DORO, DOUBLE CRUSH SYNDROME

Düsseldorf, CCD Halle, 02.-03.05.2014

doroDreißigjähriges Jubiläum von Doro! Ich war bei dem zwanzigjährigen Showcase anwesend und natürlich zum Gig als die viertel Dekade voll war. Aber diese Show sollte alles bisherige in die Schranken verweisen. Deshalb auch an zwei Tagen. Wochen vorher gab es dazu extra ein Presse-Meeting im Relaxa-Hotel in Ratingen. Die erste Show wäre die „Classic Night mit Orchester“ und am zweiten Abend dann „Vollgas Rock `n` Metal Show“. Passend dazu servierte man seit kurzem im Franchise-Laden „Planet Hollywood“ zwei Burger unter diesem Motto. Viele Gäste wurden versprochen und eine ganze Menge Überraschungen. Das Dumme war, meine Kamera war kaputt. Fünf Minuten vor der Fahrt drückt meine Liebste mir eine neue Canon EOS D70 mit allen Schikanen in die Hand. I love you! Los nach Düsseldorf, wo sich vor der Halle ein beachtliche Schlange befand. Schön, dass die Presse und Gäste seitlich, ohne großen Aufwand und Kontrollen, Eingang fanden. Oben dann ein kleiner Metal-Markt, Kulinarisches und eine Doro-Statue, vor der sich jeder gerne ablichten ließ. Danke übrigens an Uwe Lerch (Evil Eye Entertainment), seinem Kameramann (Sorry, der Name ist mir entschlüpft) und Jörg Litges (http://www.facebook.com/lautundinfarbe.de), für die ersten Tipps an der Kamera. Der Abend begann pünktlich und ohne Vorprogramm.

 

doroFrenetischer Jubel und ein tierischer Empfang für die Lady, direkt von erster Sekunde an. Allein das Bühnendesign war ein Augenschmaus und jeder wollte gleich wissen, wo man die tollen Skulls erwerben könnte. Dieses Venue war übrigens erheblich kleiner als zu den vorherigen beiden Jubiläums-Veranstaltungen. Vielleicht weil es hier um zwei Abende ging. Ausverkauft war es trotzdem nicht. Die ersten Songs waren „Touch Of Evil“ (ein Warlock-Stück), „Rock `Til Death“ und „On The Run“. Doro hatte einen riesigen Spaß, steckte voller Energie und kam vor lauter Freude aus dem Grinsen nicht mehr raus. Sie war einfach in ihrem Element. Nach den üblichen drei Songs mussten wir Fotografen den Graben verlassen. Natürlich kam genau jetzt der erste Gast, Blaze Bailey (ex-Iron Maiden), um die Iron Maiden Coverversion „Fear Of The Dark“ zu schmettern. Das wurde begehrt lauthals mitgesungen. Das Orchester, unter der Leitung von Torsten Sickert, war zwar an Personen nicht so zahlreich wie ein mancher sich das vielleicht vorstellte, und im oberen Bühnenbereich aufgestellt. Das hatte den Nachteil, dass man die Leute nicht so gut sehen konnte. Jetzt bin ich ja bekanntlich nicht der größte Fan von Metal Meets Classic, aber heuer hatte man sich redlich Mühe gegeben, dass diese Versionen von Doro-Hits funktionieren würden. Leider fehlte mir die von allen Seiten versprochene Dynamik. Und das obwohl ich des Öfteren meinen Standort in der Halle veränderte. Das war ein bisschen dünn. Zudem wurde nicht jeder Track mit dem Orchester bestückt. Da gab es auch mal eine Pause. Schön war der Einsatz einer von zwei Background-Sängern, der wesentlich mehr „Posing“ bot als Doro selbst. Herrlich! Fünf weitere Songs gab man zum Besten: das Intro zu „Night Of The Warlock“, „You`re My Family“, „Above The Ashes“, „Beyond The Trees“ und das mitgröltaugliche „Celebrate“, bis Gitarren-Virtuose Chris Caffery (ex-Savatage), die Bühne zu „Metal Tango“ enterte. „Hero“ gab Doro wieder alleine, aber Chris kam für die Ballade „Für Immer“ erneut auf die Bretter. „Hellbound“ und „Raise Your Fist“ (mein persönliches Highlight der neueren Songs), brachten den Saal zum kochen. Das war aber nichts im Vergleich dazu, als Udo Dirkschneider (ex-Accept, U.D.O.) die Meute mit „Princess Of The Dawn“ zum Ausrasten brachte. Zwischendurch immer wieder Danksagungen und überschwängliche Bekundungen an ihre Fans von Seiten der Metal Queen. Ihr eigenes „Dinglish“ ist aber auch zu niedlich! Udo blieb und Chris kam ein drittes Mal dazu um „Dancing With An Angel“ zu intonieren. Zum Lordi-Cover „Hard Rock Hallelujah“ kamen Mr. Lordi und Amen höchstpersönlich auf die Bühne, unterstützt von Tom Angelripper (Sodom). „Burn It Up“ und „Breaking The Law“ (Judas Priest Cover) kamen im Alleingang, aber für den vorläufig letzten Track „All We Are“, kamen alle Gäste zurück. Aber Doro wäre nicht Doro, wenn es keine Zugaben geben würde. Der Doro-Song „Love Me In Black“ hatte seinen Einsatz gefolgt von „Unholy Love“. Und wieder hieß es Goodbye. Mit „Let Love Rain On Me“ und der fetzigen Nummer „True As Steel“ gab es ein weiteres Stelldichein. Jetzt wissen die Doro-Fans, dass sie ihre Heldin immer wieder auf die Bühne kriegen, wenn sie nur lange genug shouten und Doro badete gerne im Stimmenhagel. Man ergänzte sich. So durften sich alle noch mal über die letzte Nummer, „Highway To Hell (AC/DC-Track) mit Gastsänger Marc Storace (Krokus) freuen. Ein langer Abend, und die Fans als auch Doro gingen in den wohlverdienten Feierabend.

 

double crush syndromeSamstag war eine Schlange vor der Halle, so weit das Auge reichte. Klar, es war ja schließlich eine „Sold-Out-Show“. Der Unterschied zu gestern, man durfte sich auf eine Vorgruppe freuen. Es war der langjährige Freund von Doro, Andy Brings. Er kam mit seiner neuen Truppe, Double Crush Syndrome, die mir bis dato völlig unbekannt war. Mit im Trio-Line-Up, Basserin Aurora Steffens (ex-The Black Sheep) und Drummer Markus Herzog. Für mich musikalisch gesehen das Beste bis dato aus dem Hause Brings. Erdiger, höchst melodischer Rock `n` Roll, mit einer dreckigen Prise Sleaze und dem nötigen Hauch von Glam. „Yeah! Pain!“, die aktuelle Single wird bei mir mit Sicherheit zum Dauerbrenner. Kurz und bündig, aber „voll in die Fresse“. Dass Andy für tolle Action auf der Bühne sorgt, dürfte bekannt sein. Aber auch Aurora wusste sich zu präsentieren und sprühte voller Energie und Lebensfreude. Etwas auf den Sack gingen mir aber die versuchten Singalongs. „We Die For Doro!“ Come on…etwas peinlich, und da diese Band samt Material relativ unbekannt war, konnten Viele im Publikum sich nicht wirklich hinreißen lassen, selbst nach etlichen Versuchen mitzugrölen. In den hinteren Reihen gab es auch schon Unmut mit relativ harten Worten. Man hätte die Zeit besser für einen Song mehr nutzen sollen. Denn die Tracks haben es in sich, ohne dass ich jetzt mit Titel noch weitere nennen könnte (da mir unbekannt), aber das Material ist partytauglich, kurzweilig und treibend. Sicherlich keine neue Erfindung des Rock, aber absolut lohnenswert wiedergegeben. Davon will ich mehr. Diese halbe Stunde hat mich bekehrt.

 

doroNach kurzer Umbaupause und einem Videointro, übertragen auf zwei Leinwänden, setzte Doro ihren Event heute mit „I Rule The Ruins“, „Earthshaker Rock“, „Save My Soul“, „Evil“ und „Running From The Devil“ fort. Zu „Burning The Witches“, enterten im oberen Bereich zwei Mädels im Hexenoufit die Bühne und tanzten vorm Feuer. Heuer durften wir insgesamt fünf Lieder im Fotograben verbringen, aber es dauerte noch „Fight For Rock“, „Raise Your Fist“ und „Without You“ hindurch, bis mit Sabina Claasen (Holy Moses) zu „East Meets West“, der erste Gast die Bretter der Welt betrat. Dann ging es aber im Stakkato-Takt. Zu „Bad Blood“ kam Mr. Lordi (Lordi), aber sein Kollege Amen glänzte, obwohl von Doro angekündigt, komischerweise mit Abwesenheit. „Egypt“ (von Dio) und „Für Immer" wurden von Chris Caffery begleitet. Natürlich war auch heute die Meute erstaunlich energiegeladen und die Band stand komplett unter Strom. Bewundernswert für zwei so schwere Tage hintereinander. Was Langzeit-Basser Nick Douglas, Drummer Johnny Dee, Klampfer Bas Maas (ex-After Forever), Gitarrist Luca Princiotta und Neuzugang am Keyboard Harrison Young vollbrachten, war schier unglaublich. Für großes Aufsehen sorgte Fronter Biff Byford (Saxon) mit den Duetten „You`ve Got Another Thing Comin`“ (Judas Priest Cover) und „Denim And Leather“ (Saxon-Track). Mit „Out Of Control“ brachte die Lady uns zum Drum-Solo. Hier wurde Johnny mit einem Drumraiser in die Höhe geschraubt. Fette Show! „We Are The Metalheads“ brachte die nächste Überraschung. Nebst Tom Angelripper durften eine handvoll Fans auf die Bühne, um mitzusingen. Leider ging dieser Kelch an mir vorbei. „Revenge“ wurde präsentiert, und dann war es an der Zeit Hansi Kürsch von Blind Guardian zu begrüßen. Zu hören gab es „Rock `Til Death“. Mit „Metal Racer“ ging es nahtlos weiter. Gekrönt wurde der Abend mit Udo Dirkschneider, der mit „Princess Of The Dawn“ und „Fast As A Shark“ aufwatete. Das erste Outro war natürlich wieder „All We Are“ mit allen Gästen. Die erste Zugabe bestand aus „Fight“ und „Ich Will Alles“ (im Gespann mit Andy Brings). Weiter ging es mit „Unholy Love“ und „Metal Tango“ (natürlich mit Chris Caffery). Doch wie immer tobte der Mob und weitere Zugaben mussten ran, wie „Breaking The Law“ vom Vorabend und "Tattooed Angels“, sowie zwei weiteren Tracks. Den Abschied machte selbstredend „Love Me In Black“. Schließen möchte ich diesen coolen Event mit einem Zitat von Herrn Dirkschneider: „England hat die Queen…wir haben die Metal-Queen!“



Autor: Steve Burdelak - Pics: Steve Burdelak