Daniel: HELL-ö MvM! Ihr habt Panzerkrieg 666 erst 2021 gegründet. Erzähl uns doch zunächst erstmal, wie es dazu kam!
MvM: Wir hatten gerade für unsere andere Band die Studioaufnahmen beendet und mussten folglich auf den Mix warten. Da bedingt durch Corona keine Konzerte stattfanden und wir beide Urlaub hatten, haben HvS und ich quasi aus Langeweile gesagt, „Lass uns mal Black Metal machen!“. Am nächsten Wochenende hatte ich vier Songs in meinem E-Mail-Postfach. Der Plan war, in der Folgewoche Gesang aufzunehmen und in der Woche danach zu mischen, weil dann unser Urlaub endete. Die erste EP ist also ganz spontan entstanden.
Daniel: Der Bandname klingt schon sehr provokant. Hattet Ihr damit schon einmal Stress, wenn es zum Beispiel um das Buchen von Konzerten ging?
MvM: Nein, tatsächlich hatten wir deshalb bisher keinen Stress. Allerdings muss man dabei sagen, dass unser Drummer erst ganz frisch mit an Bord ist und wir erst seit kurzem live spielen. Wir hatten eher grundsätzlich damit gerechnet, dass es bezüglich Reviews etc. Stress geben und uns Magazine ignorieren oder ablehnen würden. Kann sein, dass wir aufgrund unseres Images von einigen Magazinen nicht berücksichtigt werden, aber dann bekommt man als Band einfach keine Rückmeldung. Aber wenn man Panzerkrieg 666 heißt und auch wie Panzerkrieg 666 klingt, dann muss man auch dazu stehen und einen Fick darauf geben, was irgendwelche Hansels meinen oder denken. Mich persönlich belustigt das eher, wenn jemand Stress macht, weil es zeigt, dass der Satz nicht zu Ende gedacht wurde.
Daniel: Welche Bands zählen zu Euren Haupteinflüssen?
MvM: Ich finde das ist für mich immer die schwierigste zu beantwortende Frage. Ich glaube, man merkt, dass wir schon mal „Panzerdivision Marduk“ gehört haben. Wir hören aber eigentlich querbeet Metal. Insofern kann man nicht sagen, dass wir uns bewusst von irgendetwas beeinflussen lassen. Ett kütt wie ett kütt.
Daniel: Eure Texte handeln ausschließlich von Krieg. Woher nimmst Du Deine Inspiration dafür? Gibt es prägende Bücher und Filme zu diesem Thema? Und berufst Du Doch dabei auch immer auf historische Tatsachen? Oder steckt da auch viel Provokation hinter?
MvM: Tatsächlich greifen wir bislang fast ausschließlich historische und aktuelle Ereignisse oder Themen auf. Die Wirklichkeit ist einfach die beste Vorlage für Panzerkrieg 666. Es reicht, einfach Dokus oder Nachrichten zu gucken. Darum bin ich auch der Meinung, dass Panzerkrieg 666 tatsächlich gute Kunst ist, weil es der Wirklichkeit in seiner Absurdität und Tragik den Spiegel vorhält. Black Metal soll aber trotzdem auch provozieren. Das will ich nicht leugnen.
Daniel: Auf Eurer ersten EP gibt es auch eine deutsche Version von „Hiding Assassins“. War das ein einmaliges Experiment? Oder könntest Du Dir auch vorstellen, noch mehr Texte auf Deutsch zu schreiben?
MvM: Wir haben bereits eine dritte EP fertig, auf der ich wesentlich mehr Deutsch singe. Ich denke, dass diese Songs so noch krasser und provokanter klingen. Das war aber eigentlich unbeabsichtigt. Wir planen das nicht. Wenn eine Idee kommt und es passt, dann machen wir das einfach so. Die spontansten Sachen sind eh die besten.
Daniel: Wie passt die Zahl 666 zum Bandnamen? Einen satanischen Background kann ich in Eurem Image nicht entdecken. Oder täusche ich mich da?
MvM: Wie gesagt: Die Wirklichkeit ist die beste Vorlage. Auf der dritten EP werden wir einen Song namens „Satan 2“ haben. Dabei geht es um die russische Atomrakete Sarmat, besser bekannt als „Satan 2“. Man muss sich einfach mal vorstellen, dass eine Regierung hingeht, eine Atomrakete baut und diese dann mit religiösen/okkulten Betitelungen vermischt. Kannst Du Dir nicht ausdenken! Und die Thematik ist noch lange nicht ausgereizt. Es ist historischer Fakt, dass Personen wie Heinrich Himmler sich mit Okkultismus bzw. die Forschung im Bereich der „Wunderwaffen“ sich mit Okkultismus beschäftigt haben. Schau einfach mal, wie viele Horror B-Movies und Computerspiele diese Thematiken aufgreifen. Da bin ich nicht der Erste. Ich sag ja: Ich bediene mich einfach am vorhandenen „Bestand“ der Wirklichkeit und Geschichte.
Daniel: Ihr steht gerade kurz vor der Veröffentlichung Eurer zweiten EP. Warum habt Ihr Euch nicht die Zeit genommen, mehr Songs für ein komplettes Album aufzunehmen oder gleich ein ganzes Album aus den beiden EPs zu machen? Immerhin folgten sie ja jetzt sehr kurz aufeinander…
MvM: Wir wollen lieber in kürzeren Abstanden EPs veröffentlichen. Ein Album verpufft heute einfach viel zu schnell in der Flut der Veröffentlichungen. Da macht es wenig Sinn, alle zwei bis drei Jahre ein Album rauszubringen.
Daniel: Eure erste EP gibt es nicht nur auf CD, sondern auch auf Kassette. Wie wichtig ist es Euch, im Zeitalter von Downloads und Streamings die alten (Kult-)Formate am Leben zu erhalten? Und was denkst Du im Gegenzug über diesen ganzen neumodischen Kram? Kannst Du ihm überhaupt etwas abgewinnen?
MvM: Ich persönlich habe keinen Spotify-Account. Ich habe noch nicht einmal ein Netflix-Abo. Mir persönlich ist es wichtig, Veröffentlichungen in möglichst allen Formaten zu haben. Ich denke auch, dass die Metalszene den „alten“ Formaten noch mehr Wertschätzung entgegenbringt. Ich persönlich bin auch der Meinung, dass man das kaufen sollte, was man gut findet. Ich würde mich nur nicht hinstellen und über das Konsumverhalten anderer Leute urteilen. Es kann ja jeder selbst entscheiden, wofür er sein Geld ausgeben möchte. Insofern bin ich auch cool damit, wenn sich jemand unseren Kram nur über YouTube anhört.
Daniel: Könntet Ihr Euch vorstellen, Eure Tonträger auch auf Vinyl zu veröffentlichen? Oder findest Du, dass Euer räudiger Sound dem Format vielleicht nicht gerecht wird?
MvM: Ist tatsächlich gut möglich, dass die zweite EP „Wolfpack“ auf Vinyl erscheint. Wir wurden von jemandem angesprochen, der das gerne auf Vinyl veröffentlichen würde. Ob das wirklich realisiert wird, bleibt abzuwarten. Wäre aber eine super Sache!
Daniel: Ihr spielt auch live. Wie wichtig ist es Euch, auch auf der Bühne zu stehen und nicht nur ab und zu ins Studio zu gehen?
MvM: Live spielen ist mir persönlich immer sehr wichtig gewesen und macht mir auch am meisten Spaß. Insofern bin ich immer für jede Schandtat bereit.
Daniel: Ich finde die Idee mit den militärischen Outfits cool! War es von Anfang an geplant, auch „theatralisch“ auf der Bühne zu wirken, anstatt einfach nur alles in Grund und Boden zu dreschen (was Ihr aber natürlich auch macht, haha!)?
MvM: Geplant war nie etwas. Hat sich einfach so entwickelt, und mir macht es auch großen Spaß, in diese Rolle zu schlüpfen. Ich spiele seit zwanzig Jahren in Bands. Diese Form der Kostümierung ist für mich also neu, aber es passt und macht Spaß. Das ist das Wichtigste.
Daniel: Habt Ihr diese Outfits eigentlich selbst angefertigt oder irgendwo bestellt?
MvM: Teils, teils. Anfänglich wollten wir einen einheitlichen Look als Band. Das war aber kaum umsetzbar. Ich für meinen Teil bin knapp über zwei Meter groß. Mir passt eh kaum etwas. Ich habe mir einfach Gedanken gemacht, was ich machen möchte und bin in den Militärshop gegangen, um zu gucken, ob ich etwas Passendes für mich finde. Andere haben sich etwas bestellt oder haben in Kombination etwas Eigenes gemacht. Ich finde tatsächlich, dass wir uns etwas absetzen, indem jeder seinen individuellen Look hat und wir auch nicht im traditionellen Sinne mit Corpsepaint auftreten. Sein eigenes Ding zu machen ist wichtig. Einheitsbrei gibt es genug.
Daniel: Warum spielt Ihr live eigentlich ohne Bassist?
MvM: Wir hätten genug Leute, die sich angeboten haben, bei uns Bass oder zweite Gitarre zu spielen. In der Dreierkonstellation verstehen wir uns aber sehr gut. Never change a winning team. Außerdem ist es schon schwierig genug, sich organisatorisch mit drei Mann abzusprechen. Das ist eigentlich der Hauptgrund, warum wir die Besetzung so klein wie möglich halten wollen.
Daniel: Auf den Bandfotos seid Ihr immer nur zu zweit, live zu dritt (aber ohne Bassist). Ist Euer Schlagzeuger nur Session-Musiker für Live-Auftritte und kein festes Mitglied? Oder kam er erst später dazu, und Eure Internetseiten wurden noch nicht aktualisiert?
MvM: Unser Drummer ist erst seit kurzem fest dabei. Wir haben noch keine Bandfotos zu dritt gemacht. Das kommt alles noch.
Daniel: Zwei von Euch spielen auch noch bei der Death Metal-Band Phobiatic, die ich auch kenne (Tatsächlich habe ich alle drei Alben an dieser Stelle rezensiert!). War es Euch wichtig, dass sich beide Bands drastisch voneinander unterscheiden? Oder hat sich das eher zufällig ergeben?
MvM: Phobiatic gibt es nicht mehr. Es gibt auch noch ein viertes Album. Das ist aber nur digital erschienen. HvS und ich spielen noch zusammen bei Warfield Within. Panzerkrieg 666 entstand, wie bereits erwähnt, im Corona-Leerlauf. Dass daraus eine vollwertige Band wurde, hat sich dann einfach so ergeben.
Daniel: Welche Zukunftspläne habt Ihr noch mit Panzerkrieg 666 in nächster Zeit?
MvM: Wir werden in regelmäßigen Abständen EPs veröffentlichen und wollen alles mitnehmen, was geht. Wir haben wirklich Bock auf das, was wir machen. Ich denke, das merkt man auch.
Daniel: Alles klar, MvM! Dann gebührt Dir noch das Schlusswort!
MvM: Ich möchte mich für das Interview und bei allen Supportern und Fans bedanken. Die Resonanz war bislang wirklich toll. Unsere neue EP „Wolfpack“ erscheint am 03.03.2023 als Digipack sowie digital über Human Noise Records. Großen Dank gilt Nicolai, der das Label betreibt. Alle anderen können gerne bei uns reinhören und zu unseren Shows kommen.
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