Jaded Heart sind erwachsen geworden. Weit sind sie gekommen. Nach dreizehn Jahren und dem mittlerweile sechsten Longplayer ist ihnen das geglückt, was Bon Jovi verpasst hat: den Spagat vom Poser-Rock zu anspruchsvollen, gewachsenen AOR-Sounds, ganz im Sinne von Two Fires, Seventh Key, Terry Brock oder Emerald Rain, ohne dabei die Wurzeln und den rockigen Charme zu verlieren. Doch eigentlich ist es gar nicht mehr nötig, Vergleiche mit anderen Acts heran zu ziehen. Die prägnante Ausnahmestimme von Sänger, Songwriter und Produzent Michael Bormann, der auf „Trust“ über sich hinaussteigt, als auch die seit dem Release von „IV“ verfolgte Kompositionsschiene, stellen ein zu erkennendes, hörbares Aushängeschild mit hohem Wiedererkennungswert dar. Ein weiteres Indiz für den Jaded Heart-Sound sind die vielschichtigen und bombastischen Chöre, die einem nicht mehr aus dem Kopf gehen, sobald man infiziert ist. Längst unzufrieden mit dem Klang vergangener Taten, nahm man diesmal das Zepter selbst in die Hand, setzte sich in Michael Bormanns RMB Rock Studio in Duisburg persönlich ans Mischpult und erzeugte ein beeindruckendes Ergebnis. Jaded Heart sind dort zu Hause, wo gute Songs erklingen. Egal, ob es sich um Kracher wie das fulminante „Anymore“, das ur-amerikanisch klingende „Feels Like Home“, den posigen „Healer“ oder Balladen der Extraklasse wie „Love Is Magic“ und „Give It Back“ handelt. Allein „Give It Back“, das Michael stimmlich in absoluter Bestform zeigt, ist die halbe Miete wert. Etwas aus der Reihe fällt das kurze, mit einer Steel-Guitar bestückte „Sweet Summertime“. So ganz will der Fronter den Bon Jovi-Einfluss vergangener Zeiten wohl doch nicht verheimlichen. Recht so! Wir sind wer wir sind! Ob es wichtig ist, dass der Track „Hating You“ im Original „Fucking Hating You“ heißt und aus vertriebspolitischen Gründen geändert wurde, kann ich nicht sagen. Wollte es aber wenigstens erwähnen. Indessen sollten die Sammler aufpassen, denn die ersten 5000 Silberlinge gehen als Digi-Pak in die Läden und enthalten als Gimmick ein Jaded Heart-Tattoo (wie uncool!!!) und ein 16-seitiges Booklet. Dieses sollte meines Erachtens allerdings für alle Käufer zugänglich sein. Nicht nett. Das Cover ist zwar relativ belanglos ausgefallen, aber bei solch hochkarätiger Musik kehre ich das mal unter den Teppich.

Note: 10 von 10 Punkten
Autor: Steve Burdelak

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