APHONIC THRENODY - Ein ruhiger Leidensgesang


Wenn man zum Besprechen eines Tonträgers gleich drei Stück (!) bekommt – je eine Promo-CD von Label und Band sowie einen Download für die gesamte Redaktion – dann hat diese Band ja wohl auch ein Interview verdient! So dachte ich und machte mich an die Arbeit. Kurz zuvor hatte ich erst das Review zu ihrem Debüt “When Death Comes” geschrieben. Bei Recherchen für das Interview bin ich zudem noch über Arcana Coelestia gestolpert, von denen ich ebenfalls erst kürzlich ein Review zu ihrem dritten Album “Nomas” geschrieben hatte. Dass beide Bands Funeral Doom spielen, hatte ich noch auf dem Schirm; dass gleich zwei Mitglieder in beiden Combos gleichzeitig aktiv sind, hingegen nicht mehr. Also ließ ich mich nicht lumpen und befragte Sänger Roberto Mura gleich nach beiden Combos. Und er gab geduldig Auskunft.

logoDaniel: Hi Roberto! Lass uns doch zunächst einmal ganz von vorne anfangen: Wann und wie kam der Stein für Aphonic Threnody ins Rollen?

Roberto: Mit Aphonic Threnody begann alles Ende 2012. Riccardo erzählte mir, dass er eine Band in Richtung Funeral Doom starten wollte. Ehrlich gesagt, habe ich das erst für einen Scherz gehalten. Und nun stehen wir hier ein paar Jahre danach!

Daniel: Recht seltsam finde ich an der Band, dass Ihr aus vier verschiedenen Ländern stammt: Italien, England, Ungarn und Belgien! Wie habt Ihr Euch gefunden? Und wie probt Ihr? Probt Ihr überhaupt? Oder schickt Ihr Euch immer nur Mp3-Dateien hin und her, wenn es ums Songwriting geht?

Roberto: Wir kennen uns alle schon mehr oder weniger durch unsere Vorgänger-Bands. Rick und ich fragten nur Leute, die wir schon kannten, ob sie Bock auf ein neues Projekt hätten. Abel dagegen wurde uns von einem guten, gemeinsamen Freund empfohlen. Wir proben aber nicht. Wir haben das mal versucht, aber irgendwie klappte das alles nicht. Also schickten wir uns untereinander die Demosongs hin und her und konnten so jeder für sich schön relaxt an die Sache rangehen.

Daniel: Was bedeutet der mystische Bandname genau? Und wie passt er zu Eurer Musik?

Roberto: Ein ruhiger Leidensgesang vielleicht? Ich denke, unsere jetzige Situation betrachtend, passt der Name witzigerweise tatsächlich sehr gut zu uns: eine Funeral Doom-Band, die nicht in der Lage ist, live zu spielen, haha!

Daniel: Ich finde, dass Euer Sound sehr eigenständig ist und sich nicht wirklich gut mit anderen Bands vergleichen lässt. Welche Bands zählt Ihr zu Euren Haupteinflüssen?

Roberto: Sehr viele! Wir sind alle Musikfanatiker. Wir hören uns verschiedenste Musikrichtungen an und es ist auch für uns schwierig, Bandnamen zu nennen. Ich denke schon, dass wir alle aus dem Extrem-Metal-Bereich kommen und dadurch haben wir einen gemeinsamen Nenner für unsere Musik. Hinzu kommt, dass wir alle auch unsere eigenen Ideen mit einbringen und das führt dann schließlich zum Ergebnis. Wir haben keine bestimmte Formel, nur die Liebe zur Musik. Ich arbeite bei einem Podcast-Unternehmen namens Withered Hands in London, wo wir viele Bands spielen und interviewen. Ich denke, dort kann man ganz gut erkennen, was ich für Musik mag. Schaut mal rein: witheredhandspodcast.wordpress.com

Daniel: Wovon handeln Eure Texte? Gibt es irgendetwas, was Ihr Euren Anhängern mitteilen wollt?

Roberto: Es geht um persönliche Erfahrungen und das alltägliche Leben. Nein, wir wollen nichts mitteilen, haben auch keine Geheimnisse zu verbergen. Ich beschränke mich auf das Beschreiben von Kummer und Leid.

Daniel: Spielt Ihr eigentlich auch live? Und wenn ja: Wisst Ihr schon, ob und wann Ihr mal zu uns nach Deutschland kommt?

Roberto: Haben wir mal. Wir würden eigentlich gerne mal wieder live spielen, können aber keine Musiker finden, die in der Nähe wohnen, um vernünftig zu proben.

Daniel: Wie lange habt Ihr gebraucht, um die Songs zu schreiben und aufzunehmen? Und wo habt Ihr sie letztendlich aufgenommen?

Roberto: Je nach Song dauerte es so zwischen zwei Wochen und zwei Monaten. Wir haben jeder alles zu Hause aufgenommen und Marco hat am Ende alles abgemischt.

Daniel: Bei Metal Archives steht, dass Euer neues Album “When Death Comes” nur als digitaler Download erhältlich ist. Warum? Ich besitze jedenfalls eine waschechte Promo-CD. War das Album tatsächlich erst nur digital erhältlich und habt Ihr erst später eine CD und Vinyl nachgeschoben, als Ihr ein geeignetes Label an der Hand hattet?

Roberto: Das Album konnte man zunächst digital vorbestellen. Vermutlich kam es dadurch zu dieser Verwirrung.

APHONIC THRENODY marcoDaniel: Wie seid Ihr denn mit Doomentia Records in Kontakt gekommen?

Roberto: Wir kannten Doomentia schon, weil sie mein anderes Projekt, Urna, veröffentlicht hatten. Sie sind ein tolles Label. Deswegen haben wir ihnen das Album geschickt. Sie mochten es und haben es dann veröffentlicht.

Daniel: Eure erste EP “First Funeral” wurde bis heute dagegen nur digital veröffentlicht. Wird es davon auch noch einen physischen Tonträger geben? Und wenn ja: Werden die Songs Eurer beiden Split-CDs mit Ennui und Frowning dann auch enthalten sein, damit Eure Fans endlich alles komplett haben?

Roberto: Die EP gab es bereits auf CD und Vinyl. Wir werden aber bald noch eine zweite Auflage rausbringen. Was die Split-CDs angeht, denke ich, dass wir es bei der limitierten Auflage belassen werden. Wir haben im Januar eine neue 4er-Split-CD veröffentlicht, auf der ein brandneuer Song von Zack und Juan enthalten ist, “Bury Them Deep”. Das ist der erste Song, den wir mit der neuen Besetzung geschrieben haben.

Daniel: Lass uns mal zu einer weiteren Band von Schlagzeuger Marco Z und Dir kommen: Arcana Coelestia. Mit dieser Band habt Ihr ebenfalls 2014 ein neues Album veröffentlicht: “Nomas”, das ich ebenfalls genial finde! Erzähl uns doch bitte auch noch etwas über den Werdegang dieser Combo!

Roberto: Arcana Coelestia entstand direkt nach Urna. Marco und LS wollten gemeinsam Musik machen und gründeten diese Band. Sie nahmen gemeinsam zwei Alben auf: "Ubi Secreta Colunt" und "Le Mirage De L´Idéal". Sie nahmen auch noch das dritte Album “Nomas” auf, hatten die Aufnahmen aber nicht fertiggestellt. LS musste die Band aus persönlichen Gründen verlassen und Marco fragte mich, ob ich ihm mit den Aufnahmen helfen könnte. Ich schrieb dann die Texte und nahm die Gesangsspuren für das Album auf. Es hätte eigentlich schon vor vier Jahren fertig sein sollen, aber zur Fertigstellung kam es dadurch erst letztes Jahr.

Daniel: Was bedeutet der Name Arcana Coelestia überhaupt?

Roberto: Es bedeutet so viel wie “Himmlische Geheimnisse” und ist der Titel eines Buches von Emanuel Swedenborg.

Daniel: Sowohl Aphonic Threnody als auch Arcana Coelestia spielen, streng genommen, beide Funeral Doom. Wo liegen Deiner Meinung nach genau die Unterschiede zwischen beiden Bands, sowohl musikalisch als auch textlich?

Roberto: Der größte Unterschied liegt in erster Linie an den beteiligten Leuten. Rick ist der Mann hinter Aphonic Threnody und Marco ist dies bei Arcana Coelestia. Ihre musikalischen Hintergründe sind schon recht unterschiedlich. Textlich sind Arcana Coelestia eher okkult angehaucht, während sich Aphonic Threnody thematisch nicht so leicht in eine bestimmte Schublade stecken lassen.

Daniel: Spielen Arcana Coelestia denn live? Und auch hier wieder die Frage: Gibt es Pläne, nach Deutschland zu kommen?

Roberto: Leider scheinen einige von uns echt allergisch gegenüber Gemeinschaft und Liveshows zu sein. In erster Linie liegt das aber wirklich an der großen Distanz zwischen unseren Wohnorten. Dadurch sehen wir uns ohnehin nur so ein-zweimal im Jahr.

Daniel: Könntest Du Dir denn generell überhaupt vorstellen, mit beiden Bands gleichzeitig zu touren? Oder wäre Dir das zu anstrengend? Was meinst Du?

Roberto: Ich denke, wenn ich die Möglichkeit dazu hätte, würde ich es lieben und mir die Seele aus dem Leib brüllen! Aber leider ist das Leben ungerecht und das wird niemals passieren...

Daniel: Von Arcana Coelestia gibt es drei Alben. Demos oder EPs gab es – im Gegenzug zu Aphonic Threnody – nie. War das von Anfang an so geplant oder hat sich das alles eher zufällig ergeben?

Roberto: Eigentlich gibt es sehr viele Demoversionen aller Songs unserer ganzen Projekte. Aber wir veröffentlichen einen Track nie, bevor wir die fertige Album-Version vorliegen haben. Ich glaube es gibt Songs, die wir bis zu 30 Mal aufgenommen und abgemischt haben, bevor wir endlich damit zufrieden waren.

APHONIC THRENODY robertoDaniel: Arcana Coelestia sind nach dem Debüt “Ubi Secreta Colunt” von Aeternitas Tenebrarum Musicae Fundamentum Records zu Avantgarde Music gewechselt. Was waren die Gründe dafür?

Roberto: Es ging jedenfalls nicht darum, zwingend ein größeres Label zu finden. Aeternitas Tenebrarum Musicae Fundamentum haben uns sehr geholfen, aber wir waren an einem Punkt angelangt, an dem wir uns gesagt haben, dass wir einiges verändern müssten. Avantgarde haben uns angeboten, das neue Material zu pressen, also haben Marco und ich zugestimmt. Wir sind nicht darauf aus, Superstars zu werden. Aber ich denke, es ist normal, dass man als Do-It-Yourself Band lieber einen Labelwechsel vollzieht.

Daniel: Stört es Dich eigentlich gar nicht, dass Ihr für beide Bands zwei verschiedene Plattenfirmen habt? Wäre es nicht einfacher, wenn sich ein Label um beide Bands gleichzeitig kümmern würde? Oder war das so nicht möglich?

Roberto: Wie gesagt, ich habe damit kein Problem. Ich denke, es gibt auch Leute, die das ein oder andere Projekt von uns mögen, manche aber auch beide. Und genauso ist das bei den Plattenfirmen wohl auch.

Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne sowohl mit Aphonic Threnody als auch mit Arcana Coelestia aus?

Roberto: Arcona Coelestia liegen zur Zeit auf Eis. Aphonic Threnody arbeiten gerade an neuem Material, einer neuen Split-CD mit My Shameful und der Zweitpressung unserer ersten EP.

Daniel: OK, Roberto! Die letzten Worte gehören Dir!

Roberto: Danke, dass Du Dir die Zeit genommen hast, in unsere Musik reinzuhören und ein Interview mit uns zu machen! Das bedeutet uns wirklich viel! Danke auch an alle anderen da draußen für eure Unterstützung. Es wird bald schon wieder neue Musik von uns und einigen unserer Nebenprojekte geben, also haltet die Augen auf! Doom on!

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Autor: Daniel Müller