GRAND SUPREME BLOOD COURT, SINISTER, BODYFARM, I CHAOS

Essen, Turock, 23.02.2013

Seit ich 1992 zum ersten Mal Asphyx und Sinister gehört habe, war es um mich geschehen. Seitdem verehre ich holländischen Death Metal. Dass beide Bands bei diesem Konzert zugegen waren, war da natürlich doppelt geil! Das Ganze nur knapp 30 Minuten mit dem Zug von zu Hause entfernt. Überhaupt finde ich es eine gute Idee, vier holländische Bands an einem Abend spielen zu lassen. Sollte man mal wiederholen!

 

I CHAOS harry van bredaDen Anfang machten um 20 Uhr I Chaos, von denen ich eigentlich nichts erwartet hatte. Bei Metal-Archives steht Brutal Death Metal als Beschreibung. Zudem sieht das Logo der Band sehr modern und nach Metalcore aus. Ich war dann aber doch etwas überrascht, wie geil ich sie fand. Zwar war das gesamte Material sehr schnell und technisch, aber auch immer gradlinig. Hier ging es nicht darum, den Leuten zu beweisen, wie gut man zocken kann, sondern Arsch treten stand hier ganz klar im Vordergrund. Der Bassist, Joost van der Graaf, stand direkt vor mir und grüßte mich von der Bühne aus, weil wir das gleiche Sinister-Shirt anhatten. In einem Gespräch später am Merchandise stellte sich dann heraus, dass er 2011 auch mal bei Sinister gespielt hatte. In dem Jahr habe ich sie auch live gesehen. Ich wusste gleich, dass mir der Typ bekannt vorkam. Egal, auf jeden Fall hatten I Chaos einen guten, druckvollen Sound überzeugten ohne jegliche Lückenfüller auf ganzer Linie! Sänger Harry van Breda bangte wie ein Irrer und Schlagzeuger Koen Herest betrieb präzisen Hochleistungssport. Geile Show! Das konnte ja noch was geben!

 

BODYFARM liveAls zweite Band heute Abend betraten dann Bodyfarm aus Amersfoort die Bühne, die ich sogar schon kannte, weil ich mal für CROSSFIRE ein Review zu ihrem Album „Malevolence“ aus dem letzten Jahr geschrieben hatte. Auch hier war alles gut gespielt, aber doch eingängiger, als bei der Vorgängerband. Hier wurde Death Metal der alten Schule in Reinkultur zelebriert. Vergleiche zu ihren Landsleuten von Hail Of Bullets, Supreme Pain oder Gorefest sind genauso angebracht, wie auch Unleashed und in den schleppenden Passagen sogar Bolt-Thrower. Das gute Zusammenspiel und Posing rundeten alles gekonnt ab. Gute Band!

 

SINISTER adrie kloosterwaardDann kamen Sinister auf die Bühne, die ich schon seit 1993 höre, aber erst zweimal in Holland und noch nie zuvor in Deutschland gesehen habe. Zunächst gab es einen neueren Song als Einstieg, bevor mit „Sadistic Intent“, dem Opener ihres zweiten Albums „Diabolical Summoning“ von 1993, der einzige alte Song folgte. Hauptaugenmerk wurde auf das neue Album „The Carnage Ending“ gelegt, das für mich die perfekte Symbiose aus alten und neuen Sinister ist. „Afterburner“, der Titeltrack ihres Studioalbums von 2006 und „The Grey Massacre“ vom gleichen Album, haben auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Dann war das Gemetzel zu Ende, im wahrsten Sinne des Wortes: Als letztes folgte der Titelsong des neuen Albums, „The Carnage Ending“. Das Zusammenspiel dieser seit 2011 in dieser Besetzung spielenden Truppe war beängstigend tight. Sänger Adrie Kloosterwaard, der von 1988 bis 2003 nur der Schlagzeuger der Band war, ist echt ein cooler Frontmann. Die tiefe Stimme ist beeindruckend. Für gute Unterhaltung sorgten auch immer seine Gestik und Mimik, wenn er mit wirren Blicken und abgehackten Handbewegungen verzwickte Breaks untermalt hat. Völlig geil! Ich finde es immer etwas schade, dass Siniter live fast nie auch altes Zeug heraus kramen (das war auch die vorigen beiden Male so, als ich sie in Holland gesehen habe), aber das, was sie anfassen, machen sie richtig. Sinister sind saugute Musiker und Songschreiber und ihr neues Songmaterial ist ganz großer Sport. Sehr geil!

Setlist:
Freedomless
Sadistic Intent
Transylvania (City Of The Damned)
The Grey Massacre
Unheavenly Domain
My Casual Enemy
Afterburner
Blood Ecstacy
The Carnage Ending

 

GRAND SUPREME BLOOD COURT ericDass Grand Supreme Blood Court und nicht Sinister Headliner des heutigen Abends waren, ist auf den ersten Blick vielleicht etwas seltsam. Schließlich sind Sinister schon seit 1988 aktiv und Grand Supreme Blood Court erst seit erst seit 2009. Wenn man aber bedenkt, dass sie ausschließlich aus Leuten bestehen, die bei Asphyx und Hail Of Bullets spielen, wird der Status schnell klar. Vor allem, dass der alte Asphyx-Gitarrist Eric Daniels hier mit am Start ist, der den Gitarrensound von Asphyx entscheidend geprägt hat und für viele Fans immer das Aushängeschild der Band war. Ein einziges Album haben Grand Supreme Blood Court bislang veröffentlicht, das Konzeptalbum „Bow Down Before The Blood Court“, das hier auch am Stück durchgespielt wurde. Asphyx- oder Soulburn-Songs gab es, wie angekündigt, nicht. Im Gegensatz zu den drei Bands zuvor fiel sofort auf, dass der Headliner sehr viel lauter war, was den schleppenden Lavariffs aber sehr gut tat. Man wurde von dieser Lawine geradezu überrollt. Die simpel gestrickten Songs funktionierten live hervorragend! Der Druck, den die Riffs auch live erzeugten, sind nicht von dieser Welt und Meister Eric Daniels hat trotz der zwischenzeitlichen neunjährigen Pause nichts verlernt! Ganz im Gegenteil: Er gab sich sehr souverän in seinem Tun. Der sympathische Frontman Martin van Drunen, der ja auch bei Asphyx und Hail Of Bullets singt, war ebenfalls gut drauf und unterhielt das Publikum gekonnt mit seinen lustigen Ansagen, die er in perfektem Deutsch rübergebracht hat. Aufgrund der Tatsache, dass sich natürlich auch sehr viele Holländer ins Turock verlaufen hatten (kein Wunder bei dem Billing!), machte er auch zwei Ansagen auf Holländisch. Auf der Bühne gab es wohl immer wieder technische Probleme mit dem Monitorsound, so dass Martin van Drunen etwas mehr erzählen musste als sonst. Aber vor der Bühne knallte alles genau so, wie man es sich wünschte. Nachdem das komplette Album gespielt war, ging die Band von der Bühne, kam aber noch einmal für eine Zugabe auf die Bühne, wo sie erneut ihre Doom-Dampfwalze „Veredictum Sanguis“ spielten. Das war doch schon mal ein geiler Vorgeschmack auf den Auftritt, den sie im Sommer auf dem Party.San Open Air absolvieren werden. Ich werde auf jeden Fall da sein!

GRAND SUPREME BLOOD COURT martinSetlist:
All Rise
Bow Down Before The Blood Court
There Shall Be No Acquittance
Veredictum Sanguis
Behead The Defense
Grand Justice, Grand Pain
Fed To The Boars
Circus Of Mass Torment
Public Castration
Piled Up For The Scavengers
… And Thus The Billions Shall Burn
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Veredictum Sanguis



Autor: Daniel Müller - Pics: Daniel Horlbogen, Daniel Müller