KRYPTONITE, LAUTHALZ, SETH 13, BITTER THRILL

Hagen, Kultopia, 31.10.2014

bitter thrillDas Kultopia in Hagen feierte Heavy Halloween, und ließ dazu vier Bands mit hartem Sound live abrocken. Als erstes durften heute die fünf Rocker von Bitter Thrill auf die Bühne. Der Job des Einheizers fiel ihnen mit ihrem zügigen Rock 'n' Roll nicht schwer, und sie konnten bereits sehr früh die ersten Gäste im sich noch füllenden Kultopia überzeugen. Nicht erst bei einem Punksong wie "Sugar" fiel auf, wie nah sie sich an diesem Genre bewegten, zumal ihr Shouter Rikk Bones offensichtlich einiges an Posen bei Campino von Die Toten Hosen abgeschaut hatte. So war der Mikrofonständer ein wichtiger Bestandteil seiner Bühnenshow. Die Band veröffentlichte gerade ihr Debütalbum "Freakshow", von dem heute Abend so einige Songs stammten, wie auch "Spotlight". Basser Chan Sonic trug ein Shirt von Mötley Crüe, und dürfte daher mitverantwortlich dafür gewesen sein, dass die Ruhrpottler "Remember Yesterday" von Skid Row verrockten. Passender zur Punk-Attitüde war dagegen die Zugabe "Die Die My Darling" von den Misfits, das in der Coverversion von Metallica noch bekannter wurde. Ein cooler Auftritt von Bitter Thrill, den sie mit Halloween Masken beendeten.

 

seth13Danach war es Zeit für Seth13, die zunächst ohne zweite Gitarre auskommen mussten. So legte die metallischste Band des heutigen Abends zu dritt los, denn Sänger und Gitarrist Frank, sehr agil durch sein kabelloses Mikro, und bei seinen gesungenen und gebrüllten Vocals sehr gut bei Stimme, erhielt nur durch Basser Thilo und Drummerin Susi Unterstützung. Dennoch kamen ihre Songs wie "Destroyer" und "Come On" sehr kompakt rüber, die Frank mit einer lauten Rückkopplung miteinander verband. Weiter im Programm befanden sich ihre Klassiker "Come On", "The Arrival", "Dragon Fight" und "You And I", die hoffentlich in Kürze endlich auf CD erscheinen werden. Die Band unterbrach extra für den heutigen Gig im Kultopia die Studioaufnahmen. Dann wurde die Bühne in dichten Nebel getaucht, und Frank unternahm seinen Ausflug ins Publikum, wo auch ihr ex-Basser Guido, jetzt bei Scherbenwelt, mit abrockte. An der zweiten Gitarre gesellte sich jetzt Markus dazu, um mit "Rescue Me" und "Why" den Auftritt seiner neuen Band zu beenden. Mit einer lobenden verbalen Verbeugung vor dem Kultopia und seinen Technikern, verabschiedeten sich Seth13 nach fünfzig Minuten unter großem Beifall.

 

lauthalzLauthalz aus Gelsenkirchen gründeten sich im vergangenen Jahr aus dem Split der Bands Fastlayne und Donkey Shot. Ihre CD "Raus" lag lange bei CROSSFIRE im Stapel, und wartete auf eine Besprechung. Kann daran gelegen haben, dass man bei ihnen nicht mit Metal rechnete, der klar favorisierte Stil der Schreiber bei CROSSFIRE. Doch der Auftritt der Band war erdig und ehrlich, und überraschte weiter mit dem Cover "The Unknown Stuntman" von Lee Majors, das die Älteren im Publikum noch als Titelmusik von der Kultserie "Ein Colt Für Alle Fälle" kannten. Sonst hatten Lauthalz, die einen coolen Eindruck machten, schon einen gewissen Onkelz-Touch, und dann mal wieder voll ein Die Ärzte Niveau. Vielseitigkeit war angesagt, die jedoch nicht bei allen Besuchern, teils halloweenmäßig kostümiert, gleich gut ankam. Schade eigentlich, denn nicht nur die Grundhaltung der sympathischen Deutschrockband war völlig okay.

 

kryptoniteDer Headliner dieses Halloweenabends wurde von Kryptonite aus Gelsenkirchen gestellt. Wieder eine Band, die endlich ihr Album raus hatte. Das heißt "Godspeed", und feierte heute seinen Release. Das Shirt von Thin Lizzy, das Gitarrist Tobias Borgmann trug, sollte zusammen mit der Setlist für ihren Sound Programm sein. Denn dort drauf standen auch zwei Songtitel von Dinosauriern, die jedem Hardrocker der Siebziger Jahre in Achtungstellung versetzen, nämlich "War Pigs" und "Rock 'n' Roll". Shouter Chris Formella hat auch diese AC/DC-mäßige Reibestimme, auch nahe an Robert Plant, dass man letztgenannten Song als das Led Zeppelin Cover erwarten durfte. Das übrigens super saß, wie auch oben genanntes Cover von Black Sabbath, in dem ihr Drummer von Chris eine Nackenmassage bekam. Da hat die recht junge Band wohl zielsicher in der Plattensammlung der Eltern gebuddelt. Und sie hatten mächtig Spaß. Tobias war ständig so sehr in Bewegung, dass Stillstehen und Starre absolute Fremdworte für ihn gewesen waren. Ungewöhnlich dazu Pogotänze in der jüngeren Audienz zu sehen, aber auch Doublebass mit zwei Gitarren zu hören. Doch Kryptonite sind wohl im alten Hardrock verwurzelt, wie ebenfalls ihr eigenes Material zeigte, und schlugen nur eine kleine Brücke in die Neuzeit. Eine frische Interpretation traditionellen Hardrocks, mit der sie das Publikum eines jeden Alters mitreißen konnten. Geile Sache von Kryptonite, und ein gelungener Abend im Kultopia, den man für schlappe fünf Euro Eintritt inklusive Freibier erleben durfte.

 



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer