THRESHOLD, TYGERS OF PAN TANG, OVERTURES, THE SILENT WEDDING, ANCILLOTTI

Essen, Turock 08.11.2014

ANCILLOTTI: DanielleSchon sehr lange waren die Tygers Of Pan Tang für den heutigen Abend im Turock gesetzt. Letztendlich wurden es insgesamt fünf Bands, die sich die Bühne teilen sollten, da der gesamte Tross der laufenden Tour des Headliners mit aufsprang. Den Anfang machten schon zur Einlasszeit die vier italienischen Metaller von Ancillotti. Bei nicht wenigen Fans war heute Abend der geile Schriftzug der Band auf den Shirts zu sehen, der nicht ohne Grund stolz durch das Turock getragen wurde. Das Familienunternehmen südlich der Alpen kam mit sehr erdigem Heavy Metal bei dem sich noch füllenden Turock exzellent an. Shouter Daniele Ancillotti, der auch bei unseren Redaktionslieblingen von Strana Officina am Mikrofon steht, traf den Nerv des Publikums mit seinen roughen Vocals und sympathischen Ansagen. Leider fiel ihr Auftritt nur sehr kurz aus, wurde aber mit der Temponummer "(Metal) Warrior" abgeschlossen, mit dem die Band einiges an Applaus einheimsen konnte, und die nochmal richtig Bock auf ihr aktuelles Album "The Chain Goes On" machte.

 

THE SILENT WEDDINGDie Frage, wer sich bei den Griechen still und leise in den Stand der Ehe versetzt sah, wurde hier im Turock nicht beantwortet. Die zweite Band hieß The Silent Wedding und kommt aus Athen, ein eher powermetallischer Fünfer mit leichtem Hang zum Prog. Sie brachten ihr aktuelles Album "Livin Experiments" mit, aus dessen Songpool sie heute hauptsächlich schöpften. Ihr Sänger Mario war bestens bei Stimme und lieferte gekonnt seine Parts, in denen man immer wieder etwas von Serj Tankian von System Of A Down entdecken konnte. Musikalisch blieb der Fünfer mit Keyboarder, welcher sein weißes Tasteninstrument am linken Bühnenrand aufgestellt hatte, jedoch beim Power Metal italienischer Bauart. Sehr zur Freude des Publikums spielte man noch einen Gassenhauer aus den Endachtzigern, nämlich "Gutter Ballett" von Savatage, bevor man frühzeitig die Bühne verlassen musste, weil ja heute insgesamt fünf Bands auftreten sollten.

 

OVERTURESNicht allen Besuchern waren die Namen der ersten drei Bands bekannt. Das galt auch für die Dritte des heutigen Konzertabends, für die schon eine Spielzeit von fünfunddreißig Minuten vorgesehen war. Overtures waren eine weitere Band aus Italien, ein Fünfer mit zwei Gitarren. Ihre musikalische Heimat, ähnlich wie bei den Griechen zuvor, lag im Progressiven und Powermetallischen. Die Vocals trällerten gut im Gesamtkonzept, und Sänger Michele nahm sich die Zeit und brachte die Auflösung. Er stellte die Bands des Abends vor, so wie auch ihren zwanzig Jahre jungen Basser, der gekonnt mit einem Monster von Sechssaitigem kämpfte. Und wer sich die ganze Zeit fragte, zu welcher Band die beiden Aufsteller mit der Aufschrift  "The World Of Today Is Lost Inside A Maze" links und rechts am Bühnenrand gehörten, dem sei gesagt, dass Overtures aktuelles Album "Entering The Maze" hieß. Von diesem kam noch "A Different Point Of View" und das Titelstück zum Zuge. Overtures brachten gut Bewegung ins Volk, welches auch schon auf die Tygers Of Pan Tang wartete.

 

TYGERS OF PAN TANGAus der Zeit der New Wave Of British Heavy Metal stammen die Tygers Of Pan Tang, für die viele Fans angereist waren. Die Bewegung, die bis Mitte der Achtziger über die Insel fegte, erfreut sich mit ihren Bands noch immer großer Beliebtheit unter den Fans. Aus dieser Zeit ist noch Gründungsmitglied und Gitarrist Robb Weir (Foto: links) mit dabei, der originalgetreu zu "Insanity" vom ersten Album aus dem Jahr 1980 mit dem Effekt Wah-Wah agierte, worauf Gitarristen heute kaum noch Wert legen. Robb war Dreh- und Angelpunkt auf der Bühne, ein echter Aktivposten, der dazu beitrug, dass weder ihr rockiger Metalsound, noch das Acting als angestaubt bezeichnet werden konnte. Zwischen alten Hits wie "Suzie Smiled" fand man in ihrem fünfzigminütigem Auftritt auch Songs wie "Keeping Me Alive" vom aktuellen Album "Anguish" im Programm. Bekannter waren jedoch die Klassiker "Running Out Of Time", "Raised On Rock" und das zackige "Euthanasia", welches in Anlehnung ihres letztjährigen Gigs hier im Turock gespielt wurde. Leider war nach "Don't Touch Me There" schon Schluss, dass ihre alte Hitsingle "Hellbound" aus Zeitgründen nicht mehr gespielt werden konnte. Sehr schade, aber ein triumphal geiler Gig der Veteranen!

 

THRESHOLD: PeteAlles war auf den sechsköpfigen Headliner Threshold zugeschnitten, einer der durch ihren pfundigen Punch härteren Vertreter im progressiven Metal, der mit dem Opener "Slipstream" ins sein Programm startete. Ein völlig neues Bühnenbild ergab sich bei den Engländern daraus, dass das Schlagzeug ganz hinten links aufgebaut worden war, und die Keyboards ganz hinten rechts. Das ergab viel Bewegungsspielraum für die vier Frontleute, die besonders Sänger Damian Wilson ausnutzte, der sich für die meist im Midtempo gehaltenen Songs agiler bewegte, aber dennoch ständig in Kontakt mit dem Publikum stand. Wie auch bei den vier Bands zuvor musste die Show mit wenig Licht auskommen, denn der Lichtmann sorgte wahrlich für nur geringe Luxwerte, dafür gabs aber sehr zum zusätzlichen Ärger der Fotografen umso mehr Nebel, als ob die Prog-Metaller mystische Sounds kreieren würden. Statt dessen agierten sie auch in THRESHOLD: Damianlangsameren Passagen recht zackig, und alles andere lahm. Allen voran holte Damian auch actionmäßig alles aus dem jeweiligen Song heraus, und zu "Long Way Home" surfte er über die Crowd und kletterte im Back auf den Balkon. Zurück zu Fuß auf der Bühne gab diese Aktion natürlich dicken Extraapplaus. Hohe Spielfreude zeigte sich bei der Saitenfraktion, die sich immer wieder zu Duellen forderten, gemeinsam abposten und sich gegenseitig an die Hälse griffen. Durch häufige Wechsel ihrer Bühnenseite hatten auch die Fans links und rechts der vor Bühne im rappelvollem Venue etwas davon, jeden ihrer Band mal aus der Nähe zu sehen. Das epische "The Box" vom aktuellen Album "For The Journey" wurde als letzter Song angesagt, bevor die Band durch lautstarke Zugabeforderungen seitens der Fans noch einmal zurück auf die Bühne zitiert wurde. Leider wurde in einhundert Minuten Spielzeit und zwei Zugaben nicht ihr wohl geilster Song "Light And Space" gespielt. Weil das aber der einzige Kritikpunkt an die Band ist, sprechen wir hier dennoch oder gerade deswegen von einem Auftritt sehr hohen Niveaus.

 



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer