SEPULTURA / EXODUS / DESTRUCTION / HEATHEN / MORTAL SIN

THRASHFEST, Pratteln (CH), Z7, 15.12.2011

Ich war wohl schon lange nicht mehr so früh auf einem Konzert wie an diesem Donnerstag Abend. Elegant die geschäftliche Weihnachtsfeier umgangen, und eine Stunde vor Konzertbeginn vor dem Z7 eingetrudelt. Man muss ja Prioritäten setzen! Ich wollte auf keinen Fall die ersten beiden Bands verpassen, schliesslich bekommt man vor allem Mortal Sin in unseren Breitengraden nicht so häufig zu sehen. Die erste positive Überraschung ereilte mich dann bereits am Kassenhäuschen: Für streitgenössische Verhältnisse sind 49 CHF (41 €) für 5 Bands direkt ein Schnäppchen! Generell hat das Z7 eigentlich noch vernünftige Preise, auch was die Verköstigung betrifft. Der zweite positive Aspekt an diesem Abend, waren die relativ vielen Jungspunde, die sich im Publikum tummelten. Einige Konzertbesucher waren zur Blütezeit des Tourtrosses noch nicht gar nicht geboren. Gut zu sehen, dass wir uns um den Nachwuchs keine Sorgen zu machen brauchen.

MORTAL SIN mat LIVE 2011Um 18.15 ging’s dann pünktlich mit Mortal Sin (Foto) los. Schade, dass zu diesem frühen Zeitpunkt vielleicht gerade mal 150 Nasen vor Ort waren. Berücksicht man die Tatsache, dass es Donnerstag war und die Hauptklientel des Z7 nicht aus der Region Basel stammt, und daher einen entsprechend längeren Anreiseweg hatte, kann man dies durchaus verstehen. Trotzdem schade für den Opener. Mortal Sin legten gleicht mit einer amtlichen Old School Show los und hatten, wie erwartet, einige alte Kracher im Gepäck. Leider lies die 30 minütige Spielzeit nur Platz für 6 Songs, diese wurden aber in gewohnt routinierter Manier, und ohne grosses Gefasel, dem Publikum vor den Latz geknallt. Mit „Blood, Death, Hatred“, „Lebanon“ und dem abschliessenden „Mayhemic Destruction“ wurden gleich 3 Tracks des legendären Debüts präsentiert. Auch „Hatred“ vom aktuellen Longplayer „Psychology Of Death“ wurde von den bereits anwesenden Metalheads  dankend entgegen genommen, und es wurde in der ersten Reihe kräftig Matten geschüttelt und es bildete sich sogar ein erster kleiner Moshpit.

Setlist: 
Blood, Death, Hatred
Voyage Of The Disturbed
Lebanon
Hatred
I Am Immortal
Mayhemic Destruction 
 
HEATHEN dave LIVE 2011Nach einer kurzen Umbaupause und einem Intro vom Band traten Heathen mit dem Demoklassiker „Pray For Death" eine Zeitreise in die glorreiche Vergangenheit an. Die mittlerweile etwas grösser gewordene Menge (die Halle war nun zu ca. einem Drittel gefüllt) bereitete den fünf Bay Area Recken einen herzlichen Empfang und bekamen dafür im Gegenzug einen Klassiker nach dem anderen um die Ohren gehauen. An Heathen beeindrucken mich immer wieder drei Punkte: das geniale Powerdrumming von Darren Minter, das bestens harmonierende, super präzise Gitarrenduo Altus/Lum und natürlich der brillante Gesang von Dave White (Foto)! Es ist einfach eine Freude, diesen Musikern zu zuhören und zu zusehen. An diesem Abend wurden 4 Songs des Debüts und 3 Songs des Zweitwerkes in gewohnt präziser und soundtechnisch hochstehender Qualität zum Besten geboten. Ich würde mir allerdings von Lee Altus eine ähnlich furiose Bühnenpräsenz, die er bei Exodus an den Tag legt, auch bei Heathen wünschen. Das Publikum wusste die Leistung vom Heathen zu recht zu würdigen, und der Konzertabend kann für Heathen aufgrund der positiven Resonanzen sicherlich als Erfolg gewertet werden. Nach 45 Minuten mussten sie dann aber die Bretter für die drei verbleibenden – verkaufstechnisch erfolgreicheren Bands – räumen. Für mich stellten Heathen mit Abstand das Highlight des Abends dar.

Setlist: 
Pray For Death
Goblin’s Blade
Open The Grave
Hypnotized
Opiate Of The Masses
Mercy Is No Virtue
Death By Hanging

DESTRUCTION logo LIVE 2011Da die ersten beiden Bands über das gleiche Schlagzeug gespielt hatten, und dieses nun abgebaut werden musste, dauerte die Umbaupause bis zum Auftritt von Destruction etwas länger. Als Destruction dann ihr Heimspiel (die Band stammt aus Weil am Rhein, was nur wenige Kilometer vom Z7 entfernt liegt) antraten, waren nun massiv mehr Leute in der Halle. Ich bin nicht wirklich ein Fan von Destruction, daher war es die Band, die mich an diesem Abend am wenigsten interessierte. Die Setlist war amtlich, und dem Publikum (u. a. auch V.O. Pulver (Gurd, ex-Poltergeist)) scheint es gefallen zu haben. Die Band hatte einen kristallklaren Sound und auch bezüglich Bühnenpräsenz und Spieltechnik war alles im grünen Bereich. Destruction sind halt nicht ganz meine Baustelle, der Gig war aber okay.

Setlist: 
Total Desaster
Satan’s Vengeance
Mad Butcher
Black Mass / Antichrist / Death Trap
Invincible Force
The Ritual / Thrash Attack
Eternal Ban
Bestial Invasion
Curse The Gods

EXODUS logo LIVE 2011Um eines vorauszuschicken: Ich liebe die alten Exodus Scheiben, allerdings kann ich mit der aktuellen Frontsau der Kalifornier absolut nix anfangen. Exodus waren noch nie dafür bekannt, technisch anspruchsvolle Sänger in ihren Reihen zu haben (und das brauchen sie auch nicht!), aber der Typ hier brüllt dermassen alles in Grund und Boden, dass man teilweise die Songs kaum identifizieren kann. Das finde ich echt schade! Auf instrumenteller Ebene machen Exodus allerdings keine Gefangene. Mein Gott, das war ein amtliches Brett, das da aufgefahren wurde, und auch die Setlist war sehr ausgewogen. Auch wenn es auf dieser Tour um die Klassiker ging, hätte ein Song des „Tempo Of The Damned“ Krachers sich durchaus auch sehen lassen können. Na ja, nörgeln wir nicht rum, wurden doch Songs dargeboten, die man nicht mehr alltäglich zu hören bekommt. Zudem hatte die Band amtlich Spass in den Backen, und vor allem die beiden Gitarristen waren ständig in Bewegung.  Die Gastauftritte von Derek Green und Andreas Kisser (Piranha) und Luke Cook (The Toxic Walk) belegen diesen Spassfaktor, der generell bei allen Bands des Billings zur Geltung kam. Eine amtliche 75 minütige Dampfwalzenshow, die ein ziemlich ausgelaugtes Publikum zurück lies.

Setlist:
The Last Act Of Defiance
A Lesson In Violence
Fabulous Disaster
Brain Dead
Deranged
Pleasures Of The Flesh
Exodus
Piranha
Metal Command
And Then There Were None
Bonded By Blood
The Toxic Waltz 
Strike Of The Beast

SEPULTURA logo LIVE 2011Und dann Sepultura… Was soll ich sagen? Ich bin mit Derek Green nie wirklich warm geworden, und dies änderte sich auch nach diesem Konzert nicht. Man musste Sepultura zugestehen, dass sie ihren Set mit Freude und technisch sauber gezockt haben, und die Setlist war definitiv erste Sahne, aber optisch passt das bei mir einfach nicht. Derek mag die Songs okay singen, aber sein Outfit und sein Rumgezappel erinnern eher an einen Rapper, als an einen Metaller. Im Gespräch mit anderen alten Hasen an diesem Abend, wurde mein Eindruck eher erhärtet als widerlegt. Wie auch immer, der Meute schien es mehrheitlich egal zu sein, auch wenn das Publikum nach Exodus doch arg ausgepowert zu sein schien. Trotz der für mich negativen (vor allem optischen) Nebenerscheinungen war es cool, gewisse alte Perlen wieder einmal live zu hören. Allerdings wären Exodus der würdigere Headliner gewesen.

Setlist:
Intro (Arise)
Beneath The Remains
Territory
Dead Embryonic Cells
Desperate Cry
Mass Hypnosis
We Who Are Not As Others
Altered State
Infected Voice
Substraction
Inner Self
Kaiowas
Refuse/Resist
Arise

Alles in allem ein nettes Package, das an einem Werktag in der Schweiz doch eine beachtliche Anzahl an Besucher (ich schätze um die 1000 werden es gewesen sein) anziehen konnte. Für mich waren die beiden Anheizer definitiv die Highlights. Schade, für alle diejenigen, welche die ersten beiden Bands verpasst haben.



Autor: Steph Bachmann - Pics: Steph Bachmann