HAVOK, ANGELUS APATRIDA, SAVAGE MESSIAH

Essen, Cafe Nova, 14.12.2013

Dank Onlinekommunikationsplattformen verbreiten sich News schnell und flächendeckend. So konnte man von namhaften Schreibern anderer Magazine erfahren, dass es auf dieser Tour am Vorabend in Leipzig sehr gut zur Sache gegangen sein soll. Das war auch nicht wirklich ein Wunder, denn es gab selten ein so gutes Billing, in dem Bands so gut zueinander passten, wie Savage Messiah, Angelus Apatrida und Havok. Sie haben viele Gemeinsamkeiten. Alle sind Viererbesetzungen mit shoutenden Klampfern, alle sind stimmlich cleane Thrashschreihälse, und alle prügeln sich gerade aus dem thrashigen Underground hervor. Das war heute Abend deutlich zu erkennen.

 

SAVAGE MESSIAHDer Opener des heutigen Abends waren Savage Messiah aus London, und die erwischten einen guten Start. Gleich von Beginn an brachten sie für etwas über eine halbe Stunde das volle Brett. Shouter und Gitarrist Dave Silver drückte voluminöse Cleanvocals mit roher Thrashattitüde raus, und packte etwas Deutsch mit in seine Ansagen, so perfekt, dass man für einen Moment vergaß, dass sie aus England stammen. Musikalisch regierte die amtliche Kante zum Abgehen, dass der schmale Raum vor der Bühne immer enger wurde. Trotzdem fand Dave dort noch etwas Platz für seine Ausflüge ins Publikum. Wenn er nicht gerade zum Doppelhalsgepose mit der anderen Schecter Flying-V zu seiner linken Bühnenseite sprang, entlud er seine Energie am Mikroständer, die Menge überzeugend zu Animieren, was bei einem Song wie „The Cursed Earth” auch gelingen sollte. Das Titelstück vom zweiten Album “Insurrection Rising“ musste als letzter Song des Gigs herhalten, der leider trotz Zugabe und We-Want-More-Rufen beendet blieb. Ein pfundiger Opener für den heutigen Thrash Abend. Ein Blick auf des reichhaltige Merch offenbarte, jede Band hatte mindestens drei Shirts mit Front- und Backprint zur Auswahl, und das bei Preisen zwischen 10 und 15 Euro. Daumen hoch!

 

ANGELUS APATRIDAWo Savage Messiah aufhörten, setzten Angelus Apatrida wieder an. Das Cafe Nova war inzwischen noch voller geworden. Wenn eine Band des Labels Century Media im Umkreis ihres Dortmunder Sitzes spielt, sind auch deren Vertreter vor Ort, dem Gig ihrer Schützlinge beizuwohnen. Und Angelus Apatrida gaben ein gutes Bild ab, die Menge nicht zu enttäuschen. Mit der Wiederveröffentlichung von den Alben vor ihrer Century Media Zeit „Evil Unleashed“ und „Give `em War” als Doppel-CD im Gepäck, hatten sie insgesamt taugliches Liedgut am Start, das durch häufigere Mitmoshphasen dem Opener etwas in den Schatten stellte. In Punkto Action setzten sie erstmal keinen mehr drauf, obwohl die Uptemposongs das Zeug dazu hatten. Das Spielchen, ein Slow Piece anzusagen und dann was richtig Schnelles zu spielen, haben die Spanier auch drauf, was bewirkte, dass die Fans in einem weiteren Pit abfeierten. Die Iberer hatten ganz offensichtlich Spaß ohne Ende, der sich auf die Audienz übertrug. Doch nach knapp vierzig Minuten musste schon Schluss sein.

 

HAVOKBeim Headliner Havok aus Denver zeigte sich dann heute Abend endlich, wie man mit Action und klasse Songs gleichermaßen beim Publikum ankam. Vom ersten Ton an war ein unheimliches Geschiebe vor der Bühne vorherrschend. Gerade mal kniehoch war die Stage, auf der sich die erste Reihe permanent mit Händen abstützen musste, um nicht auf die dort aufgebauten Monitorboxen und Pedale zu fallen. Die Band stellte ihre Mikrofonständer deswegen schon etwas zurück. Doch fiel jemand, wurde ihm von den anderen wieder hoch geholfen. So gehört sich das für echte Fans. Havok zockten in dem prall gefüllten Randalestall ihr kantiges Programm runter, in dem die Ansagen von Shouter und Klampfer David Sanchez von besonders scharfem Hinterhofvokabular geprägt waren. Na klar, es sollte ja auch Politik und Gesellschaft angeprangert werden, wie in „Give Me Liberty Or Give Me Death“. Bei allem Tumult konnte Neubasser Michael Leon noch die Haare vom Bass befreien, die sich vom seinem Shouter dort verfangen hatten. Der Spaßmacher mit den vier Saiten kam heute auf der linken Bühnenseite weniger zur Geltung, weil sie dort sehr schmal geschnitten ist, und man so bauartbedingt immer etwas weiter hinten steht. Doch er wusste sich zu präsentieren. Eine kreisende Bewegung mit seinem Finger hatte sofort einen Pit zu Folge. Kaum war „D.O.A.” vom Granatenalbum „Time Is Up“ angespielt, war auch der erste Crowdsurfer zur Stelle. Und natürlich war das wieder Thomas aus Dortmund, den der Verfasser dieser Zeilen immer wieder in Livereviews erwähnt, weil er auch tatsächlich immer der Erste bei dieser Sportart ist, egal wo und bei wem. Der Sound war heute Abend in seiner Gesamtheit sicher nicht zu leise, doch standen in dem Mix die Gitarren zu weit zurück. Dennoch feierte der Laden als wäre es das letzte Mal. Nach der Zugabe „Time Is Up“ war bereits nach etwas über eine Stunde Spielzeit leider schon Schluss, und man sah nur zufriedene und verschwitzte Gesichter.

Ob es aber bei solchen bewegungsfreudigen Events wirklich sinnvoll ist, Getränke in Glasbehältern auszuschenken, sollte noch einmal diskutiert werden, obgleich es um Umkreis meiner Wahrnehmungen heute keinen Glasbruch gab, geschweige denn Verletzungen, das verdient wiederum Respekt! So sollte ein Thrashkonzert immer abgehen, mit Topnoten für Bandauswahl und Publikumsverhalten!



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer