BLACK HORIZONZ - Spirituell aufgeladen


Seit 1999 treffen sich in Kamen fünf Musikanten mit ziemlich unterschiedlichem Musikverstand, Horizonz quasi. Das Schwarze fügte sie zusammen, und eben das bringt ihnen auch neuen Elan, nach dem Release ihres neuesten Werks „koma“ weitere Ziele anzuvisieren. Gitarrist und Gründungsmitglied Hacky erklärt das Durcheinander und dessen Bedeutung für Black Horizonz, sowie die Zukunftspläne einer quasi wiedergeborenen Black Metal Band.

BLACK HORIZONZ logoJoxe: Wie seid Ihr zur Musik gekommen, und wann habt Ihr Euch gegründet?

Hacky: Ein paar von uns haben tatsächlich zunächst eine klassische Musikausbildung genossen, während andere zu uns gekommen sind, wie die Jungfrau zum Kind. Das merkt man dann auch im Proberaum recht häufig, da manche mit Händen und Füßen erklären müssen, was Sache ist. Gegründet haben wir uns 1999. Mehr oder weniger aus jugendlichem Leichtsinn, wie ich heute feststellen muss.

Joxe: Du bist seit Gründung der Band dabei. Was ist mit Eurem Bassisten Reiner, der auch Gründungsmitglied ist? Er wurde ja zuletzt durch den Nordafrost Bassmann Svartis ersetzt. Wird das jetzt öfter oder dauerhaft sein?

Hacky: Zunächst einmal ist Reiner bei der Gründung nicht dabei gewesen, sondern erst später als erster Bassist dazu gestoßen, nachdem wir die ersten Proben ohne Bass absolviert haben. Verzeih die Detailversessenheit, aber ich würde nicht sagen, dass er „ersetzt“ wurde, sondern eher „vertreten“, da Reiner nicht verfügbar gewesen ist. Svartis (der Sänger und Gitarrist von Nordafrost) hat das sehr professionell erledigt und wenn dieser Fall noch einmal eintreten sollte, würde ich mich freuen, wenn er wieder dabei wäre. Die Chemie hat einfach auf Anhieb gestimmt, was wir auch schon im Studio gemerkt haben, als er seinen Gastgesang beigesteuert hat und das ist bei unseren Charakteren echt eine Überraschung gewesen.

Joxe: Ihr habt Euch dazu entschlossen, von Black Horizons in Black Horizonz umzubenennen. War das, um Verwechslungen mit den Münchener Deathern zu vermeiden?

Hacky: Ehrlich gesagt finde ich diese Entscheidung bis zum heutigen Tag total bescheuert, aber damals waren wir nicht sonderlich bodenständig. Es haben uns viele Leute herein geredet und ich ärgere mich gelegentlich immer noch darüber. Mit der Einstellung die wir mittlerweile haben, hätten wir niemals unseren Namen geändert, aber das gehört dazu. Fuck It!

Joxe: Erzähle doch mal was zu Euren Releases in der Discographie. Wenn ich mich recht erinnere, gab es auch mal eine CD in einer DVD-Hülle?

Hacky: Ja, in der Tat. Unser erstes Album, das schon seit Jahren ausverkauft ist, kam in einer Special Edition mit Poster über Unholyfire Records, bzw. Deathbringer Records. Ich würde gerne mal wissen, was aus dem Label Chef geworden ist. Ganz besonders am Herzen liegt unserem Sänger beispielsweise ein Rehearsal Tape aus dem Jahre 2005, wo wir seiner Meinung nach den besten Sound eingefangen haben. Seine Lieblingsscheibe ist „Panzerfaust“ von Darkthrone, also kannst Du Dir ja ungefähr vorstellen, wie dieses Tape klingt. Vielleicht können wir das irgendwann noch mal wiederveröffentlichen. Falls es mal eine Veröffentlichung der ganzen Trilogie geben sollte, worüber ich schon länger nachdenke, ist dafür bestimmt noch Platz.

Joxe: „khavoid“ war dann Euer erstes Album. Wie sind Deine Erinnerungen

Hacky: „khavoid“, bzw. das oben genannte Rehearsal Tape, hat den Grundstein für unseren Sound gelegt. Im Gegensatz zu den Demos (die wirklich scheiße sind und definitiv nicht noch mal zu haben sein werden) klingt das zum ersten Mal kohärent. Ich hatte schon ein paar Songs geschrieben und als Henning dazu stieß, hat er jedem noch seine eigene Note verpasst. Außerdem war unser erster Sänger Nocturnus nochmal als Gastsänger zu hören, was uns alle sehr, sehr gefreut hat. Nach der Veröffentlichung haben wir oft live gespielt, was der Band sehr gut getan hat. Ich habe es schon lange nicht mehr gehört, aber die Produktion ist wirklich klasse! Ziemlich kalt, obzwar das natürlich keine musikalische Einheit oder Größe ist.

BLACK HORIZONZ stefanJoxe: Drei Jahre später, im Jahre 2010, erschien „krura“. War das eine Weiterentwicklung für Euch?

Hacky: Dadurch, dass wir mit einem zweiten Gitarristen arbeiten konnten, wurden die Songs vielschichtiger und vor allem hat sich lyrisch einiges getan. Satanismus hat bei uns schon immer eine Rolle gespielt, aber seit „krura“ sind ein paar von uns echt durchgedreht. Sicherlich nicht so plakativ, wie man das vielleicht gewohnt ist. Als Haupttexter ist es natürlich nicht verwunderlich, dass ich da massiv für verantwortlich bin. Die ganze Scheibe ist musikalisch sehr zornig und gleichzeitig sehr negativ, wenn man sich zum Beispiel den Text des unbenannten Stückes aus der Feder von Reiner durchliest. Der ist wohl der negativste unserer Geschichte. Insgesamt spiegelt das Album unsere damalige Situation gut wider.

Joxe: Wiederum drei Jahre später kam Euer brandneues Ding „koma“. Wo habt ihr aufgenommen und wer hat produziert?

Hacky: „koma“ ist seit fast vier Wochen veröffentlicht und es ist der Release, auf den ich bisher am erfreulichsten blicken kann. Unser Bassist hat mittlerweile sein eigenes Studio und wir konnten diesmal sehr lange und intensiv arbeiten, was bei manchen Bands vielleicht nicht funktioniert, aber diese Band funktioniert immer nur in Einzelteilen, die sich dann auf der Platte zusammenfinden. Es ist äußerst selten, dass wir alle fünf in einem Raum sind. Nicht nur auf Grund räumlicher Distanz, sondern gelegentlich auch aus Ablehnung, glaube ich. Haha! Nach Konzerten streite ich mich eigentlich immer mit irgendwem aus der Band. Vielleicht liegt das aber auch an der unglaublichen Tiefe, die man preisgeben muss, wenn man unsere Songs live vernünftig darbieten möchte. Zurück zur Platte: Die erste Reaktion, die ich bekam, war das Wort „bedrückend“ und genau dort sollte sie auch hin. Vielleicht ist es eine große Neuigkeit, dass dies eigentlich unsere letzte Platte sein sollte und wir Schluss machen wollten. Die Scheibe hat unglaublich viele „endliche“ Momente und daher haben wir diesen Albumtitel ausgewählt und auch in den Lyrics schlägt sich dies sehr deutlich wieder. Im Studio haben wir dann gemerkt, wie viel Zusammenhalt wir musikalisch und persönlich haben und sind alle mit dem Ergebnis so zufrieden, dass wir weiter machen werden und sogar schon Pläne für die nächste Platte haben. Man könnte diese Platte als eine Art Wiedergeburt bezeichnen. Wir haben mehr Elan als jemals zuvor.

Joxe: Eure Gitarren klingen sehr dreckig und kauzig. Wer bringt bei Euch den Rotz mit ein, mehr Henning, oder mehr Du?

Hacky: Damit wärest Du dann bei dem Prinzip der Band angelangt. Henning ist eher für die vertrackteren Sachen zuständig, weil er vor allem ein wesentlich besserer Gitarrist ist als ich. Somit bleibt für mich dann der Rotz übrig, was mir aber stellenweise ganz gut gelingt. Amüsanterweise ist aber auch unser Sänger sehr stark dafür zuständig. Er verändert manche meiner Riffs um einen Halbton und schon kriegt jeder im Studio einen Schauer. Das hat er wirklich raus. Mal ganz abgesehen davon, dass ich ihn für einen der besten Sänger dieses Genres halte.

Joxe: Die Songs auf „koma“ sind abwechslungsreich und stehen für sich selbst. Wie habt ihr Eure Songs geschrieben, jeder für sich daheim, oder zusammen im Proberaum?

Hacky: Sowohl als auch. Den Beginn des Titeltracks habe ich schon 2009 irgendwo im Ausland geschrieben. Während Henning meistens mit kompletten Songs im Proberaum auftaucht, liegt mir eher die Entwicklung der Songs während der Probe. „Sin Command“ ist beispielsweise komplett im Studio entstanden, als eigentlich keiner von uns noch ein Instrument bedienen konnte, was ja bei uns des Öfteren vorkommen soll.

Joxe: Alle drei Alben von Euch beginnen mit dem Anfangsbuchstaben „k“. Was steckt dahinter?

Hacky: Ich mag es, wenn Bands ein lyrisches Konzept verfolgen und daher schien uns der Gedanke einer Trilogie recht sinnvoll. Jedes Album baut lyrisch auf dem Vorgänger auf und hat sich dann zu diesem letzten Punkt entwickelt. Austi (Vocals, Anm. d. Red.) hat damals mit dem „kh“ eine aus lateinischen Buchstaben bestehende Transkription eines russischen Lautes ausgegraben, was sicherlich linguistisch nicht hundertprozentig richtig ist, aber für uns in dem Titel „khavoid“ und allen Nachfolgern das Khaos symbolisieren sollte. Zudem ist der Buchstabe „K“ der elfte im Alphabet und die Zahl elf ist beispielsweise durch die „Law Of Thelema“ spirituell aufgeladen.

BLACK HORIZONZ liveJoxe: Wie würdest Du von Euren Anfangstagen bis zum neuen Album „koma“ Eure musikalische Entwicklung beschreiben? Was hat sich verändert, und was würdest Du Dir zurückwünschen?

Hacky: Unsere Anfangstage waren ziemlich c(k)haotisch, was sich eigentlich bis heute nicht geändert hat. In einigen Dingen aber zum Glück schon, was zum Beispiel die Besetzung angeht und wir sind in allen Bereichen souveräner geworden. Die Aufgabenverteilung funktioniert besser und die Vision ist allen klarer. Musikalisch kann man das wohl ebenso ausdrücken. Während wir in den Anfangstagen noch etwas umherirrten, ist die Richtung nun sehr deutlich und das Ganze hat in hohem Maße mehr Ästhetik gewonnen. Sich Dinge zurückzuwünschen ist eine merkwürdige menschliche Eigenschaft, die ich nicht so ganz nachvollziehen kann. Im Prinzip ist das eine sehr lähmende Art zu Denken. Vor allem, wenn es um Musik geht. Ich freue mich jetzt schon auf die ersten Proben zum neuen Release. Momentan denken wir über eine EP nach, die auch vom Sound in eine andere Richtung gehen wird. Es ist in jedem Fall angenehm das Korsett der Trilogie abzulegen, auch wenn es nur locker gesessen hat. Wer sich unsere aktuellen Shirts und eine Seite im Booklet etwas genauer angeschaut hat, kann sogar schon auf den Namen kommen. Es kann aber genauso gut sein, dass wir ein weiteres Album schreiben. Das lassen wir uns momentan noch offen. Es werden sich auf jeden Fall eine Menge Dinge ändern.

Joxe: Ihr habt im Februar 2013 ein Konzert im Vorprogramm von Denial Of God in Oberhausen absolviert. Wie sind die Erinnerungen daran?

Hacky: Das Konzert war sehr positiv, was zum großen Teil dem Veranstalter zu verdanken ist, der sich wirklich sehr viel Mühe gegeben hat! Musikalisch ist das schon sehr nah an meiner Vision gewesen und das sogar, obwohl wir nicht in unserer eigentlichen Besetzung gespielt haben. Ich persönlich zelebriere immer mein eigenes innerliches Ritual und daher kann ich daran meistens bemessen, wie gut das Konzert gewesen ist. Ob der Zuschauer das dann genauso sieht, weiß ich nicht.

Joxe: Was steht als nächstes an, welche Bühnen werdet ihr unsicher machen?

Hacky: Nachdem ich einige Konzerte absagen musste, da verschiedene von uns sich in unterschiedlichen Abständen längere Zeit im Ausland aufhalten, ist momentan noch ein Konzert in Köln geplant. Ansonsten steht im September der Auftritt mit Desaster und Satanika in Lünen fest. Und ich glaube ich habe schon ein paar Gerüchte gehört, wer dort noch auftreten soll…

Joxe: Was sind die nächsten Pläne für Black Horizonz?

Hacky: In diesem Jahr hoffen wir noch ein paar Shows spielen zu können, um unser Album zu promoten und ab Herbst würden wir gerne neue Stücke einstudieren. Ich verfolge mit Reiner noch ein Nebenprojekt, was wir in diesem Jahr erneut ins Studio bringen wollen, weswegen wir dann wahrscheinlich erst 2014 wieder mit Black Horizonz neue Songs aufnehmen werden.

Joxe: Okay, Vielen Dank für das Interview. Hast Du eine letzte Message an unsere Leser?

Hacky: Aura Noir & Tyrant!



Autor: Joxe Schaefer