wärme sehr empfangsbereit für die Action, feierte von dem heute im Mittelpunkt stehenden, aktuellen Album "Blood In, Blood Out" "Salt The Wound" ab und drehte bei "Blacklist" komplett durch, noch mehr als später bei "Bonded By Blood". "War Is My Shepherd", "Toxic Waltz" und "Strike Of The Beast" waren die Zugaben, welche die Fans nach einem Hammergig entließen.