JONI MITCHELL - WOMAN OF THE HEART & MIND / PAINTING WITH WORDS AND MUSIC


Label:EAGLE VISION
Jahr:2014
Running Time:204:00
Kategorie: Neuerscheinung
 

Die Kanadierin aus heutiger Sicht zu verstehen und zu mögen, ist vielleicht nicht mehr ganz so einfach, wie in der Zeit ihrer Vergötterung in den 60er und 70er-Jahren. Geboren mit purer Schönheit, einer traumhaften Stimme und dem Talent sich mit poetischen Texten mitzuteilen, war in jener Ära vielleicht noch Bob Dylan zuzuschreiben. Zudem begleitet sie sich selbst wahlweise an der Gitarre, dem Piano oder auf dem Dulcimer. Leider brachte sie auch einen großen Batzen Naivität mit: Raucherin seit dem neunten (!) Lebensjahr, Abbruch des Kunststudiums in Toronto, ungewollte Schwangerschaft, gab das Kind zur Adoption frei (1965), heiratet den falschen Mann, ist das Blumenmädchen ihrer Generation (neben Joan Baez und Janis Joplin), führt ein sehr egoistisches Leben mit Feiern, Selbstfindung und wechselnden männlichen Partner und sucht ihr Kind erst Ende der 90er-Jahre zum ersten Mal auf. Für derart Verhalten wird man normalerweise als „Persona non grata“ geführt…insbesondere wenn man über derart viele Facetten der eigenen Emotionen singt. Ist das ein Fake, eine Masche? Verarscht sie das Publikum? Wie ein Politiker der das eine predigt und das andere entscheidet? Oder war das damals einfach so? Das soll bitte jeder selber entscheiden. Hier geht es ja schließlich nur im ersten Teil („Woman Of Heart & Mind“…ihr seht das ich schon mit dem Titel Schwierigkeiten habe, denn der bezieht sich ja wohl nur auf ihre Musik), der vorliegenden DVD, um ein Biographie, erzählt mit Hilfe von Joni (anhand von Interviews) und Weggefährten wie David Crosby (Crosby, Stills, Nash & Young), David Geffen (Geffen Records), Graham Nash (Crosby, Stills, Nash & Young, ex-Lover) und einigen Schreiberlingen bekannter Magazine und Tageszeitungen. Als Bonus gibt es Interview-Outtakes.

Das zweite Programm, „Painting With Word And Music“, ist ein Konzert neueren Datums mit einem Minipublikum auf der Warner`s Lot in Los Angeles. Genauere Daten über das Jahr erfahren wir nicht aber es muss mindestens Mitte der 90er-Jahre stattgefunden haben. Achtzehn Lieder gibt die Queen of Folk ihren Zuschauern zum Besten, obwohl der Name in späteren Jahren nur noch bedingt gilt. Joni setzte ab 1975, zum Grauen ihrer Fans mehr auf Jazz und in den 80er-Jahren selbstredend auf Rock. Dazu gesellte sich natürlich schon ab Mitte der 70er-Jahre eine Band. Die erste drehbare Bühne von der aus alle im Publikum ihren Star sehen können, erblickte ich in den 80er-Jahren im Ontario Place, Toronto, Kanada. Eben diese Bühnengestaltung war auch für zu besprechendes Konzert eingesetzt was aber bereits alles an Aufregung war. Joni spielt nach wie vor, ohne Bewegung lieblich am Mikrofon. Past ja zur Musik und dem Ambiente. Ein würdiges Dokument.

Note: 8 von 10 Punkten
Autor: Steve Burdelak


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