Kyle Gass hob sein aktuelles Projekt mit dem schlichten Namen Kyle Gass Band hauptsächlich aus der Taufe, um endlich mal wieder kleine Clubtourneen spielen zu können – was mit seinem Hauptbrötchengeber Tenacious D momentan natürlich „leider“ nicht mehr möglich ist. Nachdem das unlängst erschienene erste Album durch und durch positiv überraschte, war es kaum verwunderlich, dass sich das Turock anlässlich des KGB-Gastspiels zeitig um 19:00 Uhr mit einem bunt gemischten Publikum vom Hipster bis zum Metaller füllte, hatte man doch – mangels Supportband – im Vorfeld zur Pünktlichkeit gemahnt.
Prompt ging es dann um 20:30 Uhr auch schon los – eine geschlagene Stunde später als der auf dem Ticket ausgewiesene Beginn. Doch der durch vereinzelte Pfiffe von zuvor abgehetzten Arbeitnehmern geäußerte Unmut verflog augenblicklich, als KGB endlich die Bühne enterten und zum großen Thin Lizzy Klassiker „Jailbreak“ anhoben! Was für eine Verneigung vor dieser legendären Band, das eigene Konzert nicht etwa mit einer Eigenkomposition, sondern mit diesem phantastischen Song zu beginnen. Nah am Original und mit den so typisch singenden Gitarren war dieser Auftakt der reinste Ohrenschmaus. Wer heute Abend Albereien à la Tenacious D erwartet hatte, war (größtenteils) schief gewickelt. Klassischer Rock der späten 70er und frühen 80er wurde hier geboten, und da das eigene, nur zehn Titel umfassende Material noch nicht abendfüllend war, reicherte man es eben mit diversen, stilistisch passenden und exzellent dargebotenen Coversongs an. KGB ackerten sich mit Schmiss und Elan durch ihr Repertoire, und die erdig-rockigen Klänge von „Manchild“, „Dying Day“ und „Our Job To Rock“ fielen beim Publikum auf fruchtbaren Boden. Anlässlich des Geburtstages von Sänger/Gitarrist Mike Bray verschmähte man die auf der Bühne bereitgestellten Wasserflaschen und gab sich dem Konsum von Bier und später Jack Daniels hin. Auch dies war der Gesamtstimmung zuträglich, da zum Glück die Darbietung nicht darunter litt (allerdings könnte es einen Zusammenhang mit der eingangs erwähnten Verspätung gegeben haben.) Weiter ging es mit einem munteren Bass-Solo, bevor mit „Bro Ho“, „Tremendous“ und „Questionable“ etwas ruhigere Klänge folgten. Beim rockigen „Getting The Band Back Together“ gab es bei Kyle kein Halten mehr und er stieg von der Bühne und wuselte im Publikum herum, dass es nur so eine Art hatte. Ja, die Clubkonzerte hatten ihm gefehlt, das war nun offensichtlich. Es folgten „Road Chops“ und „Ram Damn Bunctious“ – womit das eigene Material dann auch schon fast erschöpft war. Oder? Nein, denn mit „Hell Or High Water“ hatte die Truppe bereits einen Titel vom kommenden Album im Gepäck, der dem bisher gehörten in nichts nachstand. Man darf sich also schon jetzt auf den Zweitling 2016 freuen. Es ging danach ein wenig turbulent zu, da irgendwie jeder mal jedes Instrument spielte, was unter anderem dazu führte, dass wir den Drummer Tim Spier mit einer überraschenden Michael Jackson Gesangsdarbietung erleben durften. Falls das mit KGB nichts dauerhaftes wird, ist hier durchaus Potential für eine Michael-Jackson-Imitatorenkarriere in der Fußgängerzone gegeben. Mit dem epischen „Gypsy Scroll“ wäre es dann in die Zugabe gegangen, wenn die Kyle Gass Band sich nicht von dem Konzept mit der Zugabe verabschiedet hätte. Kyle sagte an, dass das alles ein großer Scheiß sei mit den Zugaben, und sie würden nun einfach weiter spielen, aber dann wäre man auch fertig und dann käme nix mehr. Mit diesen Worten stimmte er einen weiteren, nein, DEN Thin Lizzy Klassiker schlechthin an: „The Boys Are Back In Town“. Und wieder kamen wir in den Genuss des einzigartigen Thin Lizzy Twin Guitar Sounds. Was John Konesky (der im Übrigen aussah, wie einem Cheech & Chong Film entsprungen) und Mike Bray an den Gitarren leisten, war durchaus beachtlich und machte einfach Spaß! So viel Spaß, dass die Autorin an dieser
Stelle vergaß, die folgenden drei bis vier Songs zu notieren. Ein echter Knüller folgte aber noch kurz vor Schluss mit „Alright Now“ von Free, bei dem Mike Bray mal so richtig den Paul Rodgers raushängen ließ. Was für ein Stimmchen! Der Abend endete – für mich etwas enttäuschend – dann mit einem Tenacious D Song, nämlich „Fuck You Gently“, was irgendwie überhaupt nicht ins Gesamtbild passte. Aber angesichts der vielen Tenacious D Fans im Publikum hätte alles andere wohl auch zum Eklat geführt. Ich hätt’s nicht gebraucht. Egal. Jedenfalls hüpfte Kyle bereits während des Vortrags erneut behände vom Bühnenrand und wurschtelte sich singend zum Merch durch, wo er den Abend offiziell beendete. Die Fans strömten hinterher, kauften ein und ließen signieren. Die anderen Bandmitglieder folgten wenige Minuten später und mischten sich noch mindestens eine gute Dreiviertelstunde unter die Fans. So muss das!