Nach dem Ausfall von Speedbreaker fing der heutige Abend mit Thrash Metal an, denn Manifestic aus dem Ruhrpott sprangen ein und übernahmen auch gleich den Slot des Openers. Sie trugen Shirts von Nuclear Assault, Antichrist und Accept, womit sie schon mal alles richtig gemacht haben. Jerome Reil am Schlagzeug übernahm so einige Vocals neben Gitarrist Rob, beide unclean, bei aber auch etwas zu leise im Mix. Der Mann im Shirt von Kreator links im Back der Bühne, der ständig die Drums im Auge hielt, war Ventor von Kreator, der heute wieder den Job des Drumroadies seines Sohnes übernahm. Technik und Geschwindigkeit machten den Gig aus, welche das Metalpublikum für die folgenden Bands gut in Fahrt brachte. Vor dem letzten Stück machte Rob die knappe Ansage: "Wenn ihr Bock habt, könnt ihr unser Demo für drei oder für zwei Euro kaufen, irgendwo dahinten...!" Ruhrpott Charm eben, der ankam.
Durch den krankheitsbedingten Ausfall von Speedbreaker rutschten Blizzen von der Openerposition einen Rang höher. Speedbreaker Sänger Johannes befand sich aber im Publikum, sowie auch Shouter Didi von Iron Thor, der heute Geburtstag feierte, während sein Gitarrist noch einen Gig mit seiner anderen Band Iron Kobra absolvieren durfte. Blizzen starteten mit "Strike The Hammer" und "Peace Is For The Weak" in ihren Set. Beide Tracks stammten von ihrer aktuellen EP "Time Machine", dessen Titeltrack ebenfalls zum Zuge kam. Die Band schien von Auftritt zu Auftritt immer geiler zu werden, legte ein flottes Acting hin und brachte einiges an Doppelhalsgepose auf. Nach Auftrittsende ließen sie sich von der rufenden Menge zu einer Zugabe auffordern. Sie zockten "Iron Maiden" von Iron Maiden, natürlich stilecht mit dem Ausruf, bekannt von den Livescheiben der Briten, "Scream For Me Oberhausen!" Von vor Metal strotzenden Auftritten dieser Art kann man gar nicht genug bekommen. Glücklicherweise starten Blizzen grad voll durch, dass man in absehbarer noch weitere Male in den Genuss ihrer Auftritte kommen kann.
Auch Amulet aus London machten keine Gefangenen. Wer sie zuletzt auf dem Brofest Anfang des Jahres gesehen hat, konnte erahnen, was zu erwarten war. Heavy Metal der alten Schule war nun angesagt, mit einer breiten Schlagseite der Siebziger. Dazu passte das selbstgesprühte Backdrop mit ihrem Logo gut ins Bild. Nur die leuchtend zitronengelbe Gitarre von Gitarrist Nip Blackford wollte optisch nicht so ganz in ihr oldschool Ambiente passen. Ihr Gitarrist Heathen Steven auf der anderen Bühnenseite hatte sich die Setlist auf seine Gitarre geklebt, und darauf stand "Evil Cathedral" und "Running Out Of Time" als Eröffnungsdoppel. Und so geschah es. Drummer Dave Sherwood sorgte durchweg tight für eine schön knallige Snare und der Fünfer bekam gut Bewegung in die Menge. Neben Songs von ihrem aktuellen Album "The First" kamen auch reichlich Tracks ihres auf Vinyl wiederveröffentlichten Demos "Cut The Crap" auf die Setlist. Nach "Black Magic Attack" wurde "The Hangman" gespielt, dazu betrat ein freier Oberkörper mit Henkersmütze und einem zu einer Schlaufe gebundenem Strick die Bühne und rockte ein wenig mit. Mit dem Strick strangulierte er sich am Ende jedoch selbst. Mit "Sign Of The High Priest" wurden dann die Tracks von "Cut The Crap" komplett gespielt, und ein agiler Auftritt beendet, in dem besonders ihr Shouter Jamie für keine Sekunde still stand.
Zum Schluss war die Helvete-Hausband Iron Kobra an der Reihe, die man in der Vergangenheit mehr als nur einmal auf dieser Bühne erleben durfte. Gemessen daran, wie oft sie bereits hier gespielt hatten, war locker der Headlinerstatus drin. Den Rickenbacker bis unter das Kinn geschnallt, den Iron Thor Gitarristen an seine weiße Fender gerufen, konnte die Temposchlacht losgehen. Dabei waren besonders flinke wie tighte Drums zu beobachten. Das Helvete durfte abermals Zeuge davon werden, was überzeugende Heavy Metal Spielfreude ausmachte, wie sie sich beispielsweise zu "Spirit Archer" und "Vanguard Of Doom" vom aktuellen Album "Might & Magic" auf die Audienz übertrug. Die Ruhrpottler können gewisslich bei all ihren Auftritten auf eine eigene Fangemeinde zählen, die vor der Bühne mit ihnen abrockt. So auch wieder heute im Helvete.