MIA MOTH, TRI STATE CORNER

Burscheid, Megaphon, 31.10.2013

Mein alter Drummer Lucky aus vergangenen Zeiten lud mich zu einem fetten Gig nach Burscheid, wo sie in ihrem Stamm-Venue einen Auftritt absolvieren wollten. Dass die Kanadierin Mia Moth als Headliner fungieren sollte, erfuhr ich erst vor Ort. Aber dazu später mehr. Diesmal wurde es spannend gemacht, dass der Konzertraum bis zur letzten Minute gesperrt blieb. Ein kanadischer Star (der ja noch gar keiner ist) will halt seine Ruhe. Nach familiärer Begrüßung seitens der Band gab es dann doch den gewünschten Small-Talk, bevor Sänger Lucky mit den wie immer charmanten Worten den Opening-Gig einläutete.

TRI STATE CORNERDass hier bei Tri State Corner keine Laien auf den Brettern standen, obwohl der große Coup bislang ausblieb, war den meisten Anwesenden bekannt. Wem nicht, der konnte sich nach den ersten Tönen selbst überzeugen. Souverän in jeder Situation und an jedem Instrument, setzte das international gestrickte Team (drei Griechen, ein Pole und ein Germane) eine völlig andere Art des Heavy Metal und Hard-Rock frei. Dadurch, dass Lucky`s Bruder Janni Maniatopoulos meist eine Bouzouki anstatt die Klampfe in den Songs benutzte (und das auch zu den Soli), herrschte eine mediterrane Atmosphäre in den Kompositionen, die die Songs einzigartig machte und im Publikum stets für gute Laune sorgte. Natürlich waren die gespielten Songs des Albums „Historia“ den meisten Anwesenden bekannt und so sprang der Funke schnell über. Die Band war perfekt aufeinander eingespielt und die treffsicheren und meist witzigen Ansagen ihres Fronters, hatten ihr Ziel bislang nicht verfehlt. Songs wie „Historia“, „Katastrophy“, der geile Hit „Sooner Or Later“ oder bereits Band-Klassiker wie „Ela Na This“ oder „Changes“, konnten voll punkten und wurden wie gute alte Bekannte gefeiert. Ein bisschen mehr Action hätte ich mir von Janni gewünscht, der selten eine Miene verzog und natürlich von Drummer Chris (immer deutlich zu sehen), der mit dem Publikum öfters korrespondieren konnte. Da fielen die Bongo-Einsätze von Lucky besser ins Gewicht. Auf jeden Fall war der Weg für den Headliner gut eingeheizt.



MIA MOTH Doch was jetzt kam, waren drei Schritte nach hinten. Musikalisch konnte das Trio mit Namensgeberin Mia Moth, die extra aus Kanada angereist war, kaum überzeugen. Ein bunter Vorleger wurde auf der Bühne ausgerollt, ein Gast-Drummer aus Aachen machte sich am Kit breit und Basser Alan bereitete sich mental auf den Gig vor. Im flippigen Outfit und auf Strümpfen hüpfte Mia lasziv in der Gegend herum und benahm sich ziemlich abgespacet. Ihr Klangkosmos erinnerte nicht selten an Lene Lovich, die in jeder Hinsicht ein großes Vorbild für die Kanadierin zu sein schien. Ihre piepsige Stimme verscheuchte wohl das Publikum, denn der Saal leerte sich zusehends und stetig, bis nur noch eine handvoll Zuschauer verweilten, um den Songs des aktuellen Silberlings „Eponymous“ zu lauschen, ein Opus mit Elektro-Beats, kernigem Punk, Pop-Ballädchen. Wenn es mit der Punk-Attitüde wilder wurde, merkte man den verzweifelten Anschluss an Nina Hagen, der aufgrund der fehlenden Power in der Stimme nicht gelang. Allein die Optik wirkte äußerst gewöhnungsbedürftig. Der Basser bot an Gesichts-Kirmes und Aktion das Verhalten von Allan Harper aus der Serie „Two And A Half Men“. Als ich dies meiner Lebensgefährtin steckte, stellte die Sängerin ihren Partner in Crime auch noch als Allan Rodger vor. So kamen wir zwei vorerst aus dem Lachen nicht mehr raus. Am Instrument war der Musiker allerdings unantastbar. Kara Fraser und Allan sind eigentlich zusammen Mia Moth. Kara ist nur schwer zu erfassen. Während sie sich mit ihrem Hippie-Gehopse die Seele aus dem Leib wirbelte, schmetterte sie schwitzend ihre Songs von der Bühne. Eine Symbiose, die leider bei mir nicht funktionierte. Ansonsten gab sie sich auf den Brettern auch ziemlich distanziert und wortkarg. Für eine erste Tour zum Kennenlernen sicherlich das falsche Verhalten, aber zumindest das falsche Billing. Denn der eigentliche Headliner feierte schon seit geraumer Zeit mit seinen Fans mit Bier und Small-Talk.





Autor: Steve Burdelak - Pics: Steve Burdelak