KAMELOT, REVAMP, TELLUS REQUIEM - Bochum, Matrix, 12.11.2013


Knapp ein Jahr ist es her, dass Tommy (Foto links) mit seinen Rittern von Kamelot, zum ersten Mal zusammen, in Deutschland das Stelldichein gegeben hatte. Heute war es das zweite Mal und man durfte gespannt sein, wie die Bandmitglieder mit dem Frontmann zusammengewachsen waren. Mit im Gepäck haben sie die norwegischen Progressiv Power Metaller Tellus Requiem und die niederländischen Symphonic Metaller ReVamp um Frontfrau Floor Jansen.

TELLUS REQUIEM Eine gute Viertelstunde vor Konzertbeginn betrat ich die Tube und dachte mir: na, das geht aber voller. Maximal ein Drittel der Fläche wurde von Besuchern gefüllt. Nach vorn Durchschlängeln musste ich mich erst nach dem mittigen Mischpult. In erster Reihe standen alle Personen mit speziellen VIP-Bändchen, die zusätzliches Bandmerchandising durch eine etwas teurere VIP-Karte ergattert hatten. An dieser Stelle erwähne ich, dass die meisten Gäste hier weiblich waren. Woran das nur liegen mochte? Pünktlich um 20:00 Uhr starteten Tellus Requiem. Mit progressiven Power-Metal überraschten sehr quirlige fünf Norweger, die mal eben in schlappen fünfunddreißig Minuten den Saal brodeln ließen. Die Band wurde mit offenen Armen von den Anwesenden empfangen. Tellus Requiem gaben Vollgas! Die Synthies haben den Ton mit angegeben und waren eine gute Beigabe, die perfekt zum anspruchsvollen Songwriting passten. Hier waren Musiker am Werk, die Ihr Instrument lebten und die die Menge begeistern konnten. Mich selbst haute es um.

 

REVAMPNach einer kurzen Pause betrat ReVamp die Bühne, die Band von Floor Jansen. Floor, die mich schon mit After Forever vom Stuhl schmiss, erschien mit Ihrer Wahnsinnsstimme und einem nicht metal-typischen, rotem Abendkleid voller Power und Geglitzer auf der Bühne. Und alles tobte. Mittlerweile hatte sich die Tube etwas mehr gefüllt und die Stimmung konnte kaum besser sein. Sie gaben ein Potpourri der beiden Longplayer zum Besten, welche eine Darbietung vom Feinsten war. Die Dreiviertelstunde verging wie im Flug. Der Musikstil war dem von After Forever sehr ähnlich. Floor achtete aber schon darauf, dass man hörte, dass sie durchaus in der Lage war, eine Oper zu singen. Wahnsinnig gut! Nach dem Auftritt von Floor war mal wieder klar, warum Nightwish sich um sie gerissen hatte. Ihre eigene Band wird sie aber nicht dafür aufgeben. Nach dem kompletten Konzert nach Kamelot gab ReVamp noch Autogramme und tauschte Nettigkeiten mit den Fans am Merchandisingstand aus. Eine tolle Frau, die sehr sympathische Musiker um sich vereint hat!

 

KAMELOTDie paar Minuten, die der Umbau dauerte, waren kurzweilig und fielen kaum auf. Kamelot ließen auch nicht auf sich warten. Als erstes betrat Gastsängerin Allisa White-Gluz ganz in weißem Tüll-Korsagen-Kleid die Bretter. Die Bühne füllte sich und Frontmann Tommy sprang mit den ersten Klängen von „Torn“ fast ins Publikum. Erstaunt war ich, wie natürlich alles wirkte. Weiter ging es mit „Ghost Opera“, knallender Sound flitzte mir um die Ohren und mir fiel auf, dass ich selten einen so guten Sound in der Matrix vernehmen konnte. Es folgten „The Great Pandemonium“, als einziges Stück von dem 2010er Longplayer „Poetry For The Poisened“, dann „Veritas“ und das einzige Stück vom 2003er Album Epica „Center Of The Universe“. An dieser Stelle erwähne ich, dass Tommy, der!! Sänger von Kamelot ist, und auch wenn es damals etwas traurig war, dass ex‑Sänger Ray aus gesundheitlichen Gründen die Band verließ, dem Ganzen nicht geschadet hat, sondern dass Tommy eine Bereicherung ist. Das bewies er mal eben mit den Stücken „Soul Society“ und der Ballade „Song For Jolee“. Zwischendurch bedankte sich der Sänger für das Verständnis der Fans, dass er halt nicht in allem perfekt wäre. Ich fragte mich, was es zu bemängeln gab, denn es war alles perfekt. Es folgte ein absolut ausgeklügeltes Solo von Drummer Casey. Fortgefahren wurde mit „When The Lights Are Down“. Jetzt waren wohl auch die letzten Kritiker im Raum überzeugt. Zwischenzeitlich hatte sich Allisa einen anderen Dress angelegt, um dann gemeinsam mit Tom die erste Single des aktuellen Albums Silverthorn „Sacrimony“ den Fans weiter einzuheizen. Nach „Rule The World“ und „My Confession“ gab Keyboarder Oliver ein ziemlich rasantes Solo zum Besten. Nach „Forever“, welches etwas in die Länge gezogen wurde, verließ die gesamte Band die Bühne, um dann nach schon wenigen Zugabe-Rufen wieder zu erscheinen. Mit „Momento Mori“ ging es weiter. Und danach gab es eine Überraschung. „The Haunting“ wurde von Sängerin Floor Jansen, im Duo mit Tommy, begleitet. Da gaben Qualität und Feeling sich die Hände. Als letztes kam „March Of Mephisto“, wieder mit der umgezogenen Allisa, und die Menge war wunschlos glücklich.

Das Grinsen auf meinem Gesicht muss Bände gesprochen haben. Ich habe Kamelot noch nie so lebendig erlebt. Die Auftritte, die ich sah, waren meist sehr künstlich einstudiert und so gar nicht spontan und natürlich. Das hat sich jetzt geändert, man merkt richtig, wie viel Spaß die Jungs haben, es wird mit dem Publikum geflirtet, was das Zeug hielt. Sie gaben alles und wurden von einer tosenden Menge belohnt. Und wieder wusste ich, warum ich Kamelot-Fan bin und bleibe. Das Konzert im Gesamtpaket war ein Knaller, ich fuhr völlig benommen nach Hause.



Autor: Svenja Black