RECKLESS LOVE, HOLLYWOOD BURNOUTS, REBELLIOUS SPIRIT

Köln, Underground, 29.10.2012

REBELLIOUS SPIRIT live 2012Als ich im Underground eintraf, hatte ich über eine Stunde Fahrt im Regen hinter mir, eine knappe halbe Stunde Parkplatzsuche, einen Stopp durch die örtliche Polizei, weil falsch abgebogen, einen knapp überlebten Anschlag (die Uschi sah mich nicht aus ihrem flotten Flitzer, weil Regen und dunkel!) und einen Spaziergang durch den Regen. Folglich stand die erste von drei Bands, Rebellious Spirit aus Balingen, bereits auf der Bühne. Der große Saal war halb gefüllt und das fast nur junge Publikum feierte die Jungs ohne große Meckereien. Manch ältere Lady entdeckte sogar Muttergefühle für den süßen Sänger/Gitarristen, Jannik. Dabei war das Teenager-Quartett alles andere als spielsicher auf der Bühne. Man überdeckte die Patzer zwar mit einer professionellen Einstellung und geübten Posen, aber selbst diese wirkten des Öfteren zu einstudiert und klinisch. Den Jungs fehlt einfach die Übung, aber fett Potential ist da. Ihre Songs waren mir nicht bekannt, aber sie deckten die erste halbe Stunde ab. Und bis auf ein paar gesangliche Schwächen (weil die Stimme noch nicht ganz so sicher war und schon mal zitterte) und spielerischen Fehltönen, kann ich mir durchaus vorstellen, dass diese Poser noch einiges vor sich haben. Da muss schnell ein Manager her, der die Boys fleißig üben lässt. Wenn demnächst alles so klappt wie die Optik und der aktuellen Single „Lights Out“, dann brauchen wir nur noch ausharren, bis es am Sleaze-Himmel glitzert.

 

HOLLYWOOD BURNOUTS live 2012Die mittlerweile überall präsente Truppe aus dem schönen Süden Deutschlands, Hollywood Burnouts, gaben auch hier ein Stelldichein. Allerdings hatte sich das Besetzungsrad gedreht und man stellte heuer gleich zwei neue Musiker vor: Christoph Renner am Bass und Toby Kixx an den Drums. Beide stammen aus München. Und obwohl die Band ihre bekannten Songs von der aktuellen CD, „Excess All Areas“ und ihrer EP, „Hollywood Burnouts“ spielte, waren sie noch nie so schwach wie heute. Vielleicht ist die neue Besetzung noch nicht eingespielt, vielleicht war Unmut in der Truppe, denn auch die Spiellaune war bis auf der von Gitarristin Chrizzy Roxx, recht verkrampft oder vielleicht war Shouter Mike Nazzty gesundheitlich etwas angekratzt oder der Studiostress wirkte sich aus. Wie dem auch sei, mir kam es so vor, als würden Partysongs wie „Roll The Dice“, „Gimme, Gimme, Gimme“ oder „Wild Side“, nur so runtergerattert werden. Zu meinem Erstaunen lag ich nicht alleine mit meiner Meinung dar. Selbst einer aus engstem Kreis nörgelte etwas enttäuscht. War aber sicherlich eine einmalige Ausgabe, denn ich kenne dieses Quartett eigentlich nur in Höchstform. Zumindest zog man den Gig nicht künstlich in die Länge und überließ alsbald die Bretter den Headlinern.

 

RECKLESS LOVE live 2012Genau, Reckless Love sind die Finnen mit Fronter Olli Herman, der vor einigen Jahren Crashdiet Shouter Dave Lepard nach seinem Suizid ersetzte. Er kehrte zwar 2009 zurück, aber dann gingen andere Musiker. Es dauerte, bis man sich zu diesem Line-Up fand und erfolgreich wurde. Man änderte die musikalische Ausrichtung, schrieb Glam-Songs mit Bubblegum-Refrains und landete bei Universal Records. Mittlerweile war das Underground gut gefüllt, die Hitze stieg und Olli kam cool as Hell mit fetter Brille und Lederjacke, stoisch auf die Bühne. Manchmal ist es hart, wenn es Typen gibt, die besser als die Freundin aussehen und auch noch tierisch singen können und eine Stage-Show der Superlative abliefern. Da ist nach wie vor nicht anders als es immer schon war. Du kannst sein wie Du willst, aber bist Du hübsch und Sänger in einer Band kommen die Hühner gelaufen. Auch an dieser Stelle entdeckte manche ältere Rockbraut mütterliche Gefühle. Die Skandinavier hatten natürlich einen ganzen Pool von Hits aus dem sie schöpfen konnten und auch taten. Das gierige Publikum saugten sie alle auf wie die Muttermilch, und es sang lauthals und euphorisch mit. Singlealarm war angesagt mit „Beautiful Bomb“, dem Überflieger „Hot“, „Animal Attraction“ und „Badass“, sowie „Romance“ und „Back To Paradise“. Hier verflogen die Minuten in reinstem Vergnügen, und nach einer Stunde exstatischer Party ging man zehn Minuten in die Verlängerung und holte noch Mal alles aus den anwesenden Fans raus. Operation gelungen, die Meute hatte Durst und die Mädels zitterten immer noch am ganzen Leib, da Olli sein Top auszog. So sorgt man für feuchte Schlüpper!



Autor: Steve Burdelak - Pics: Steve Burdelak