Metal Hammer Paradise 2014

Weissenhäuser Strand, 14.11.2014 - 15.11.2014

logoNach der erfolgreichen Premiere in 2013 und Wahl zum "Best Indoor Festival" beim "European Festival Award", fand am 14. und 15. November 2014 zum zweiten Mal das, in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift "Metal Hammer" und der FKP Scorpio Konzertproduktionen GmbH organisierte Metal Hammer Paradise statt, und diesmal war CROSSFIRE für Euch dabei. Nach einer Fahrt über plattes Land erreicht man die weitläufigen Anlagen des Ferien- und Freizeitparks an der Ostsee, in der Howachter Bucht zwischen Kiel und Lübeck. In bin bereits einen Tag vor dem offiziellen Festivalbeginn, sprich am Donnerstagabend, losgefahren. Freunde von der ersten Full Metal Cruise haben ein Apartment für acht Personen gemietet und überreichten mir, nach freudigem Hallo, den Parkschein. Dieser ermöglichte es mir, mein Auto nur unweit unserer Wohnanlage bequem abzustellen. Mit insgesamt fünf Haustürschlüsseln für drei Pärchen und zwei einzelnen Maniacs war soweit schon mal alles top. Unsere großzügige Wohnung, voll ausgestattet mit modernsten sanitären Einrichtungen überzeugte mich ebenso. Zur Anlage gehört weiterhin eine kleine Terrasse mit Blick auf die Wasserrutschen, wichtiger war allerdings die ausreichende Anzahl an Stühlen für die morgendlichen Sektfrühstücks und die abendlichen, privaten Aftershowgelage.

 

Nach gefühlt einer Flasche Jim Beam mit dem neuen Honey Flavour murmelte ich mich gegen vier Uhr morgens in das wohlige Beistellbett ein und wachte knapp sechs Stunden später, vom angenehmen Kaffeeduft, der mir um diese Nase zog, vollständig erholt auf. Nach kurzem Frühstück gabs ein großes Hallo mit zwei weiteren weiblichen Cruisern und los gings auf die erste Erkundungstour bei leider Nieselregen und nebeligem Wetter. Und kalt war es. Gut zu wissen, dass ich meine schwarze Outdoorkleidung dabei hatte und selbige über die ganze Zeit des Festivals auch nicht mehr ablegte. Von "erfahrenen" Paradisern wusste ich, dass die Wege, im krassen Gegensatz zum W:O:A, allesamt sehr kurz seien. Wie zügig man allerdings zu den einzelnen Spots und Events kommt, überraschte mich dann allerdings doch.

 

ein fanAusgangspunkt aller Unternehmungen und Treffen ist der zentrale Edeka-Markt mit angrenzenden Tabakwaren-, Bäckerei und Tourismusshop. Dieser weist normale Öffnungszeiten auf und liegt rund fünfzig Meter von unserer Wohnung entfernt. Seeseitig des Marktes erblickt man zwischen den Hauszeilen schon die ersten Dünen mit grasenden Galloways. Dahinter liegt bereits der Ostseestrand mit der hölzernen Seebrücke. Das Marktgelände Richtung Osten hinter sich lassend, folgen dann links eine gut besuchte Pommes- und Fischbude nebst vorgelagerter, zahlreicher Sitzplätze. Schon sieht man den gläsernen Eingang der Galerie. Kurz davor biegt man nach links zum Witthüs ab, wo an den Festivaltagen ab 24:00 Uhr bis Ende offen die Aftershowpartys mit toller und sehr trendiger Metalmucke stattfinden. Hier trifft sich zu später Stunde alles und jeder. Freitagnacht musste ich mich erst um eine Menschentraube um Thorsten Zahn durchwühlen, und danach habe ich mir das ausgelassene Gebange der Jungs von Alpha Tiger angeschaut.

 

In der Galerie sind diverse Restaurants, Bistros, Bars und Snackshops, und während des Festivals die Merchandise und Promobereiche des Metal Hammer sowie die Locations für die zahlreichen Autogrammstunden untergebracht. Zumindest bei den Doomern Avatrium gab es nur sehr kurze Wartezeiten, um an die begehrten Signatures zu gelangen. Das festivaleigene T-Shirt kostete 22 € und das aktuelle Shirt zur "Within Temptation Tour" gabs für 20 Tacken. Nahe dem Eingangsbereich finden sich rechts die Toiletten und am Eingang und am Ausgang des vielleicht 300 Meter langen, im Stile moderner Einkaufspassagen errichteten Wohlfühl-Korridors, jeweils überdachte Rauchmöglichkeiten.

 

Auf etwa mittiger Strecke gehts in der Galerie über eine Wendeltreppe zum bereits legendären Baltic Ballroom. Der Raum weist Platz für 800 Personen auf und zeigt eine erstaunlich niedrige Deckenhöhe. Hier wurde es während einiger Gigs recht kuschelig, um nicht zu sagen übervoll. So zum Beispiel bei den Isländern Solstafir am Freitag und, unnötig zu erwähnen, den Metallegenden Gamma Ray, U.D.O., aber auch Amorphis am Samstag. Von meinen teils schwerstbehinderten Freunden gab es zudem die Anmerkung, dass Rollstühle im Baltic Ballroom aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt seien. Zwar wurden Ihnen Sitzplätze in der hintersten Reihe angeboten, dass sie hier aber nicht viel sahen, brauche ich wohl nicht zu erwähnen.

 

thorsten zahnÜber einen rückwärtigen Notausgang kamen wir Pressefuzzis zügig zur Maximum Metal Stage. Sie gleicht der Bullhead-City auf dem W:O:A und hat ein Fassungsvermögen von rund 3000 Zuschauern. In dem Zelt ist eine ausgereifte Metalbühne bei meist ausgezeichneten Sound- und Lichtstimmungen untergebracht. Davor gibt es eine VIP-Tribüne und links klasse erhöhte Sitzbereiche für die Rollstuhlfahrer. Beidseitig des Zeltes sind langgezogene Tresen- / Barbereiche mit erfreulich kurzen Anstehzeiten und super nettem Personal. Die Getränkepreise, 4 € zzgl. 1 Euro Becherpfand für 0,4 l Warsteiner im Plastikbecher, 3,50 € für die gleiche Menge Cola 3,50 € und 3 Euronen für 0,4 l Wasser 3€, waren doch etwas überteuert. Auch der von mir bevorzugte Jim Beam mit Cola zu 0,4 l verschlang 6,50 €.

 

An der Metal-Stage vorbei, erreichte man das Riff Rondell. Selbiges, wie der Name schon sagt, rundes, hölzernes Konstrukt fasst vielleicht 250 Zuschauer. Die Bühne selbst, mit Abmessungen von ca. 4 x 5 m, ohne Fotograben, erzeugt eine ganz eigene Clubatmosphäre. Das Rondell, über einen glasüberdachten Weg verlassend, führt selbiger nach knapp 150 m zum Abenteuer Dschungelland. Vor dem Eingangsbereich stehen zwei ziemlich echt wirkende Elefanten, deren Wasserspritzereien auch die ach so harten Metalfans belustigten. Im Tropenhaus sind diverseste tropische Krabbelviecher in Form von Spinnen und Kakerlaken, aber auch tolle Echsen, Warane, Frösche, Schlangen und sogar besondere Kaimanarten in naturnahen Terrarien untergebracht. Klasse die beiden Zwergfischotter, die quietschend und höchst aktiv jeden Besucher willkommen hießen. Dem Zoo ist eine Art Abenteuerpark mit gruften- und höhlenartigen Gängen, Spiegelwegen und mal merkwürdig tönenden und sich anderweitig komisch anfühlenden Bodenbelägen angeordnet. Das Dschungelland verlassend, folgt dann kurz dahinter die Rezeption, wo ich am Freitag pünktlich ab 14:00 Uhr als erster mein Presseband von einer sehr netten und außerordentlich hilfsbereiten Mitarbeiterin der FKP Scorpio Konzertproduktionen GmbH entgegennahm.

Freitag, 14. November 2014
Maximum Metal Stage:
17:15 - 18:45 D-A-D
19:15 - 20:45 Knorkator
21:15 - 22:45 Doro
23:30 - 01:00 Within Temptation
 
Baltic Ballroom:
17:00 - 18:00 Avatarium
18:45 - 19:45 Dr. Livin Dead!
20:45 - 22:00 Freedom Call
22:45 - 00:00 Gamma Ray
 
Riff Rondell:
18:45 - 19:45 Deserted Fear
20:45 - 21:45 Erik Cohen
22:45 - 23:45 Alpha Tiger

 

d:a:dBei einem so dicht gepackten Line-Up mit teils heftigsten Überschneidungen fällt die Wahl doch schwer. Ich wollte mir die Ansage von Thorsten Zahn auf der Maximum Metal Stage nicht entgehen lassen und verzichtete so - schweren Herzens - auf die Doomer Avatarium mit female Vocals. Die Band soll laut den Aussagen aller Besucher, einfach fantastisch gewesen sein. Nach einer kurzen Begrüßung des Chefredakteurs vom Metal Hammer startete ich dann mit Disneyland After Dark durch. D-A-D veröffentlichten in den 90ern u. a. mit "Riskin' It All" und "No Fuel Left For The Pilgrims" echte Chartburner. 2014 feiern sie ihr 30jähriges Bestehen und veröffentlichten hierzu das Album "Best of D-A-D 30 Years - 30 Hits". Die sympathischen Dänen sind ein Garant für eine höchst unterhaltsame und mit fetten Songs gespickte Rockshow. Bei "Overmuch" jumpte der charismatische Sänger Jesper Binzer mal eben in den Fotograben. Nicht zu vergessen die geilen, selbst entworfenen Bässe von Stig Petersen mit mal futuristischen Lichteffekten bei "Zcmi" oder auch mal in Raktenform beim Dauerburner "Sleeping My Day Away". Weitere Tracks waren "Jihad", "Point Of View" und das geile "Wild Talk". Einfach göttlich das effektvolle "NASTY" auf der Arschseite der quietschroten Lederhose von Stig.

 

Nach D-A-D gings dann rüber zu den schwedischen Thrashern von Dr. Living Dead!. Nicht dass mir die dieser heftigste Crossover Thrash im Stil der 80er wirklich gefällt - ich wollte einfach mal die in Bananas und Totenkopfmasken gehüllten Ärzte fotografisch verewigen. So schienen mehrere gedacht zu haben, denn erstaunlicherweise war der Ballroom schon mächtig gefüllt und die Die-Hard-Fraktion kam hier voll auf ihre Kosten.

 

knorkatorNur aufgrund eines Fotowunsches eines mitgereisten Knorkatorfans, hüpfte ich vom Baltic Ballroom wieder zur Maximum-Metal Stage rüber, um mir die Satirerocker Knorkator reinzuziehen. Die Band wurde vor 20 Jahren von den Berlinern Gero "Stumpen" Ivers (Gesang) und Alexander "Alf Ator" Thomas (Keyboard) gegründet. Die gewöhnungsbedürftige Mucke mit einem Touch Rammstein ist nicht wirklich meine Welt. Die Vulgarität, Unberechenbarkeit und das Bühnenoutfit des voll tätowierten und mächtig auf seinen Arsch stolz seienden "Stumpen" ist aber wirklich faszinierend. Und schwups waren wir Fotografen auch plötzlich Teil der Show, als wir uns alle kopfschüttelnd und mächtig perplex auf der Bühne wiederfanden. Das hatte so noch Keiner von den teils lang im Genre arbeitenden Musikschreibern erlebt.

 

freedom callMit "Beyond" hatten die Nürnberger Party Power Metaller Freedom Call mit den Sympathieträgern Chris Bay (Vocals), Lars Rettkowitz (Gitarre), Ilker Ersin (Bass) und Rami Ali (Schlagzeug) ihren achten Longplayer am Start, der sich nahtlos an die übrigen Klassealben anschloss. Den Jungs kann man einfach nicht widerstehen. Nach der Clubtour im März 2014 wurden die hymnischen Partysongs der abfeiernden Meute nochmals lauschergerecht serviert.

 

Setlist Freedom Call:
Union Of The Strong
We Are One
Age Of The Phoenix
Hero Nation
Farewell
The Quest
Heart Of Warrior
Power & Glory
Come On Home
Tears Of Babylon
Freedom Call
Warriors
Land Of Light

 

doroWährend des Freedom Call Konzertes ging ich zur deutschen Metalqueen Doro. Unnötig zu erwähnen, dass das Partyzelt zu diesem Zeitpunkt proppevoll war. Auch Doro feierte wie D-A-D ihr 30jähriges Bühnenjubiläum. Im Gegensatz zu den Dänen, die wahrlich ein ruhmreiches Comeback abgegeben haben, wurde mir die Bühnenpräsenz der Metallady doch allmählich etwas viel. Dem bangenden und tanzenden Publikum störte das aber nicht und - wie immer - lieferte die Band eine schweißtreibende, klasse Rockshow ab, voll gespickt mit Klassikern. Neben "I Rule The Ruins", "Earthshaker Rock", "Burning The Witches", "Warlord", "True As Steel", "Out Of Control" kam insbesondere "Revenge" super rüber.

 

gamma rayBei den deutschen Metallegenden Gamma Ray, mit ihrem aktuellen Album "Empire Of The Undead" platziert auf Position 13 in den deutschen Charts, wurde der Baltic Ballroom viel zu klein. Ist auch kein Wunder wenn die glorreiche Riffriege mit Henjo Richter und Dirk Schlächter, um den ehemaligen Helloween-Shouter und Gitarristen Kai Hansen, unterstützt durch den speedigen Drummer Michael Ehre, eine Heavy Metal Party "par exellence" abfeiern. Als Zugabe gabs den Metalklassiker "To The Metal" und dann - Strom weg. Okay sagten sich die Jungs und das abfeiernde Metalvolk, dann eben ohne und schon setzten die ersten akustischen Takte von "Send Me A Sign" ein, ehe der Veranstalter ein Erbarmen hatte und den Ionenstrom wieder fließen ließ. Gamma Ray, zig mal gesehen, immer wieder geil.

Setlist Gamma Ray:
Welcome
Avalon
Heaven Can Wait
Hell Bent
I Want Out
Tribute
Master Of Confusion
Rebellion
Land Of The Free
Man On A Mission
To The Metal
Send Me A Sign

 

within temptationEtwa eine halbe Stunde vor Abschluss des Gamma Ray Sets enterten dann die Niederländer Within Temptation, um die ausgebildete Sopranistin mit dem klangvollen Namen Sharon den Adel, die Bühne der Maximum Metal Stage. Auf CD zigmal gehört und auch zu denjenigen gehörend, die das "Black Symphony"-Konzert in Rotterdam auf CD gepresst ihr Eigen nennen, habe ich die bombastisch angelegten Symphonicrocker, im Gegensatz zu den ähnlich agierenden / klingenden Leayes Eyes, Epica oder auch Nightwish, noch nie live gesehen. Fasziniert habe ich mir die opulente Bühnenshow, die wechselnden Outfits von Sharon und ihr fantastisches Dekollete angeschaut und wie wild fotografiert. Nach Abschluss der ersten drei Songs habe ich dann ihren genialen Klassikvocals gelauscht. Bei den Tracks vom aktuellen Album und dem Megaseller "Hydra" bewegte sie schlangengleich ihre Arme zur Musik. Das Set startete mit "Into Movie Dragon", gefolgt von "Paradise", "Faster" und "Let Us Burn". Die später im Set enthaltenen "The Cross", "Stand My Ground" und "Mother Earth" sind schon jetzt Klassiker und aus der Musikszene nicht mehr wegzudenken. Als Zugabe gab es "Sinead Acoustic", "Covered By Roses" und das so gar nicht zur sympathischen Sängerin passende "Ice Queen". Ein Kritikpunkt jedoch: Bei der Show liegt nahezu die gesamte Konzentration in Form etwaiger Spots oder Lichteffekte auf der Sängerin: Hier würde ich mir ein weiteres "in den Vordergrund rücken" auch der anderen Musiker wünschen.

Maximum Metal Stage:
14:45 - 15:30 Conan
16:00 - 16:45 Napalm Death
17:15 - 18:45 Saltatio Mortis
19:15 - 20:45 Satyricon
21:15 - 22:45 Powerwolf
23:30 - 01:00 Edguy
 
Baltic Ballroom:
14:15 - 15:00 Mob Rules
15:30 - 16:15 Solstafir
16:45 - 17;45 Feuerschwanz
18:45 - 20:00 Entombed A.D. (ausgefallen)
20:45 - 22:00 Amorphis
22:45 - 00:15 U.D.O.
 
Riff Rondell:
16:15 - 17:00 Negator
17:30 - 18:15 Reactory
18:45 - 19:45 Mountain Witch
20:45 - 21:45 Mantar
22:45 - 23:45 Bombus

conanUnd wieder, wie schon am Vortag, ein klasse Line-Up mit den schon bekannten Kollisionen. Diesmal jedoch heftigster Art, wenn man sich nur mal die Spielzeiten der Mittelalterkapellen Saltatio Mortis / Feuerschwanz oder auch zwischen Edguy und U.D.O. anschaut. Mit meinem Engagement bei CROSSFIRE setze ich mich immer mehr mit einer absoluten Randsparte des Metal, nämlich dem Doom, auseinander, obwohl ich eigentlich der typische Melodic- Power-Metaller bin. Ich finde diese schleppenden, tragenden, minimalistischen, sehr ursprünglichen Ansätze im Doom mit teils kräftig progressiven Touch der 70er einfach faszinierend. Logischerweise waren da, die für mich bislang unbekannten Conan, 2006 in Liverpool gegründet, Pflichtprogramm. Nach einer kurzen fotografischen Stippvisite, bei den mal wieder zeitgleich spielenden Mob Rules, ging es dann zur armsesligst bevölkerten Maximum Metal Stage mit anfangs gerade mal etwa 50 Interessierten rüber. Mit der Zeit nahmen zwar die Zuschauerzahlen zu, mehr als 100 wurden es aber nicht. Conan spielen fettesten Stoner Doom mit an Viking Metal angelehnten, düsteren Texten über Kriege, Schlachten und Mythologien der Nordmänner. In minimalistischer Besetzung, sprich Drummer, Gitarrist und Bassist zelebrierten sie dabei einen ganz eigenen Mix aus nebelumwaberten, tiefen, inbrünstigen, brachialem Untergangsmetal, immer im blauen, diffusen Licht verschleiert und mit tief herunter gezogenen, schwarzen Hoodies. Faszinierend. Selbstredend werde ich mir das 2006 veröffentlichte Debüt "Monnos" und das aktuelle Werk "Blood Eagle" zulegen.

 

solstafirDie mir leider wiederum unbekannten Solstafir enterten dann um 15:30 Uhr die Bühne des Baltic Ballroom und selbiger war erstaunlich voll, so die Isländer offensichtlich eine Art Geheimtipp darstellten. Nach einem kurzen Warm-Up gings dann auch zügig los. Irgendwo zwischen Doom, Stoner, Psychedelic Rock haben die Jungs um den, das Gitarrespielen wirklich zelebrierenden Frontmann Adalbjörn Tryggvason, ihre Nische gefunden und füllen diese klasse aus. Auch hier wird das aktuelle Album "Svartir Sandar" für mich zum Pflichtkauf.

 

feuerschwanzNach einer kurzen Stippvisite bei Napalm Death - hier erlaubte uns das Management ein längeres Fotografieren, was aber von den wenigsten ausgenutzt wurde - gings dann um die Entscheidung: Feuerschwanz oder Saltatio Mortis. Ich bin kein wirklicher Freund dieses Mittelaltergedudels und selbst Saltatio Mortis habe ich mir, trotz zwölfmaligen Besuches des W:O:A, noch nie komplett reingezogen. So blieb dann die Wahl zwischen Currywurst Pommes, Nackensteak oder ein kurzer Blick auf die in 2004 gegründete Kapelle Feuerschwanz. Selbige Mitglieder warten mit so fantasievollen Namen wie Hauptmann Feuerschwanz (Vocals), Johanna von der Vogelweide (Geige), Sir Lanzeflott (Schlagzeug), Felix Taugenix (Bass), Prinz. R. Hodenherz III an den passenderweise Flöten und Hans der Aufrechte an der Gitarre auf. Und ich war überrascht. Sicherlich werde ich mir nie ein Vinyl dieser Kapellen zulegen, aber die Spielfreunde, Unverbrauchtheit und das Antlitz der Violinistin waren schon toll.

Setlist Feuerschwanz:
Aufs Leben
In Vino Veritas
Zuckerbrot
Herz Im Sturm
Hurra Hurra
Blöde Frage
Metnotstand
Auf Wiedersehen
Wunsch ist Wunsch

 

satyriconDie Extremmetaller Satyricon wurden 1990 gegründet. Heute ist kein Gründungsmitglied mehr dabei. Selbst Sigurd "Satyr" Wongraven an der Gitarre und den Vocals stieß "erst" 1991 dazu. Als festes Mitglied ist noch Kjetil "Frost" Halalstad an den Drums zu nennen. Sartyricon dürften, bei einer Livebesetzung mit zwei weiteren Gitarristen, einem Bassisten und einem im Vordergrund stehenden Keyboarder, im weitesten Sinne dem Melodic-Black-Metal zuzuordnen sein. Mit der Veröffentlichung des Albums "Satyricon" in 2013 hat die Band dabei einen mächtigen Aufschub erhalten. Ihre mit rotem und mal blauem Nebel umwaberte, fette Bühnenshow mit sakralem Mikroständer war gewaltig und überzeugend. Annähernd 2.500 - 3.000 Zuschauer frönten dem dunklen und obskuren Spektakel, und damit war es vor der Maximum Metal Stage auch nahezu voll. Bis hinter die VIP-Bühne wurde geklatscht und zu den heavy Vocals und fetten Riffs mitgegangen.

 

powerwolfNach wiederum einer kurzen Fotosession bei Amorphis, bei leider katastrophalen Lichtverhältnissen und einem übervollen Baltic Ballroom, ging es dann wieder auf die Maximum Metal Stage. Diesmal zu Powerwolf, den nicht nur meiner Meinung nach eigentlichen Headlinern des Festivals und einer Band, die derzeit ob ihres raketenhaften Aufstieges, in aller Munde ist. Die deutschen Power Metaller veröffentlichten bislang fünf Alben mit den Superrillen "Bible Of The Beast" in 2009 und "Blood Of The Saints" aus 2011. Im Jahre 2013 gelang ihnen dann mit "Preachers Of The Night" die Sensation, als die Langrille zur Top-One der deutschen Charts avancierte. Der Erfolg dieses Meisterwerkes war, nach Aussage des Zeremonienmeisters Attila Dorn, völlig überraschend. Inspiriert von den schnellen Helloween, den melodisch komplexen Blind Guardian und den eingängigen Running Wild gelang es dem Fünfer mit den beiden Bandgründern Matthew und Charles Greywolf an den Gitarren, einen sehr eigenständigen und dabei sehr eingängigen Stil zu entwickeln, in denen rumänische Sagen und göttliche, sakrale Messen mit teils lateinischen Textpassagen die Hauptrollen spielen. Einfach göttlich die Übersetzung zu "coleus sanctus", zu Deutsch "Heiliger Hodensack". Die Wölfe mit klasse Promotion durch ihren Vertrag mit dem Majorlabel Napalm Records, ihren höchst aktiven Fanclub namens "Cultus Luporum" sowie einer mit Attila verlobten Szenefotografin mit dem Logo "Jay Jay Arts", sind neben den schwedischen Sabaton die Band der Stunde. Die grauen Bestien garantieren eine energiegeladene, perfekt durchchoreografierte Metalshow vom Allerfeinsten. Nach der ausverkauften Show in der Turbinenhalle in Oberhausen am Vortag mit Gratisverteilung der Tourplakate, Signierstunde und Treffen aller Fanclubmitglieder, war der umjubelte Auftritt der zum Bersten gefüllten Maximum Metal Stage der würdige Abschluss der "Preachers Of The Night Tour". Im mittleren Teils des Sets auf dem Paradise gab es ein kurzes Drumsolo von Roel van Helden an, das im Megasong "Kreuzfeuer" fortgeführt wurde und schließlich, nach publikumswirksamen Aktionen von Attila und Falk Maria Schlegel - ich sage nur "Hu, Ha" - in dem Kracher "Werewolf Of Armenia", der eigentlichen Bandhymne, gipfelte.

Setlist Powerwolf:
Sanctified With Dynamite
Coleus Sanctus
Amen & Attack
In The Name Of God
Sacred & Wild
Resurrection By Erection
Kreuzfeuer
Werewolf Of Armenia
Dead Boys Don't Cry
We Drink Your Blood
Raise Your Fist Evangelist
Saint And Sentence
In The Name Of Blood
Lupus Dei

 

u.d.o.Heiser gebrüllt und sichtlich mitgenommen näherte sich das Festival allmählich seinem Abschluss und wieder gabs die Entscheidung U.D.O. im Baltic Ballroom und danach komplett im Arsch oder Edguy auf der Maximum Metal Stage. Tobias Sammet habe ich gerade noch bei der Avantasia Show auf dem silbernen W:O:A-Festival gesehen. Dort war ich allerdings auch bei Accept, der ehemaligen Band von Herrn Dirkschneider mit dem bombenmäßig eingeschlagenen Sänger Mark Tornillo. Die Wahl fiel schwer, aber letztendlich zu Gunsten der altgedienten deutschen Stahlschmiede U.D.O., die ich letztmalig auf der Full Metal Cruise I sah. Damals jedoch bei miesepetriger Laune der Akteure. Der Basser Fitti kurz vor dem Gig hierauf angesprochen, der mich erstaunlicherweise sofort wiedererkannte, lachte, nahm mich herzlich in die Arme und sagte nur "Wir alten Säcke werden den Kids da draußen mal ordentlich den Arsch aufreißen". Und der langhaarige Bär, sorry 4-Seiten-Klampfer, hielt Wort und das in einer Weise, wie ich es nie für möglich gehalten habe. U.D.O. waren brutal laut, brachial, brachten den weiß getünchten Room zum Erzittern und zeigten, zusammen mit Powerwolf, die energiegeladenste Show des gesamten Festivals. Mit unglaublicher Spielfreude nahmen sie einfach jeden mit. Da wurde gebangt, was das Zeug hält, die Fäuste in die Luft gereckt und mitgegrölt, bis zum geht nicht mehr. Jeder der Axtmänner, ob es nun die genialen Gitarristen Andrey Smirnow und Kasperi Heikinnen oder Fitty Wienhold am Bass waren, knallten ihre Spielgeräte bis kurz unter die niedrige Decke und waren im ständigen Kontakt zum Publikum. Hier spielte sich eine echte, ganz offensichtlich auch freundschaftlich verbundene Band, auf Teufel komm raus den Arsch ab - und der alte Udo -sorry- mittendrin. Mit "Timebomb" schlossen die Jungs dann das reguläre U.D.O.-Set ab, ehe es als Zugaben die Acceptklassiker "Metal Heart", "Balls To The Wall" und "Heidi-heido", sorry meinte natürlich "Fast As A Shark " gab und, ganz so hoch schafft es der 62-jährige Dirkschneider dann doch nicht mehr.

Setlist U.D.O.:
Steelhammer
King Of Mean
Heart Of Gold
Cry Of A Nation
Stranger
They Want War
Animal House
In The Darkness
Never Cross My Way
Man And Machine
Stay True
No Limits
Metal Machine
Go Back To Hell
Timebomb
Metal Heart
Balls To The Wall
Fast As A Shark

Fazit: Die zweite Ausgabe des Metal Hammer Paradise war vollauf gelungen und wies mit etwa 3.500 zahlenden Gästen eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr auf. Das Gesamtpaket aus Konzerten, Rahmenprogrammen, Übernachtungen in komfortablen Apartments oder auch Bungalows ist zwar mit Preisen zwischen 129 und 299 € je Person kein günstiges Vergnügen, relativiert sich jedoch durch die erbrachten Leistungen, die einem als Wackengänger hinsichtlich Unterkunft und kürzester Wege als nahezu unglaublich erscheinen. Das Line-Up mit Vertretern aller Genre des weit gefächerten Metalspektrums war einfach gigantisch. Die logischen Überscheidungen der Bands stellten da eher ein Luxusproblem dar. Alles andere einfach klasse, entspannend und absolut zufriedenstellend. Ihr merkt schon, ich bin voll angefixt und im nächsten Jahr mit Sicherheit wieder dabei.

 



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey