Metal City Festival XIX

Lünen, Lükaz, 21.09.2013

DESASTER, NORDAFROST, BLACK HORIZONZ, MESSERSCHMITT

MCF XIX flyerDie Lippemetropole Lünen, im nachfolgenden Bericht kurz Metal City genannt, war heute wieder das Zentrum aller stilsicheren Metaller. Trotz vieler Veranstaltungen an diesem Samstag, die ebenfalls Metalpublikum ansprachen, konnte eine gut gefüllte Hütte verzeichnet werden. Beim diesmaligen neunzehnten Metal City Festival, legten die Veranstalter das Hauptaugenmerk auf Black- und Thrash Metal. So wurden Black Horizonz, Nordafrost, Satanika und als Hauptzugpferd die Koblenzer von Desaster angekündigt, sich schon im Vorfeld die begehrten Karten sichern zu können. Leider sagten die Italiener von Satanika ab, doch die Remscheider Messerschmitt sprangen ein, den Thrashslot nicht offen zu lassen. Das Rahmenprogramm hatte mit seinen Ständen auch noch was etwas zu bieten, wie auch der vor Ort anwesende Illustrator Axel Hermann, der sein neues Buch „The Art Of Axel Hermann“ vorstelle. Axel ist nicht nur für das Cover der aktuellen Scheibe von Desaster zuständig gewesen, sondern er gestaltete auch Cover für Iced Earth, Morgoth, Asphyx, Sodom und viele mehr, sogar für den gebrushten Backpatch meiner Kutte. Die meisten Konzertbesucher trafen pünktlich im Lükaz ein, sofern sie nicht durch den gesperrten Tunnel der Bundesstraße 236 anreisen wollten, der im Foyer Hauptgesprächsthema war. Weiter war aus Gesprächen mit Fans die Enttäuschung zu vernehmen, dass die Italiener von Satanika heute hier im Lükaz nicht am Start waren. Doch des einen Leid, war des anderen Freud. Denn der Ersatz für Satanika war mehr als bloß nur ein Ersatz.

 

maik von MESSERSCHMITTAm heutigen Abend eröffneten also die eingesprungenen Messerschmitt aus Remscheid. Im Gegensatz zu den drei noch folgenden Bands hatten sie mit Black Metal wenig zu tun, sondern ihre Extreme lagen im thrashigen Tempo. Und davon warf der Dreier für eine Dreiviertelstunde einen ganzen Sack voll Songs in die Menge. Auf die Frage „Wer kennt alles Anthrax?“ folgte das flotte „Deathrider“ von deren ersten Album. Eine gute Wahl an sich, aber das haben Messerschmitt gar nicht nötig, weil sie cooles eigenes Zeug in Petto haben, wie der neue Song „Risk To Resist“, den sie nur einmal geprobt haben wollen, sich aber problemlos ins Set einfügte. Gitarrist und Sänger Maik Jegszenties im Shirt von Sanctuary, lieferte einen soliden Job ab, und jedes seiner Soli saß perfekt. Mit seinem Kumpel Florian Piwek am Bass, mit dem er auch bei Strongholde zockt, war klar tightes Zusammenspiel zu beobachten. Messerschmitt lieferten einen amtlichen Gig ab, auf den der anhaftende Begriff ‚Ersatz’ nicht zutraf.

 

hacky von BLACK HORIZONZWer auf Black Metal steht, und regelmäßig Undergroundkonzerte im Ruhrpott besucht, kommt an den Patronengurten von Black Horizonz nicht vorbei. Und wer regelmäßig die Black Metal Reviews auf CROSSFIRE liest, kennt auch den Mann, der bei ihnen am Schlagzeug sitzt. Seit ihrem letzten Konzert im Helvete in Oberhausen, dem ich beiwohnen durfte, fühlte es sich heute so an, als habe sich die Zahl der verwendeten Kerzen auf der Bühne vergrößert. Sonst beabsichtigen die Kamener, mit wenig Licht und viel Nebel auszukommen, wodurch sie noch mysteriöser wirkten. Grollige Intros ersetzten die Ansagen, und ein fies nagelnder Bass unterstrich die unheilvolle Stimmung. Mister Müller, der bangende Drummer, war sehr zufrieden mit dem Auftritt, dass später eine Flasche Gin das Zeitliche segnen musste.

 

svartis von NORDAFROSTAls vorletzte Band des Abends kamen die Patronengurte von Nordafrost auf die Bühne. Wer bei dem Bandnamen an einen Hersteller von Tiefkühlkost denkt, dem sei gelehrt, dass dies ein Quartett des Black Metal ist, das bereits seinen Spirit seit 1996 verteilt. Die zwei Matten und zwei Glatzen haben bereits Livereferenzen bis hin zu Agathodaimon; auch Shouter und Gitarrist Svartis half als Basser bei Black Horizonz aus. Ihr Auftritt heute kam allerdings mit weniger Nebel als ihre Vorgänger aus, und es wurde auch mehr Licht auf die Bühne geworfen. Soundmäßig ergoss sich ihr Black Metal recht flüssig und frostbitten über die Anwesenden, da machte ihr neues Stück „Night Raid“ auch keine Ausnahme. Die komplett in Schwarz gekleideten erschienen nicht zu böse, sondern punkteten so mit Harmonien und Rhythmik, dass noch eine Zugabe drin war.

 

husky von DESASTERNach der Ansage vom Veranstalter, in der auch Gäste aus Barcelona begrüßt wurden, wurde es dann noch voller in der Konzerthalle des Lükaz. Die Koblenzer Urgesteine, der Patronengurte von Desaster, legten routiniert los, und das Publikum war von Anfang an voll dabei. Drummer Husky, alias Tormentor, gab so Gas, dass seine am Kit aufgehangene Kutte schon beim ersten Track herunter fiel. Schon vor dem Auftritt mischte sich Gitarrist Infernal unter die Anwesenden, und suchte auch on Stage den Gitarrenhals in die ersten Reihen streckend, viel Kontakt mit dem Publikum. Wie gewohnt spielte er die Gitarre mit viel Hall, wie nicht nur „Phantom Funeral“ vom aktuellen Album „The Arts Of Destruction“ zeigte. Bei einer Band wie Desaster steigt auch gleich die Bierlaune. Shouter Satanic erklärte nicht ohne Ironie in seinen Ansagen die Wichtigkeit der Flüssigkeitszufuhr, man solle an die Elektrolyte denken. Darauf gab es spontan „Elektrolyte“-Rufe aus der Audienz, nicht ohne für Erheiterung zu sorgen. Ebenfalls nicht ohne Publikumsreaktionen blieben Songs wie „Divine Blaspheodin und satanic von DESASTERmies“, „Nekropolis Karthago“, „Tyrant Of The Netherworld“ und “Teutonic Steel”, und die Kiste Krombacher auf der Bühne wurde leerer. Keine Seltenheit waren Infernals Besuche auf dem Drumpodest und gekreuzte Hälse mit Basser Odin. Nach dem Cover von Slayer, „Black Magic“, verließ man zunächst die Bühne. Zwar haben sie ihre Spielzeit nicht ganz ausgenutzt, aber die Geduld ihrer Fans auch nicht. Rufe nach „Desaster“ entlockten der Band zwei Zugaben, wo nach “Metalized Blood“ Schluss war. In zufriedenen Gesichtern konnte man ablesen, dass dieses neunzehnte Metal City Festival wieder ein Erfolg war.



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer