HEADBANGERS OPEN AIR Tag 3

Brande-Hörnerkirchen, 28.07.2012

Tag 3: Tales Of Horror, The Gate, Blacksmith, In Solitude, Hobbs Angel Of Death, Black Rose, Tankard, Powermad, Kim LaChance (Vixen).

Nach zwei fast unerträglich heißen Festivaltagen begann der Samstag mit einem mehrstündigen Wolkenbruch, der Teile des Festivalgeländes kurzfristig unter Wasser setzte. Da mit ADX und Megahera gleich 2 Bands ausfielen, begann der Festivaltag leicht verspätet gegen 12:00 Uhr mit Tales of Horror. Aufgrund der staubedingten verspäteten Anfahrt, habe ich den Grossteil des Gigs verpasst. Die paar Songs die ich jedoch zu hören bekam, waren durchaus okay.

 

HOA the gate 2 LIVE 2012Anschließend folgte mit The Gate eine Band, auf die viele gespannt gewartet hatten, deren Auftritt im Anschluss allerdings auch kontrovers diskutiert wurde. Im Vorjahr wurden The Gate vom Veranstalter (bewusst?) fälschlicherweise mit einer Special Running Wild Show mit Preacher und Hasche angekündigt, und dadurch wurden natürlich die Erwartungen der Fans entsprechend geschürt. Dass lediglich drei Running Wild Songs der Frühphase gespielt werden sollten, und dass Hasche lediglich für diese drei Songs auf die Bühne klettern würde, war zum Beginn des Gigs von The Gate nur wenigen Anwesenden bewusst. Diese Fehlinformation und die dadurch entstandenen hohen Erwartungen, und die schlussendlich resultierende Enttäuschung bei einigen Zuschauern muss der Veranstalter auf seine Kappe nehmen, da die Band zu keiner Zeit auch nur Ähnliches verlauten ließ. Wenden wir uns jedoch der Musik zu: Aufgrund der Absagen von Megahera und ADX bekamen The Gate die Gelegenheit, 60 Minuten lang ihre eigenen Songs an den Mann zu bringen, um im Anschluss die drei Running Wild Klassiker zum Besten zu geben, woraus schlussendlich - inklusive Schlagzeugumbau für Hasche - stolze 90 Min. Bühnenzeit resultierten. Mir war das durchaus recht, finde ich das Debüt der Kölner Band doch sehr gelungen. Für die Mehrheit der Anwesenden war die Darbietung des für sie unbekannten Materials, das dazu noch eine eher moderne Ausrichtung (v.a. im Gesangsbereich) als einen traditionellen Running Wild Touch aufweist, zu langatmig. Generell muss man der Band vorwerfen, dass auf der Bühne zu viel gelabert wurde, was viele der ausländischen Anwesenden zudem nicht verstanden haben. Wie auch immer, der neue Sänger Sven machte seine Sache gut, vor allem unter der Berücksichtigung, dass es erst sein zweiter Auftritt mit der Band war. Soundtechnisch war alles im grünen Bereich, die Band wirkte eingespielt und spielfreudig und die zwei neuen Songs („Hammerstein“ und „Open The Gate“) aus der Feder von Preachers Sohnemann Koby fügten sich gut in den Restset ein. Nach der Darbietung des überarbeiteten Uralt-Running Wild Songs „Deliver From Sin“ (der Songs wurde von RW nie regulär veröffentlicht), folgte dann eine relativ lange Umbaupause, um das Schlagzeug für Hasche herzurichten. Diese Umbaupause wurde mit viel Gerede über die alten Zeiten überbrückt. Es fanden sich tatsächlich ein paar alte Recken die bei der Plattentaufe zu Gates to Purgatory Zeiten vor Ort waren, u.a. auch ein gewisser Django (Running Wild’s Roadie der Frühphase, der auch heute bei The Gate wieder Roadie-technisch aktiv war), der vielen als der Schweisser auf dem Gates to Purgatory Cover bekannt sein dürfte. Die drei RW Kracher „Chains & Leather“, „Soldiers of Hell“ und das obligate „Prisoner Of Our Time“ brachten den Garten dann kräftig zum Kochen und die Songs wurden lauthals mitgegrölt. Die Band hatte sichtlich ihren Spaß, auch wenn man dem guten Hasche doch angemerkt hat, dass er über 20 Jahre kein Schlagzeug mehr angefasHOA the gate preacher LIVE 2012st hatte. Egal, hier ging es hauptsächlich darum, den Fans etwas Spezielles zu geben, und das haben die Zuschauer auch bekommen. Mir hat’s jedenfalls gefallen.

Setlist:
Into The Pit
Shout For Metal
Guy Anvil
Earth Cathedral
Hiding Where The Wolves Live
Hammerstein (Heaven May Fall)
Open The Gate
Face Your Fear
Mountains
Deliver From Sin
Chains & Leather
Soldiers Of Hell
Prisoner Of Our Time

 

HOA in solitude LIVE 2012Blacksmith habe ich dann aufgrund des Biertrinkens mit dem ehemaligen Rennenden Wild verpasst. Klang aus der Ferne aber gut. Die Schweden von In Solitude (Foto links) habe ich 2008 an der Scandinavian Metal Attack in Lille das erste Mal live gesehen. Dort haben sie als echter Newcomer ohne jegliches Release eine recht amtliche Falle gemacht. Auch der Keep It True Gig 2009 war durchaus in Ordnung, aber was war das hier für ein Müll? Ich weiß nicht was sich Sänger Pelle Ahman alles für Wässerchen und Pülverchen vor dem Gig reingezogen hatte, nüchtern konnte er aber keinesfalls gewesen sein. Die musikalische Leistung seiner Sidekicks war noch einigermaßen okay, auch wenn es da den einen oder anderen Spielfehler gab, aber der „Gesang“ war unter aller Sau. Das Gekrächze hatte eigentlich nichts mit Gesang zu tun, und hatte überhaupt nicht zu den gespielten Songs passen wollen. Pelles orientierungsloses Herumgetorkel, bei dem er alles mitriss, was sich ihm in den Weg stellte, war ebenfalls peinlich. Es bleibt zu hoffen, dass der Jüngling irgendwann wieder Bodenkontakt bekommt, und dann vielleicht erkennt, dass eine anständige Liveperformance wichtiger ist, als irgendein (pseudo)okkultes Image. Der Gig am HOA hat der Band jedenfalls mehr geschadet, als dass man Eigenwerbung hätte betreiben können. Schade, das Debüt und die erste 7“-Single waren echt stark! Aufwachen Jungs!!!

 

HOA hobbs angel LIVE 2012Mit Hobbs Angel Of Death enterte dann eine völlig unterbewertete Underground-Legende die Bühne. Auch wenn es keiner so richtig mitbekommen hat, aber die Band ist seit 2002 wieder aktiv. Peter Hobbs wechselte seine Mannschaft 2011 erneut komplett aus. Umso beängstigender war das prägnante Zusammenspiel der Kultband. Gezockt wurde das komplette Debütalbum "Hobbs Angel Of Death" von 1988, wenn auch nicht in chronologischer Reihenfolge. Die Songs, u. a. "Jack The Ripper", "House Of Death und das abschließende "Marie Antoinette", wurden brutal und arschtight runtergeholzt. Und das satanische Image hat man Peter Hobbs mit seinen wütenden, hasserfülten "Fuck Christ! Fuck him!"-Ausrufen jederzeit abgenommen. Hobbs Angel Of Death anno 2012 sind böse, wütend, authentisch und schweinebrutal! Nicht nur für mich war dieser Gig der beste auf diesem Festival. Hoffentlich bleiben uns die Australier noch lange erhalten und beglücken uns bald mit dem ersten Studioalbum seit 1994! (Daniel Müller).  

 

Von Black Rose kenne ich das Material zu wenig, um eine detaillierte Kritik abzugeben. Zudem habe ich deren Auftritt lediglich aus der Ferne gesehen. Die Band hat meiner Ansicht nach jedoch ihre Sache sehr gut gemacht und die Gelegenheit des Festivals genutzt, um eine starke Visitenkarte abzugeben.

 

Tankard sorgten dann bei ihrer Ankunft im Backstage Bereich gleich für schallendes Gelächter. Kaum stand ihr Gefährt still, und die Türen wurden geöffnet, fiel auch schon die erste leere Bierflasche aus dem Auto. Na ja, wenn man einen vorauseilenden Ruf als Kampftrinker hat, gilt es diesen natürlich zu verteidigen. Ich frage mich immer wieder, wie Gerre seine doch mehr als beachtliche Wampe wegbekommen hat. Der Kerl sieht nach seiner Gewichtsreduktion richtig gut aus, und seiner Bühnenpräsenz kommt die bessere Linie auf jeden Fall zu gute. Respekt! Vor drei Jahren bei Tankards letztem HOA Besuch sah die Frontsau jedenfalls noch wesentlich umfangreicher aus. Tankard stiegen dann mit einer oldschool Doublette in Form von „Zombie Attack“ und „The Mourning After“ in ihren Set ein, der keinen treuen Fan der Band unzufrieden zurückgelassen haben dürfte. Mit einer erfrischenden Agilität stürmten Gerre, Andi und Frank über die Bühne und sorgten mit breiten Grinsen im Gesicht und mit ihrem Alcoholic Metal allerseits für gute Laune. Coole Show, bestehend aus alten Perlen („Maniac Forces“, „Chemical Invasion“, „Freibier“) und Tracks neueren Datums („The Beauty And The Beast“, „Stay Thirsty“, „Rules For Fools“, „Die With A Beer In Your Hand“), die mir sehr gefallen hat. Beim abschließenden „(Empty) Tankard“ wurden die Bierkrüge allerseits gefüllt und die vier Hessen durften sich als einer der Festivalgewinner vom Publikum verabschieden. Manch eine Band auf dem Billing könnte sich im Hinblick auf die Bühnenpräsenz ein Stück von den vier Saufbolden aus Frankfurt abschneiden. Geiler Gig, der Lust auf mehr Geprügel gemacht hat.

Setlist:
Zombie Attack
The Morning After
The Beauty And The Beast
Slipping From Reality
Stay Thirsty
Rules For Fools
Alcohol
Maniac Forces
The Metal Lady Boy
Die With A Beer In Your Hand
Chemical Invasion
Rectifier
Freibier
(Empty) Tankard

 

HOA powermad LIVE 2012Und mehr Geprügel stand in Form von Powermad an. Ach, was war ich letztes Jahr enttäuscht, dass die vier Thrasher aus Minneapolis ihren Gig beim HOA 2011 abgesagt hatten. Umso gespannter und heißer war ich auf den diesjährigen Gig. Die vier Prügelbuben starteten ihren Set gleich mit den zwei Albumperlen „Slaughterhouse“ und „Absolute Power“ und hatten das Publikum sofort hinter sich. Weiter ging’s mit „Nice Dreams“ und „Plastic Town“ und selbst „Chasing The Dragon“ von der Boot Camp EP wurde zum besten geben. Der Sound war gut und alle Instrumente waren klar hörbar. Die drei Originalmitglieder Joel DuBay (v, g), Todd Haug (g) und Jeff Litke (b) wurden an der Schiessbude von Soilwork‘s Stockschwinger Dirk Verbeure unterstützt, der mit seinem treibenden Drive eine sehr gute Ergänzung zur Saitenfraktion darstellte. Lange musste ich auf die Gelegenheit warten, diese Band mal live erleben zu dürfen und daher hat dieser Gig speziell Spaß gemacht. Der neue Song „Souls Descending“ kam zwar nicht ganz an die legendären Songs der Vergangenheit heran, wusste aber trotzdem zu gefallen. Auch wenn gewisse Highlights der Vergangenheit wie zum Beispiel „B.N.R“ nicht gespielt wurden, waren Powermad eines des Highlights des diesjährigen HOA’s und haben bei mir einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Bitte mehr davon!

Setlist:
Slaughterhouse
Absolute Power
Nice Dreams
Plastic Town
Chasing The Dragon
Hunter Seeker
Return From Fear
Failsafe
Test The Steel
Terminator
Souls Descending

 

HOA kim LIVE 2012Was in Form von Kim LaChance (Vixen) folgte, war dann eine Spur besser als Fist am Vorabend. Die musikalischen Ergüsse von Kim La Chance waren zwar um Längen besser als die Instrumentalorgien der Kanadier, Kim‘s Sidekicks sind alle ausgezeichnete Musiker und die Gitarrenwand war amtlich, aber das Piepsestimmchen der Dame aus Hawaii war wirklich kaum zu ertragen. Das Dargebotene bewies auf eindrückliche Weise, weshalb sich bereits in den 80ern keine Sau für die Mucke der Dame interessiert hat: Weil sie qualitativ einfach nicht mit der Spitze mithalten konnte. Das hier war allerhöchstens zweitklassiger „Metal“ und eines Headliners unwürdig. So mussten wir wieder einmal feststellen, dass Obskurität nicht mit Qualität gleichgesetzt werden kann! Das Dio-Trio in Form von „Neon Knights“, „Last in Line“ und „Heaven and Hell“ hätte man sich ebenfalls schenken können. Aber so ist es halt, wenn man nicht genug eigene Songs hat, um einen Headliner Slot füllen zu können. Aber weshalb müssen immer wieder dieselben Dio Songs herhalten? Zeigt doch etwas mehr Kreativität bei der Wahl der Coversongs! Richtig Stimmung wollte eigentlich nie aufkommen, so dass wir dann beschlossen, den Heimweg anzutreten. Schade, dieser Headliner war definitiv ein unwürdiger Anschluss des 2012er HOA’s.

 

Schade, dass das Festival dieses Jahr qualitativ den Vorjahren etwas hinterher hinkte. Es gab in den letzten Jahren noch nie so viele Totalausfälle (Silver Mountain, Fist, In Solitude, etc.) auf dem Billing wie dieses Jahr. Es bleibt allerdings auch zu bemerken, dass den traditionellen Festivals wie dem H.O.A. oder dem Keep it True langsam aber sicher die zugkräftigen Headliner ausgehen. Das meiste, das sich hinter dem Ofen auf eine Bühne hervorlocken ließen, hat mittlerweile auf einem der beiden oder gar auf beiden Festivals gespielt. Mit welchen Bands sollen die Underground Festivals in Zukunft auffahren, ohne sich dauernd zu wiederholen? Die Aufgabe der Veranstalter wird immer schwieriger und wie die diesjährige Ausgabe des HOA gezeigt hat, ist man nicht immer vom Glück verfolgt. Zum Glück gab es aber doch ein paar bemerkenswerte Highlights. So konnte man einen deutschen Newcomer der besonderen Art in Form von Attic bewundern, bekam von Artillery und Powermad eine ordentliche Tracht Prügel verpasst und konnte auch andere sehenswerte Bands wie Lizzy Borden, Vanderbuyst, The Sanity Days, Sinner oder Tankard bewundern. Zudem bekam man mit 50% Ex-Running Wild auf der Bühne und 75% Ex-Running Wild bei der Signing Session (Stephan Boriss war ebenfalls anwesend) ein besonderes Zückerchen vorgesetzt, in Anbetracht dessen größere Festivals neidisch nach Brande geschielt haben dürften. Alles in allem, ein generell gelungenes Festival mit super Wetter, guter Stimmung und mehrheitlich guten Bands. Hoffen wir, dass wir im nächsten Jahr wiederum ein qualitativ durchgehend gutes Billing zu sehen bekommen. Die ersten bestätigten Bands lassen durchaus darauf hoffen. Wie die Vergangenheit gezeigt hat, kann sich am Billing bis zum nächsten Juli jedoch noch einiges ändern. Bis dahin sagen sich die Füchse und Hasen in Brande-Hörnerkirchen wieder gute Nacht.

Für 2013 sind bereits bestätigt: Vicious Rumors (performing never played stuff), Demon, Praying Mantis, Trespass, Heretic, Rival, Blood Feast, Game Over, Muro, Skiltron, Kissin’ Dynamite, Sleepy Hollow, und Midnight Priest. 

Link zum Review H:O:A Tag 1:

http://www.crossfire-metal.de/live-reviews/headbangers-open-air-tag-1-brande-hoernerkirchen-26072012/

Link zum Review H:O:A Tag 2:

http://www.crossfire-metal.de/live-reviews/headbangers-open-air-tag-2-brande-hoernerkirchen-27072012/ 



Autor: Steph Bachmann & Daniel Müller - Pics: Steph Bachmann & Daniel Müller