AVENGED SEVENFOLD, FIVE FINGER DEATH PUNCH, AVATAR

Bochum, Ruhrcongress, 17.11.2013

AVENGED SEVENFOLD flyerIch glaube ich muss einigen unserer Leser das mit der Pressefreiheit in Deutschland noch mal erklären. Nicht jeder von der Presse darf immer überall hin. Für einen Event muss man sich eine sogenannte Akkreditierung besorgen. Und zwar vom Veranstalter, dem Betreiber der Örtlichkeit wo der Event stattfindet, vom Star selber oder seinem Management. Man kommt dann mit seinem Namen auf eine Gäste- oder Presseliste. Was nicht heißen soll, dass man auch Fotos machen darf. Der Fotoausweis wird extra zugeteilt. Und wenn man Glück hat, darf man bei einem Konzert die ersten drei Songs eines Acts fotografieren. Natürlich ohne Blitz. Wonach orientiert sich diese Akkreditierung? Das bekommt man in den seltensten Fällen mitgeteilt. Mal ist es „first come first go“, dann dürfen Onlinemedien gar nicht rein, mal muss man Umtauschkarten kaufen (also bezahlen, dass man die Arbeit machen darf), während die Gäste hinter Dir mit Kameras oder Handys das ganze Konzert lang fotografieren…natürlich mit Blitz. Zu diesem Konzert hatte ich drei Bands, drei Promotionfirmen und das Venue zur Auswahl einer Akkreditierungsmöglichkeit. Die erste Promofirma sagte „njet“, da hauptsächlich TV-Medien bevorzugt werden (am Abend selbst war nicht ein Team vor Ort). Dann kam die Zusage von der zweiten Promo-Agentur, worauf sich schnell die dritte von alleine meldete, ob ich mit ihrer Band (da ich ja schon vor Ort bin), ein Interview machen könnte. Zu dem Zeitpunkt ist man aber nicht in der Halle. Das findet draußen im Tourbus statt und dann kann man sich wieder in der langen Schlange anstellen. Als ich drin war wurde mir mitgeteilt, fünf Minuten vor dem Auftritt am Fotograbeneingang zu stehen, damit, warum auch immer, alle Fotografen geschlossen reingehen können. Um wie viel Uhr aber fünf Minuten vor dem Auftritt ist, konnte niemand sagen. Als die letzte Band fotografiert war, drückte die Security mich aus der Halle und meinte, dass die Band es wünsche, dass die Fotografen ihre Ausrüstung zum Wagen bringen sollen. Mein Hinweis, dass bei meiner Rückkehr das Konzert zu Ende sei und mein Bericht dann lückenhaft, wurde erst nach minutenlanger Diskussion akzeptiert. Ihr seht…es ist nicht alles Gold was glänzt. Vor Jahren haben Bands wie Avenged Sevenfold und Five Finger Death Punch und selbst mittlerweile gigantische Acts wie Nickelback um Interviews gebettelt und waren froh, wenn man Notiz von ihnen nahm. Heuer auf dem steigenden Ast, bepflastern sie einen mit Starallüren und Drangsalierungen. Sofern man hin darf. Bei Nickelback wurde ich nur müde belächelt.



AVATARNach dem Interview mit Avatar ging der Einlass echt zügig voran, und alle Pässe lagen am Presse-Eingang. Selbst die Abendkasse war komischerweise für die Gäste billiger als die Tickets im Vorverkauf. Avatar kam pünktlich auf die Bühne. Sie waren für Device (das ist der Disturbed-Sänger mit seiner Solo-Band) eingesprungen, da die Band aufgrund einer schweren Erkrankung der Frau des Sängers abgesagt hatte. Die jungen Schweden hatten ihre aktuelle Scheibe „Black Waltz“ im Gepäck, eine Mischung aus melodischem Death Metal und stampfenden Rammstein Beats und Riffs. Erstaunlich wie viele Anwesende das Programm kannten und wie viel neue Fans die Band ratz fatz am Start hatte. Ihre Bühnenshow, gerade die von Fronter Johann, war sehr ansteckend. Gemalte Masken und ein Outfit, das dem Film „Clockwork Orange“ wohl gerade entsprungen war. Ein bisschen Alice Cooper trifft auf den Batman Rivalen The Joker. Metal goes crazy…sehr wirkungsvoll. Die Songs kamen packend und auf den Punkt. Ein gebührender Opener, der zu schnell fertig war und keine Zugabe geben durfte, die aber verlangt wurde. Eine satte halbe Stunde wurde gespielt und für die beiden großartigen Bands, die noch folgen sollten, der Meute ordentlich eingeheizt. Derweil war die Halle bis auf den hinteren Sektor, ziemlich gepackt.



FIVE FINGER DEATH PUNCHDie Amis Five Finger Death Punch, die zwei Tage vor diesem Auftritt noch flott ihren neuen Release „The Wrong Side Of Heaven And The Righteous Side Of Hell, Vol. 2“, ungefähr drei Monaten nach „…Vol. 1“ rausgehauen haben, wurden euphorisch empfangen. Obwohl man mit allen Vorgängern genug Material hatte, um die Spielzeit knapp unter einer Stunde zu füllen, wurde kein Track des eben releasten Werkes in Betracht gezogen. Es sei denn, man zählt das vom Band abgespielte Outro („House Of The Rising Sun“, die The Kinks-Coverversion) mit, die nach dem Auftritt ablief. Brüllwürfel Ivan Moody hat mit der rasenden Meute leichtes Spiel, so dass schnell der Eindruck entstand, jetzt schon den heimlichen Headliner zu sehen. Erst später bemerkte ich meinen Irrtum. Dennoch konnte diese Formation heute nichts falsch machen. Neben den ständigen „Death Punch“-Chören gelang es den Zuschauern sicher, die Textzeilen mitzusingen. Die Band selbst war äußerst spielfreudig und gab actionmäßig ihr Bestes. Was bei mir etwas aufstieß, waren die insgesamt drei ruhigeren Nummern. Ich hätte mich über mehr fettes Brett gefreut. So gab es als Zugabe das gedämpfte Stück „The Bleeding“, anstatt die Halle noch Mal in Brand zu setzen. Mister Moody, der auf seinen gebrochenen Knöchel hinwies, sollte aber eine Extraportion Applaus bekommen. Sicherlich hätten viele andere, wie er selbst auch mitteilte, einen Gig in dieser Situation abgesagt. Stramme Leistung.



AVENGED SEVENFOLDDie Bühnendekoration, die jetzt aufgefahren wurde (Skull mit Flügeln), erinnerte etwas an Overkill. Ansonsten stellten sich viele die Frage, ob Avenged Sevenfold, wie im Vorfeld bereits geschehen, den ersten Gig hinter der Kulisse intoniert. So, der bittere Verdachtsmoment zweier Fans neben mir. Nö! Plötzlich stand alles in Flammen. Die Pyro-Effekte knallten gewaltig und die junge Truppe Metaller riss die Bühne ab. Die immensen ekstatischen Screams vieler Girls ließen erkennen, weswegen man gekommen war: Avenged Sevenfold. Der Opener „Shepherd Of Fire“ bediente auf ganzer Ebene. Dass die Band so gefragt war, war mir nicht bekannt. Vor Jahren feierte ich das Album „Nightmare“ in meinen Kreisen noch alleine. Gut, dass sich das geändert hat. Heuer hat die Band ein neues Album in der Tasche, „Hail To The King“, das es zu promoten galt. Natürlich war das in diesen vier Wänden nicht mehr von Nöten. Sangen die anwesenden Metaller im Vorfeld mit den anderen Bands bereits mit, hatte man hier das Gefühl, die Fischer-Chöre hätten Eintritt gezahlt. Und die Feuereskapaden auf der Bühne nahmen kein Ende. Fast zu jedem Track wurde eingeheizt, so dass die Temperatur und der Geruch im Saal bald verändert wurden. Bis oben in den Rängen war es rappelvoll, die Band gab Vollgas und war immer auf allen Teilen der Bühne präsent. Währenddessen unterstützte eine AVENGED SEVENFOLDperfekt abgestimmte Lightshow die Stimmung der Songs. Frontsau Shadows forderte den Moshpit, der sich beim Metallica-lastigen Material der neuen Songs ziemlich schnell bewerkstelligen ließ. Die Musik war ziemlich ausgeglichen. Man ließ sich einen Moment Zeit, dem alten verstorbenen Drummer James Sullivan zu huldigen, und ging dann rasch zum Normaltempo über. Soloeskapaden interessieren mich nur bei Koryphäen wie Yngwie J. Malmsteen oder Steve Vai. Gitarrist Synyster Gates hätte sich seinen Einsatz sparen können und derweil hätte es ein Lied mehr durchaus besser getan. Natürlich durfte der Headliner eine Zugabe zocken, die die Band nutzte, um die alten Prügel-Tracks zu offerieren. Diese musikalische Auslegung gefiel mir etwas besser als die Songs des neuen Albums. Geläutert und absolut zufrieden gingen die Menschen nach Hause. Ein besonderes Lob an die Betreiber des örtlichen Parkhauses, die mit ihrem neuen Ausfahrkonzept dafür sorgten, dass man in fünf Minuten auf der Autobahn war.



Autor: Steve Burdelak - Pics: Steve Burdelak