LACUNA COIL, THIS IS SHE

Matrix, Bochum, 03.11.2012

LACUNA COIL vox2 LIVE 2012Es ist samstagabends und nicht nur die italienische female-fronted Gothic Band Lacuna Coil erwies dem Pott die Ehre, ihr Unwesen auf der Bühne zu treiben. Denn im Umkreis von wenigen Kilometern fanden sieben weitere Konzerte zur selben Zeit statt: Dragonforce in Bochum, Steel Panther in Köln, Axxis in Lünen, Rebellion in Oberhausen, Gotthard in Bochum, Epitaph in Dortmund und Morgoth in Essen. Also war die Konkurrenz an guter Livemusik nicht klein und trotzdem war die Tube in der Matrix bereits vor der Vorband sehr gut gefüllt, womit ich persönlich nicht gerechnet hatte. Auch der Einlass war überhaupt kein Problem, die gut organisierte Matrix drückte mir direkt den Fotopass in die Hand und wünschte viel Vergnügen. Lieben Dank an Paulina, denn das habe ich gehabt.

 

Als erstes stürmte die amerikanische Newcomer Band This Is She mit Frontfrau Alana (Foto oben) aus Los Angeles auf die Bühne und die Post ging ab. Alana und ihre Bandkollegen rockten den Saal. Ich kannte schon die eben erschienene EP der Band, die sehr elektronisch rüber kam. Ich war aus diesem Grunde sehr erstaunt über die unüberhörbare Härte, verbunden mit augenscheinlicher Spielfreude und viel Elan. Sie gaben alles. Und der Saal war baff und ließ sich anstecken. Vorne im Publikum sangen einige ziemlich textgenau mit, was mich sehr erstaunte, denn so publik ist die Band nach meiner Meinung noch gar nicht. Auf jeden Fall waren die Amis sehr dynamisch und kamen dem Ausdruck des richtigen Einheizens sehr nahe. Die EP wurde komplett gespielt und zum Schluss die obligatorischen Erinnerungsfotos vom Publikum gemacht. Eine junge und sehr sympathische Band, die ich mir sicher noch einmal live anschauen werde, sollten sie mal wieder in unserem Land oder Nachbarland zu sehen sein. Sie hatten Spaß gemacht.

 

Nun kam eine Umbaupause von guten zwanzig Minuten, die eigentlich schon nach zehn Minuten beendet war. Etwas Ungeduld war im Publikum zu spüren, aber gepöbelt wurde nicht. Pünktlich um 21.00 Uhr betraten Lacuna Coil die Bühne und die Luft vibrierte. Mit der Single „Don’t Believe In Tomorrow“ aus dem neuesten Album „Dark Adrenaline“ ging es direkt in die Vollen. Yeah! Man merkte sofort die langjährige Stage-Erfahrung. Danach folgten die Knaller „I Won’t Tell You“ vom Album Shallow Life und „Kill The Light“ vom aktuellen Album – damit waren dann meine Lieblingsstücke gespielt. Das Publikum feierte auch die alten Titel wie „Senzafine“ und „Heaven’s A Lie“ genauso wie „Self Deception“. Vom neuen Album gab vor der ersten Künstlerpause nur noch „Give Me Something More“. Danach verabschiedete sich die Band erst einmal für ein paar Minuten. In dieser Zeit war auf einigen Gesichtern das blanke Entsetzen zu sehen. Wie jetzt, die gehen einfach so lange von der Bühne und lassen die gute Stimmung damit extrem abkühlen? Nein, normal war das nicht. Das Duo aus Shouterin Christina Scabbia und ihrem männlichen Gesangspartner Andrea Ferro machten sich bereit für eine sensationelle Akustikeinlage, in der Andrea auch Gitarre spielte und überraschten damit die komplette Zuhörerschaft. Hier konnte man sich von den einmaligenTHIS IS SHE vox LIVE 2012 Gesangsqualitäten der beiden ohne Zweifel überzeugen. „Falling“, „Closer“, „Within Me“, „End Of Time“ und das großartige „Shallow Life“ hat mich den Atem stocken lassen und atemlos zurückgelassen. War das genial. Danach wurde die Bühne wieder geleert, aber die Pause war um einiges kürzer als die vorherige. Das Publikum war nicht in der Zwischenzeit am Gefrierpunkt angelangt, denn nach drei Minuten ging es mit „Our Truth“ weiter. Und auch danach wurde gerockt, was das Zeug hielt. Genauso wie im ersten Teil des Auftritts. Es wurde sich quer aus allen Werken bedient. Den Schluss bildete das Stück „The Spirit“ aus dem „Dark Adrenaline“ Album. Das Stück wurde Pete Steele, dem vor zweieinhalb Jahren verstorbenen Sänger von Type O‘ Negative, gewidmet. Und dann verschwanden Lacuna Coil ohne Weiteres von der Bühne. Das Licht ging genau nach zwei Stunden Bühnenpräsenz an. Es war ein sehr gutes Konzert, ohne fahlen Nachgeschmack – ich konnte mir aber des Eindruckes nicht verwehren, dass Lacuna Coil etwas enttäuscht vom Publikum waren. Sie hatten wohl mit noch mehr Begeisterung gerechnet.



Autor: Svenja Black - Pics: Svenja Black