COBRA SPELL, THE DIRTY DENIMS, WHY AMNESIA, GRACEFIRE

Oberhausen, Resonanzwerk, 31.03.2023

Kersten Lamers und sein Team sind immer wieder für eine Überraschung gut. Dummerweise bleiben die Ticketverkäufe im Resonanzwerk mau, egal was an tollem Programm geboten wird. Fazit: die Metalgemeinde labert nur über die Unterstützung vom Underground. Das sage ich schon seit Jahren und egal wer hier und da erscheint, das Gros der Fans bleibt zu Hause oder buttert seine schwer verdienten Moneten in den Hals der Stars wie Metallica, Mötley Crüe und Kiss. Von mir aus. Ich fand den Abend recht cool.

 

 

GracefireWas man sich sparen konnte, waren Gracefire. Der Abend hätte eher enden können und die anderen Bands hätten mehr Platz für Songs gehabt. Ich sah die Formation nun zum zweiten Mal (einmal vor Corona) und ich muss sagen, dass sie in der längeren Atempause kein Gramm Biss drauf gepackt haben. Bands, die in der Corona-Zeit auf extremen Entzug waren, spielen anders. Die drei Mädels und der Bub am Bass, aus dem schönen Süden Deutschlands, präsentieren weiterhin langweilige Songs, samt langweiligen Vocals und behäbiger Action auf den Brettern. Somit waren die Zuschauer nach circa vierzig Minuten Spielzeit auch nicht warm gerockt, wie man es von einem Opener, der noch was im Business erreichen will, erwarten kann. Natürlich hatte man eine Handvoll eigener Fans dabei, aber das machte den Kohl nicht fett. Da man eine Viertelstunde eher als angekündigt anfing (Why?), hatte man noch Zeit für einen neuen Song („Postcards From Berlin“). Der änderte aber meine Einstellung zur Band kein Iota. Wenigstens hatte die Formation selber Spaß...zumindest die drei Mädels. Basser Simon Jokschas gibt da eher Prinz Valium zum Besten.

 

 

Why AmnesiaWhy Amnesia hatte ich schon lange auf meiner Watch-Liste. Endlich war es nun so weit. Und ich wurde nicht enttäuscht. Hier ist nun der eigentliche Opener am Start, oder nicht. Haha, es stimmt einfach alles: Gitarristen und Gitarristinnen, die sich duellieren, eine Sängerin, Shirley Golightly mit ordentlich Feuer im Boppes und den Zunder in der Stimme. Sie weiß das Publikum zu handeln und lässt niemanden ungeschoren vor der Bühne davonkommen. Ja, das ist der Charme des Ruhrgebiets (die Truppe kommt aus Recklinghausen) ...burschikos aber herzallerliebst. Die Melange aus Streetcredibility und Ohrwurmcharakter in den pop-lastigen Refrains, macht den Alternative-Sound mit Blick über den Tellerrand zum Erlebnis. Natürlich können sie auch den Fuß vom Gas nehmen und mit einer Ballade wie „Por Me A Whiskey“ punkten aber ihre Kick-Ass Nummern wie das aktuelle „Because She Goes Jack“ oder „Rollercoaster“ bleiben die Highlights. Das muss ich nochmal sehen.

 

 

Dirty DenimsAls nächste Truppe erscheinen The Dirty Denims mit ihrem selbstbetitelten Happy Hard Rock auf der Bühne. Diese sympathische Kapelle aus dem niederländischen Eindhoven, wurde mir vor vielen Monden von Henny Wolter (ex-Thunderhead, Nitrogods) wärmstens empfohlen. Eine erfrischende Mischung aus der Schnittmenge von Joan Jett, Rose Tattoo und AC/DC. Seit ich sie zum ersten Mal gesehen habe, wurden die Positionen am Schlagzeug und am Tieftöner mehrfach neu besetzt. Aktuell agieren Mirjam Sieben an Gesang und Gitarre, Jeroen Teunis an der Gitarre, Suzanne Driessen am Schlagwerk sowie Sebastiaan Verhoeven am Bass. Energiegeladen wie gewohnt, spielt der Vierer sein Songmaterial und es finden sich einige Fans im Publikum, die teilweise schon mit Bandshirts der Denims ausgestattet sind. Ein Großteil des Publikums ist allerdings eindeutig für den Headliner erschienen, wie man an der entsprechenden Garderobe feststellen kann. So zündet der Funke auch etwas träger als sonst, rein spielerisch gibt es allerdings nichts zu meckern. Die AC/DC lastigen Riffs kommen messerscharf und das Mädel am Schlagzeug haut ein ordentliches Pfund. Auch Neuzugang Sebastiaan an der Bass Gitarre, hat sich prima in die Kapelle eingespielt. Und während Sängerin Mirjam wie ein Dilledöppchen über die Bühne fegt, liefert Jeroen sein virtuoses Gitarrenspiel dazu. Mir macht das Quartett aus unserem Nachbarland immer einen Riesenspaß. Egal ob es die Hommage „Thunder From Down Under“ an die schon erwähnten AC/DC ist, oder eben mit „Highway To Hell“ auch die Zugabe aus der Feder der Australier. (Pistol Schmidt)

Setlist: Ready, Steady, Go!, Fit in Stand Out, Dirty Job, Last Call for Alcohol, Turn Off the Radio, Thunder From Down Under, Back With A Bang, Creatures of the Night, Roll the Dice, Can't Get Enough Of Rock & Roll, Loud Stuff, Make Us Look Good, Hit Me With Your Best Shot, Famous, Highway to Hell

 

Cobra SpellCobra Spell haben wohl ihr Line-Up ziemlich umgestellt. Einen Kerl konnte ich nicht mehr entdecken, haha. Tja, und Gitarristin Esmée van Sinderen ist ebenfalls weitergezogen. Wer jetzt glaubt, dass die Girls nicht eingespielt waren, sollte sich irren. Das war eine verdammt tighte und vor allem Energie-geladene Show. Allen voran Klampferin Sonia Anubis (ex-Burning Witches, ex-Crypta)) wollte anscheinend Kilometergeld verdienen. Ja, manchmal sah es so aus, als wenn man über das Ziel hinausschießt und auf Steroide war, aber besser so als Löcher ins Publikum starren. Will sagen, dass alle Mädels richtig vom Leder zogen und alle Posen boten, die es auf dieser Welt gibt. Und somit übernahm Cobra Spell den wohlverdienten Headliner-Posten. Selbst die neue Lady, Vier-Saiterin Jara Soli, kam für die kürzlich verschwundene Basserin Angelina Vehera, ließ sich nicht lange bitten. Frontsirene Kristina Vega ist leider manchmal recht hoch am Limit, aber das scheint hier niemanden zu stören. Ein Teil des Publikums wird aber erst mit der W.A.S.P. Cover-Version „Animal (Fuck Like A Beast)“ in den Bann gezogen. Für mich war der Auftritt talentiert und auf ziemlich professionellem Niveau. Nicht schlecht für eine Besetzung, die gerade erst zusammengefunden hat.

Setlist: Poison Bite, Addicted To The Night, Guitar Solo (Noelle), The Midnight Hour, Steal My Heart, Away, Guitar Solo (Sonia), Shake Me, Come on Tonight, Flaming Heart, Animal (Fuck Like a Beast), Accelerate



Autor: Steve Burdelak, Pistol Schmidt - Pics: Steve Burdelak