Unholy Metal Mayhem

Oberhausen, Helvete, 12.04.2014

Ein zehnjähriges Jubiläum gab es zu Feiern bei dem diesmaligen Unholy Metal Mayhem. Acht Bands waren eingeladen, welche die Festivitäten musikalisch befeuerten. Acht starke Extrembands, für die keine auch nur Mittelmäßigkeit bescheinigt werden musste. Damit geht ein großes Lob an den Veranstalter Vasili, denn wie oft ist man auf einem Festival komplett mit einem Billing zufrieden? Die Opening Band waren die deutschen Slowmotion Deather von Blackwhole. Leider konnte der Verfasser dieser Zeilen dem Auftritt noch nicht beiwohnen, doch nach Aussagen der bereits anwesenden Besucher bekam man hier knochigen Death a la Triptykon geliefert.

archaic thornDie zweite Band des heutigen Abends war Archaic Thorn. Und die boten mit drei Mann bei starrem Rotlicht ein mächtig deathdoomiges Spektakel. „Hydra Throats“ heißt ihr aktuelles und einziges Demo, das wie die musikalische Darbietung auf der Stage des Oberhausener Helvete sehr coole Doomsounds bietet. Langsame Rhythmen erfuhren plötzliche Verdoppelungen der Geschwindigkeit, die ihrem grummeligen aber tighten Ursound auch gut taten. Das Acting war noch etwas verhalten, so auch im Publikum, denn nur einzelne Banger warfen die Haare zum Sound der Sachsen. Der gehörnte Schädel am Kerzenständer tropfte derweil behäbig voll Wachs, und verlor durch die Vibrationen nahe der Bassdrum im Laufe der Show eines seiner Hörner.


hereticAuf diesem Planeten tummeln sich so einige Death Metal Bands, die sich Heretic nennen. In diesem Fall handelte es sich um den Dreier aus Chemnitz. Der tauchte aus dem Nebel auf und hämmerte sofort Vollgas mit eingestreuten Snareschnellschüssen. „To The Surface“ von ihrer EP „Ascend“ flog hinterher, die noch aus dem Jahr 2012 stammte. Doch um eine angestaubte musikalische Darbietung musste man sich keine Gedanken machen, denn Heretic punkteten in allen Tempi. Besonders kamen die Oberspeedschrauben und die ambientmäßigen Parts, welche die Menge am tiefsten berührten. Ein Auftritt, den man sich besser hat nicht entgehen lassen.


sanctifying ritualDann rückte die Stagetime für Sanctifying Ritual näher, einer weiteren Band aus dem ostwärtigeren Deutschland. Und die brachten eine geile Performance aus der Vollgasabteilung; niemand der drei Frontleute wurzelte statisch auf der Stelle. Stattdessen hörte man bei Action pur vom Shouter im stilechten Shirt von Hellhammer und Patronengurt viele Uh's und Ah's, ein fest verankertes Stilmittel in ihrem Death Metal. Überhaupt bot er sich mit beiden Händen am Mikrofonständer bewegend eine überzeugende Show, ein wahrer Blickfang. Zwar trat ihr Basser dick mit Lederjacke und Kapuze auf, obwohl es grad richtig warm im Keller des Helvete wurde. Denn das Publikum taute schon zu „Storm Of Devastation, dem Titeltrack ihrer aktuellen EP, richtig auf. Das bereits gut gefüllte Helvete erfuhr durch ihren zackigen Auftritt mächtig Schwung, der sich bis in die hinteren Reihen durchsetzte. Leider flachte der Auftritt gegen Ende etwas ab, woran ein paar kleine Soundprobleme in Form von Saitenverstimmungen der Brettfraktion nicht unschuldig waren. Dennoch sollte man diese Band im Auge behalten, und noch schnell bei ihrer EP zugreifen, denn die wurde auf 300 Stück limitiert!


slaughterdayDie fünfte Band heute Abend kam aus dem ostfriesischen Leer, die man bereits an ihren haarlosen Zockern an den Gitarren rechts und links schon aus der Distanz erkannte. Slaughterday hatten mit „Nightmare Vortex“ ein bärenstarkes Album im Gepäck, das hier bei CROSSFIRE satte acht Punkte einfuhr. Ihr Gitarrist Jens betonte im Interview mit dem Verfasser dieser Zeilen, dass man trotz ihres Gitarrensounds eher Fan des Amerikanischen Deaths sei. Während ihr Intro ertönte, wurde die Bühne gut eingenebelt, und dann gab es endlich die Kratzgitarren in Riesenschritten auf die Audienz eindreschend. In dem erdigen Sound des Vierers gab es auch nichts Schwedisches zu entdecken. Inzwischen wurden Slaughterday von Gitarrist Ingo Neugebauer, Basser Chris Pfeil und Shouter Uli Kreienbrink von Ingurgitating Oblivion live verstärkt, mit denen sie sich inzwischen als eine eingespielte Einheit präsentieren. Schön dass der Vierer mit „Crawling In Secrecy“ auch ihr Demo „Cosmic Horror“ berücksichtigte, dessen Titeltrack als letzter Song angesagt wurde. Ein musikalisch hochwertiger Auftritt wurde beendet, der allerdings ohne wirklich viel Action blieb. Da hatten die Mattenschwinger in den ersten Reihen mehr Arbeit geleistet.


beyondDen sechsten Slot ergatterten Beyond aus Mainz. Ihr letztes Album „Fatal Power Of Death“ erschien im vergangenem Jahr bei Iron Bonehaead Productions, und konnte auch bei CROSSFIRE fett mit acht Punkten einschlagen. Das machte das Interesse an den Rheinland-Pfälzern noch größer, und die Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Die Band brachte die ersten Reihen komplett zum Ausrasten. Tempo und Punches waren Trumpf, dass es eine helle Freude war. Ihr Basser, mit einem metallenem Schild von Judas Iscariot an seinem Instrument, wurde dauernd mit begeisterten Fans in der ersten Reihe zum Abklatschen genötigt. Kein Wunder, denn die Begeisterung ob ihres ordentlich rhythmuswechselndem Geballers war so groß, dass permanent viele Haare flogen. Dank an den Veranstalter, diese Band mit aufs Billing gepackt zu haben.


ketzerFür Ketzer war es nicht der erste Auftritt im Helvete. Natürlich wurde abermals die Bühne zum Auftritt vernebelt, und nach gefühlten drei Intros, allen voran der vierte Satz aus Beethovens neunter Sinfonie, textlich auch bekannt durch „Freude schöner Götterfunken“ aus Schillers Ode an die Freude, ging endlich die Post ab. Das letzte Album „Endzeit Metropolis“ der Jungs aus Bergisch Gladbach hat nun schon zwei Jahre auf dem Buckel, und ließ die Band einiges an Routine dazu gewinnen. Sie präsentierten sich als feste Einheit, immer an vorderster Bühnenkante abfetzend, den Kontakt zum Publikum suchend. Rhythmus, Punch und Schlagzahl...hier stimmte einfach alles, dass es zu einigen Circle Pits kam. Ketzer waren wie erwartet der Inbegriff eines soliden Bretts. 


abysmal griefDie Headliner des heutigen Abends sollten die Italiener von Abysmal Grief sein, und die traten ziemlich genau zur Mitternachtsstunde auf. Okay, Bühnenaufbauten wie Puppen in Särgen, Holzkreuze, Grabsträuße und Fackeln in einer Größe, wie man sie sonst nur im Garten betreibt, kannten wir ja schon von Halloween oder auch Denial Of God. Dazu kleidete sich die Band in Anzug mit Krawatte und Pfaffenoutfit. Zwar trug ihr Basser Lord Alastair eine Mönchskutte mit der Kapuze tief im Gesicht wie ein Nameless Ghoul, hatte optisch aber noch den größten Reiz. Orgelklänge waren der musikalische Einführer in ihr doomiges Horrorprogramm, das fett was wegrockte. Ihr Keyboarder und Shouter gab viele coole Brüllereien von sich. Dazu wurden einfache Choräle mit Kirchenorgel eingespielt, die zusammen mit der begleitenden Riffgitarre und der Rhythmusfraktion straightes wie monströses Dunkelzeug brauten. Leider war die Performance etwas statisch, auch weil der shoutende Keyboarder fest in Bühnenmitte gebunden war, weil sein in einer Art Kanzel eingebautes Instrument viel Platz auf der kleinen Bühne einnahm. Musikalisch hochwertiger Keyboarddoom, der zum Abschluss des gelungenen Festivals einer der Höhepunkte darstellte.



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer