THE MISSION, TRAUMTÄNZER

Bochum, Zeche, 08.09.2012

Die Väter des Goth-Rocks sind noch lebendig. Und das bewiesen Sie auf einer Reunion Tour, auf der The Mission Ihre neue Live CD/ DVD „Silver“ vorstellten, die ab dem 12. Oktober 2012 weltweit erhältlich ist. Seit 2011 sind Wayne Hussey und seine Gründungsmitglieder Craig Adams und Simon Hinkler wieder gemeinsam unterwegs. Lediglich der viel jüngere Drummer Mike Kelly ist neues Bandmitglied. Da ich The Mission seit meiner Jugend kenne und deren Musik vergöttert habe, wollte ich mich einfach einmal von deren Live-Qualitäten überzeugen, da ich zuvor noch nie in den Genuss kam. Es war ein Super-Sommertag mit 28 Lenzen auf dem Thermometer. Auf gut Deutsch: extrem heiß, aber das hielt keinen der Leute ab, die Zeche aufzusuchen, um die Väter des Goth-Rocks zu feiern, die hier im Pott ihr einziges Deutschlandkonzert gaben. Die Location war komplett ausverkauft. Der Eingang war demnach auch geändert worden, es ging durch den Biergarten erst in die Kneipe. Der Altersdurchschnitt war deutlich gehoben und ich erkannte hin und wieder mal Leute aus „alten Zeiten“. Merchandise gab es auch – weniger interessant, wie ich fand – aber man konnte die „Silver“ bereits erwerben.

 

TRAUMTÄNZER band LIVE 2012Und nun ab in die Halle. Als Vorband haben sich die seit 2008 formierten Wittener Traumtänzer angekündigt. Ich kannte nur wenige Stücke der Band und war auf deren Live-Performance gespannt. Der Musikstil bewegte sich etwas zwischen Gothic und EBM mit kleineren Industrial Einflüssen. Klassische Elemente wurden mit in die Musik eingebunden. Mit etwas Verspätung ging es dann los. Fast sofort konnte man im hinteren Teil der Zeche hören, dass es ein etwas größeres Problem mit der Soundabmischung gab. Es dröhnte. Und das so vehement, dass man sich teilweise die Ohren zuhalten musste. Die beiden Männer hinterm Mischpult hatten alle Hände voll zu tun und es gelang später auch, den Sound einigermaßen erträglich zu mixen. Viel später hatte ich dann erfahren, dass Traumtänzer ganz ohne Soundcheck auf die Bühne gehen musste. Sängerin Amy Faye, das Herzstück der Band, und Sänger Marco Blum und ebenso der Rest der Band ließen sich dadurch nicht beeinflussen, was ich sehr bemerkenswert fand. Ich konnte kaum Eigenständigkeit ausmachen und mir drängte sich der Vergleich zu L’ame Immortelle und Lacrimosa auf. Wobei Amy sich nicht nur gesanglich, sondern auch optisch positiv von dem sonstigen Einheitsbrei der Band abhob. Nach fast einer Dreiviertelstunde war dann Schluss. Ich konnte ein leichtes Aufatmen im Publikum hören. Der Umbau war schnell vollzogen.

 

THE MISSION vox LIVE 2012Mit einem etwas langgezogenen Intro betraten Wayne Hussey, Craig Adams, Simon Hinkler und Mike Kelly die Bühne. Die Zeche tobte. Sympathisch kamen The Mission rüber und nahmen das Publikum direkt für sich ein. „Beyond The Pale“ war der Opener des Konzerts, welcher direkt lautstark von fast Allen mitgesungen wurde. Das änderte sich während des ganzen Auftritts nicht und manch einer war wohl am Ende des Konzerts heiser. Zwischenzeitlich erzählte Wayne Hussey, dass der letzte Auftritt in der Zeche bereits 29 Jahre her ist und Drummer Mike zu dem Zeitpunkt gerade mal zwei Jahre alt war. Aber Mike könne ja später hier in der Zeche noch die Aftershow-Party mitnehmen, wobei er, Wayne, ja dann längst schlafen würde. Der Sänger freute sich merklich wieder in good old Germany zu sein, obwohl der letzte Auftritt in Köln gerade mal ein Jahr her war. Gut, dass sich die Band in Bochum nicht originalgetreu an die Songs gehalten sondern sich „Ausrutscher“ erlaubt hat, so kam noch mehr Bewegung und Spielfreude auf die Bühne. Gerade bei „Wasteland“ fiel das auf, da der Beginn des Songs sich deutlich von dem Original unterschied. Die Setlist bestand fast nur aus den alten Songs, die vor 1990 vor Simon Hinklers Austritt, geschrieben wurden. Auch zwei neue Stücke hatte die THE MISSION git LIVE 2012Band mit im Gepäck, zum Einem den nach typischer Mission-Soundtradition geschriebenen Song „Chernobyl Heart“ und zum Anderem die bereits aus den Solotagen Hussey’s bekannte Ballade „Falling“. Unflätige Zwischenrufe aus dem Publikum wurden mit einem netten Spruch gekontert und gut gelaunt weitergespielt, gesungen und getrunken. Gitarrist Craig Adams überraschte mit einem Gesangssolo. Der letzte Track vor der ersten Zugabe war „Deliverance“ und danach kamen eindeutig für mich die Highlights des Abends. Nach der ersten Zugabe „Watchtower“ folgte „Like A Hurricane“, um nach „Blood Brothers“ wieder von der Bühne zu verschwinden. Irgendwie wussten wir, dass da noch was kommt. Und so war es dann auch. Das Konzert wurde mit einer extra langen Version von „Tower Of Strength“ abgeschlossen. Weiter konnte es auch nicht gehen – da sich Wayne Hussey demonstrativ auf die Bühne zum Singen gelegt hatte. Im Ganzen ein geniales Konzert mit nicht überheblichen und sehr sympathischen Musikergrößen. Das Publikum war zufrieden, die Musiker ebenso und auch der Spruch „Real Goth Are Old“ bewahrheitete sich nach den fast 100 Minuten mal wieder.



Autor: Svenja Black - Pics: Svenja Black